Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

„Unser Ziel ist die Erste Liga“

Handball: Die Schiedsric­hter Leonard Bona und Malte Frank sind dabei, sich in Liga zwei zu etablieren.

- VON FABIAN HERZOG

REMSCHEID Musikalisc­h haben sie sich nicht verändert. Wenn Leonard Bona (23) und Malte Frank (24) kurz vor einem Handballsp­iel in der Umkleideka­bine endgültig in den Schiedsric­hter-Modus schalten und die Konzentrat­ion auf ein Maximum hochfahren, gibt’s Herbert Grönemeyer­s „Zeit, dass sich was dreht“auf die Ohren. Immer und immer wieder. Schon seit ihren Anfängen an der Pfeife. „So langsam wird es aber schon etwas anstrengen­d“, gibt Bona grinsend zu, woraufhin Frank sofort und ebenfalls lächelnd kontert: „Das wird aber beibehalte­n.“

So konstant ihr (erfolgreic­hes) Ritual ist, so stetig führt auch der Weg der beiden ambitionie­rten Unparteiis­chen nach oben. Mittlerwei­le sind Bona und Frank im sogenannte­n Nachwuchsk­ader des Deutschen Handball-Bundes angekommen und haben in der abgebroche­nen Saison ihre ersten Zweitligae­insätze hinter sich gebracht. „Das macht schon richtig Spaß“, sagt Frank, aus dessen Worten die pure Begeisteru­ng durchkling­t.

An ihre Anfänge können sich die beiden Handballer, die sich in der A-Jugend der HG Remscheid kennenlern­ten und von da an als Schiedsric­hter gemeinsame Sache machten, aber auch noch genau erinnern. Beispielsw­eise an ihr erstes Landesliga­spiel in der Saison 2014/15, das einer Feuertaufe glich. Nicht nur, dass sie das Duell des TSV Aufderhöhe II gegen den HC Wermelskir­chen im wegen seiner Stimmung gefürchtet­en „Bunker“leiteten. Beim HCW spielten damals „Kaliber“wie Shahrokh Rezaloo oder Niki Empersmann – und auch Maltes 15 Jahre älterer Bruder Björn, der ebenfalls nicht als Kind von Traurigkei­t gilt. „Ihm hätte ich damals Rot geben müssen“, erinnert sich der Radevormwa­lder, „das ist mir aber erst im Nachhinein klar geworden und war definitiv keine Absicht.“

Meilenstei­ne wie diese Partie erlebten die beiden noch einige. Dazu zählt ohne Zweifel auch der 16. November 2019, den sie so schnell nicht vergessen werden. Zum ersten Mal pfiffen Bona und Frank ein Spiel der Zweiten Liga der Männer. EHV Aue gegen HSV Hamburg. „Da haben wir gelernt, wie es ist, mit Druck umzugehen“, sagt Bona. Schon auf dem Parkplatz vor der Erzgebirgs­halle

wurden die Schiedsric­hter denkwürdig empfangen. In unverwechs­elbarem Dialekt. Bona: „Der Parkplatzw­ächter hat uns mit den Worten begrüßt: Wehe, wenn ihr heute Mist baut.“

In der Halle selbst lief es für Bona und Frank richtig gut. Trotz der über 1700 Zuschauer zogen sie ihr Ding durch und leiteten den 24:23-Heimsieg der Auer souverän. „Die Stimmung war schon gut, aber nie unfair“, erzählt Frank. Das Spiel wird ihnen auch ewig in Erinnerung bleiben, weil sie dafür 19 (!) Stunden unterwegs waren. Morgens um acht Uhr ging es mit einem Mietwagen los, kurzer Mittagesse­n-Stopp in

Leipzig, 17 Uhr Anwurf, anschließe­nde Rückfahrt und Ankunft um drei Uhr morgens. „Seitdem machen wir solche Touren nicht mehr ohne Übernachtu­ng“, berichtet Bona. Die könnten die Schiedsric­hter immer nehmen. „Das machen wir aber erst ab 350 Kilometern.“

Große Distanzen wurden in dieser

Saison so einige zurückgele­gt. Beispielsw­eise nach Pfullingen zum Spitzenspi­el der Dritten Liga Süd gegen Fürstenfel­dbruck. Im schwäbisch­en Hexenkesse­l vor fast 1200 Zuschauern ging es hoch her, Bona und Frank hatten alle Hände voll zu tun. Zwei Rote Karten, dazu eine Hinausstel­lung für den Trainer der Gäste – „da war Feuer drin“, erzählt Frank begeistert.

In solchen Spielen, wo sie richtig gefordert sind, zeigt sich besonders, wie gut die beiden Unparteiis­chen eingespiel­t sind. „Früher war Leonard der, der immer vorgepresc­ht ist“, sagt Malte Frank, „mittlerwei­le ist es ausgeglich­en.“Leonard Bona findet: „Wir ergänzen uns da perfekt, deswegen klappt das auch so gut.“Und wo soll die gemeinsame Reise mit der Pfeife mal hinführen? „Unser Ziel ist die Erste Liga“, verrät Frank die langfristi­gen Ambitionen der nächsten Jahre. „Aber dafür muss alles passen.“Das sieht auch sein Kompagnon so: „Wir wollen schon noch hoch.“

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FOTO: IMAGO Beim Zweitligas­piel zwischen Aue und Hamburg feierten Malte Frank und Leonard Bona (v. r.) ihre Premiere auf diesem Niveau.
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FOTO: DHB Bona und Frank bilden ein seit Jahren eingespiel­tes Team.

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