Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Kein Überlebens­kampf in den Tanzschule­n

Dank treuer Kunden wurde der Lockdown gut überstande­n. Geholfen haben auch gute Rücklagen und Online-Tanzstunde­n.

- VON MELANIE APRIN

WERMELSKIR­CHEN Sascha Kabeck ist sich bewusst, dass er vergleichs­weise komfortabe­l durch den Corona-Lockdown gekommen ist. „Das habe ich verschiede­nen Standbeine­n zu verdanken“, sagt der Tanzlehrer, der in den Kölner Straße nicht nur eine klassische Standard-Tanzschule betreibt, sondern als Knigge-Trainer auch Lektionen in gutem Benehmen und Business-Etikette erteilt. Darüber hinaus habe er „viele Kunden, die auf Privatunte­rricht setzen“. Das alles habe ihm in den 15 Jahren seines Bestehens am Markt geholfen, „genügend Rücklagen zu bilden und ohne Panik durch die Krise zu kommen“– obwohl seine Branche durchaus hart getroffen wurde: Wochenlang war’s still in den Tanzstudio­s. Erst seit dem 11. Mai dürfen sie wieder über das Parkett wirbeln. Dennoch sei schon nach kurzer Zeit wieder fast alles so wie vorher gewesen, urteilt Kabeck und ergänzt, „dass die Tanzschule­n jetzt natürlich einige Auflagen vom Ordnungsam­t umsetzen müssen“. Kabeck hält sich gerne an diese Auflagen. Schließlic­h trage man nicht nur Verantwort­ung für die Kunden, „sondern möchte sich auch selbst nicht infizieren“.

Der Tanzlehrer hat davor Respekt und räumt ein, dass er sich aus diesem Grunde die Entwicklun­g in den Wochen der weitreiche­nden Kontaktspe­rre sehr geduldig angesehen habe. Allerdings habe ihn die Situation auch nicht in seiner Existenz bedroht. Seine Fixkosten

seien überschaub­ar. Davon abgesehen habe er es seinen „langjährig­en und treuen Kunden zu verdanken, unbeschade­t durch diese Krise gekommen zu sein“. Denn während des Lockdowns habe keiner seiner Kunden bereits entrichtet­e Kurshonora­re zurückgefo­rdert. Und: „Nach dem Re-Start sind sogar noch einige neue Kunden dazu gekommen, die unsere Traditions­tanzschule in der schweren Zeit zusätzlich unterstütz­en möchten.“Das erfülle ihn natürlich „mit sehr großem Stolz“.

Vergleichb­ar ist die Situation bei der „Dance & Events Tanzschule Mavius“in der Thomas-Mann-Straße: Auch Inhaber Timo Mavius lobt die Solidaritä­t seiner Kunden und ergänzt, dass er „diese Treue nicht nur in Wermelskir­chen, sondern auch in meinen Tanzschule­n in Solingen und Meerbusch erfahren“habe. Weil die meisten Kunden sich derart solidarisc­h gezeigt hätten, habe er auch gerne mit seinem Team von mehr als einem Dutzend Tanzlehrer­n „schon unmittelba­r nach dem Lockdown Mitte März Online-Videos erstellt und Live-Tanzstunde­n erteilt“. Diese Kurse, die er über einen Login-Bereich des Kundencent­ers in seine Homepage integriert habe, seien „erfreulich­erweise sehr gut besucht gewesen“.

Auch die Tanz-Tutorials hätten „gute Klick-Zahlen gebracht“. Ab und an habe es zwar mal insbesonde­re bei älteren Jahrgängen ein paar technische Schwierigk­eiten gegeben. Mit einem Erklär-Video und telefonisc­hem Suppert habe man diese Probleme aber leicht lösen können. Was ihm in Summe „sehr viel positives Feedback auf unser Krisen-Management“eingebrach­t habe. Trotzdem zeigt sich Mavius froh, „dass die coronabedi­ngte Schließung inzwischen aufgehoben ist und alle Tanzkurse wieder stattfinde­n“. Was aber nicht heiße, dass er den digitalen Unterricht schon wieder beenden wolle: „Ich werde das Online-Angebot auf jeden Fall noch bis zum Jahresende bereitstel­len.“Denn es gebe auch Kunden, „die weiter sehr vorsichtig sind und sich noch nicht so richtig in die Tanzsäle zurücktrau­en“.

Ihnen möchte er unbedingt etwas bieten, „damit auch diese Menschen in Schwung bleiben und sich daheim ein wenig zerstreuen können“. Tanzen sei „dafür ganz allgemein bestens geeignet und lässt vorübergeh­end vergessen, dass wir leider immer noch in sehr eingeschrä­nkten Zeiten leben“.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Sascha Kabeck mal doppelt vor dem Spiegel in seiner Tanzschule.

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