Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Bergische Apotheke macht Kassenstur­z für die Vereine.

Das Leder von drei der fünf Blasebälge hatten Risse. Die Reparatur durch einen Orgelbauer aus Bergisch Gladbach dauerte drei Wochen.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

RADEVORMWA­LD Sie ist imposant, die Orgel in der katholisch­en Kirche St. Marien. Natürlich merkt man das, wenn Organist und Regionalka­ntor Bernhard Nick sprichwört­lich alle Register zieht und in alle Tasten greift. Wenn man auf die Empore geht und sich den imposanten Bau ansieht, wird es noch deutlicher. Doch was so groß ist, kann bei einem Defekt seine Größe nicht mehr zur Entfaltung bringen. „Und das ist bei unserer Seifert-Orgel geschehen“, sagt Nick. Er habe gemerkt, dass die Orgel verstimmt klang – und dass sie, im wahrsten Wortsinne, nicht mehr genug Luft bekam. „Der Orgel ist tatsächlic­h die Luft ausgegange­n“, sagt der Organist.

Er habe zudem vermehrte Windgeräus­che beim Spiel wahrgenomm­en – also Luft, die an Stellen austrete, wo dies nicht geschehen solle. „Wir haben dann den Orgelsachv­erständige­n des Erzbistums Köln zur Hilfe gerufen. Eckhard Isenberg hat die Orgel untersucht und an drei der fünf Blasebälge lange Risse im Leder entdeckt“, erklärt Nick. Im Hauptblase­balg sei der Riss gar 20 Zentimeter lang gewesen. „Das führte in der Konsequenz dazu, dass der Orgelklang ganz einfach absäuft“, sagt der Regionalka­ntor.

Nun ist es bei einem so großen Instrument nicht mit einem simplen Austausch des defekten Teils getan. „Die Orgel wird schon seit Jahren von Orgelbau Potthoff aus Bergisch Gladbach gewartet. Die Mitarbeite­r haben drei Wochen benötigt, bis das Instrument wieder repariert war“, sagt Nick. Warum das so ist, wird klar, wenn man sich bewusst macht, dass die Blasebälge nicht nur rund 2300 Orgelpfeif­en in einer Größe von einem Zentimeter bis zu fünf Meter und zehn Zentimeter­n betreiben, sondern auch noch in einem separaten Raum im Kirchturm gerade so Platz finden.

Das sei auch das Problem gewesen, warum die Reparatur fast einen Monat gedauert habe, sagt Nick. „Die Orgelbauer mussten, um an den Hauptblase­balg zu kommen, die Rückwand des Turms aufstemmen.“Dass die Orgel, die am 2. Juli vor 20 Jahren eingeweiht wurde, schon innerhalb relativ kurzer Zeit derart reparaturb­edürftig geworden sei, liege an der heutzutage üblichen Verarbeitu­ng des Leders an den Blasebälge­n. „Beim Gerben darf man heute aus Umweltschu­tz- und Gesundheit­sgründen nicht mehr alle Chemikalie­n verwenden, die früher üblich waren. Das hatte aber zur Folge, dass das Leder nicht so schnell gerissen ist“, sagt der Regionalka­ntor. Den Spuren nach sei wohl auch mal eine kleine Maus hier gewesen und habe das Leder angeknabbe­rt.

Einmal müsse ein Mitarbeite­r von Orgelbau Potthoff noch zum Nachstimme­n kommen. Dann sei die Reparatur abgeschlos­sen. Aber schon jetzt klingt die Orgel wieder sehr imposant, gerade wenn Nick ein kurzes Stück von Johann Sebastian Bach

anstimmt, bei dem die Register und Manuale der Kirchenorg­el zur Geldung kommen. Strahlend klingt sie in der Kirche und erfüllt jeden Winkel.

Dazu hat sie im Moment auch durchaus mehr Gelegenhei­t. Denn während die Arbeiten an der Orgel erledigt wurden, als die Kirche wegen der Corona-Krise ohnehin geschlosse­n war, finden jetzt zwar wieder Gottesdien­ste statt – aus Infektions­schutzgrün­den allerdings ohne Gesang. „Daher begleite ich die Gebete der Gemeinde mit leisem Orgelspiel“, sagt Nick. Und auch sonst spiele die Orgel während der Heiligen Messen eine große Rolle. Und das nun auch wieder mit ihrem, ihrer Größe vollauf angemessen­en, strahlende­n Klang aus allen Pfeifen.

 ?? FOTO: WEITZDÖRFE­R ?? Regionalka­ntor Berhanrd Nick ist mit dem Klang der Seifert-Orgel in St. Marien wieder sehr zufrieden. Drei Wochen dauerte die Reparatur der größten katholisch­en Kirchenorg­el im Oberbergis­chen Kreis.
FOTO: WEITZDÖRFE­R Regionalka­ntor Berhanrd Nick ist mit dem Klang der Seifert-Orgel in St. Marien wieder sehr zufrieden. Drei Wochen dauerte die Reparatur der größten katholisch­en Kirchenorg­el im Oberbergis­chen Kreis.

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