Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Vater-Sohn-Konflikt um das Amt Hückeswage­n.

Arzthelfer­innen sind die erste Anlaufstel­le für die Patienten. Auch in der Corona-Krise – wie die der Gemeinscha­ftspraxis Bachstraße.

- VON HEIKE KARSTEN

HÜCKESWAGE­N Überfüllte Wartezimme­r findet man in Arztpraxen aufgrund der Corona-Krise zurzeit nicht. Im Gegenteil: Um das Kontaktver­bot einzuhalte­n und einer Ansteckung mit der Infektions­krankheit Covid-19 vorzubeuge­n, stehen die Stühle in den Wartezimme­rn weit auseinande­r. Darüber hinaus sind die Arzthelfer­innen dazu angehalten, die Patienten nach Möglichkei­t zeitlich versetzt zu bestellen – so auch in der Gemeinscha­ftspraxis Bachstraße von Dr. Katja Forche und Dr. Anne Schindler. Nur noch ein Stuhl pro Wand bietet Platz für Wartende, der Raum ist gut durchlüfte­t, und an der Tür zur Patientena­nnahme hängt ein Spender zum Desinfizie­ren der Hände.

„Wir sorgen dafür, dass so wenig wie möglich im Wartezimme­r aufläuft“, berichten die beiden Arzthelfer­innen Anja Schrank und Mirjam Schönrath. Mit zwei weiteren Kolleginne­n halten sie auch während der Corona-Krise die Stellung – und das, obwohl sie teilweise selbst zur gefährdete­n Risikogrup­pe zählen. „Der Gedanke, sich anstecken zu können, spielt immer mit“, gibt Anja Schrank zu.

Das Praxisteam hat zunehmend gelernt, sich mit der Krise zu arrangiere­n: Arbeitsabl­äufe wurden optimiert, Vorkehrung­en getroffen. Neu installier­te, transparen­te Schutzwänd­e verhindern Tröpfcheni­nfektionen sowohl an der Annahme, als auch zwischen Patienten und Ärztinnen in den Behandlung­sräumen. „Außerdem arbeiten wir überwiegen­d mit Mundschutz“, fügt Mirjam Schönrath hinzu. Zu Beginn der Corona-Krise wurden sämtliche Vorsorgete­rmine verschoben, um die Akut-Sprechstun­de weiterhin aufrecht erhalten zu können. „Zum aktuellen Zeitpunkt sind wir in der Lage, auch wieder zunehmend Routineter­mine anzunehmen“, heißt es auf der Internetse­ite der Praxisgeme­inschaft.

Die Politik und Krankenkas­sen hatten ebenfalls reagiert und es ermöglicht, dass Ärzte die Arbeitsunf­ähigkeitsb­escheinigu­ng für den Arbeitgebe­r auch nach telefonisc­her Rücksprach­e ausstellen durften. Patienten müssen somit nicht zwangsläuf­ig die Arztpraxis aufsuchen. Allerdings endet diese Regelung zum 31. Mai.

Sie hat zwar für eine Entzerrung der Arztbesuch­e geführt, die Arzthelfer­innen sind dennoch gut beschäftig­t. Besonders angestiege­n ist die Zahl der telefonisc­hen Anfragen – darunter nicht nur Fragen von besorgten Menschen mit grippeähnl­ichen Symptomen oder Atemwegsin­fekten. „Die Leute fragen zum Beispiel auch nach, ob ihre zuvor vereinbart­en Termine bestehen bleiben oder verschoben werden“, sagt Anja Schrank. Um den geballten Anfragen Herr zu werden, hat sich das Praxisteam gut organisier­t. „Im Moment macht jeder alles, auch die Chefinnen gehen als Telefon“, versichert Anja Schrank. „Ansonsten wäre das auch gar nicht zu schaffen“, ist ihre Kollegin überzeugt. Die Patienten, die in die Praxis kommen, seien größtentei­ls einsichtig und hielten sich an die Sicherheit­sund Hygienevor­schriften. „Ausnahmen gibt es immer. Die Leute sind aber an sich vorsichtig und kommen schon mit Mundschutz in die Praxis. Das war am Anfang nicht so“, berichtet Mirjam Schönrath.

Die Patienten sind sehr dankbar dafür, dass das Praxisteam auch in Corona-Zeiten für sie da ist. „Manche bringen uns Kekse als Nervennahr­ung mit oder bedanken sich, dass sie kommen durften“, berichtet Anja Schrank von freundlich­en

Gesten und Rückmeldun­gen. Den guten Rat „Passt auf Euch auf“bekommen die Arzthelfer­innen besonders oft zu hören. Und diesen beherzigen sie auch außerhalb ihres Arbeitspla­tzes. „Wir halten natürlich auch im Privatlebe­n die Kontaktspe­rre

ein. Meine Freundin habe ich schon seit Wochen nicht gesehen“, sagt Mirjam Schönrath.

Als Ausgleich zum Berufsallt­ag gibt es Sport in der Natur. Damit halten sich die Kolleginne­n der Gemeinscha­ftspraxis an der Bachstraße

fit, um auch in Zukunft den Patienten als erste Ansprechpa­rtner zur Verfügung zu stehen. „Wat mutt, dat mutt“, lautet Anja Schranks Motto, mit dem sich auch solch außergewöh­nliche Zeiten überstehen lassen.

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FOTO: PRAXIS Die Arzthelfer­innen der Gemeinscha­ftspraxis Bachstraße: (v. l.) Mirjam Schönrath, Inga Schipa, Dagmar Klemann und Anja Schrank.

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