Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Am Ende entscheidet der Kunde“
Seit 20 Tagen ist der gebürtige Wuppertaler bei der HSG Bergische Panther als Manager im Amt.
Ein erstes Fazit nach 100 Tagen ist Usus, wenn jemand ein neues Amt angetreten hat. Bei Ihnen fragen wir nach 20 Tagen schon einmal nach: Wie haben Sie es als neuer Manager bei der HSG Bergische Panther angetroffen?
FRANK LORENZET Genau so, wie ich es erwartet habe – es gibt viele Themenbereiche zu bearbeiten. Und das hat nicht alleine mit Corona zu tun. Als größter Handballverein im Bergischen Land mit fünf Männer-, drei Frauen und zwölf Jugend-Teams sind die zu beackernden Gebiete umfangreich.
Welche sind aktuell Ihre Hauptaufgaben?
LORENZET Sie heißen Medien, Sponsoring und Kommunikation. Wir sind dabei, eine neue Homepage zu erstellen, unseren Auftritt bei Facebook und Instagram zu modernisieren sowie ein neues Logo zu kreieren. Dazu kommt ein neues Sponsoring-Konzept, welches uns helfen soll, alte Partner zu halten und neue zu akquirieren.
Mit dem sportlichen Bereich haben Sie gar nichts zu tun?
LORENZET Doch, aber da liegt aktuell nicht der erste Fokus. Sportlich stehen und standen die Trainersuche für die 2. Männermannschaft und die restlichen Personalien der 1. Männer auf der Agenda.
Wie ist der Stand der Dinge bei der Zweiten?
LORENZET Wir als Panther haben die entstandene Situation nicht heraufbeschworen. Alexander Zapf hat uns verlassen, nachdem wir seinem Wechselwunsch entsprochen haben. Jetzt gilt es, die bestmögliche Nachfolgelösung zu finden. Fakt ist aber, dass Traumtrainer nicht vom Himmel fallen. Wir haben eine Liste von geeigneten Kandidaten abgearbeitet und gehen davon aus, dass wir Mitte/Ende Juni Vollzug melden können.
Wie wäre es mit einem Trainer Frank Lorenzet bei der 2. Mannschaft?
LORENZET Auf keinen Fall, das ist ausgeschlossen. Es gibt diesbezüglich seitens des Vereins und meinerseits keinerlei Ambitionen oder Gedankenspiele.
Spielen die Panther II in der Saison 2020/2021 in der Verbands- oder in der Oberliga?
LORENZET Wir tappen derzeit wie alle anderen im Dunkeln. Nachdem wir einen Einspruch gegen die Wertung des Verbandes eingelegt haben, wonach wir weiterhin der Verbandsliga zugehörig sein sollen, haben wir nichts mehr gehört. Wir müssen uns in Geduld üben und abwarten, was nach dem 30. Mai passiert. Bis dahin können Mannschaften, die bereits für die neue Spielzeit gemeldet haben, noch zurückziehen. Erst danach kann man endgültig agieren.
Kommen wir zur 1. Mannschaft, dem Drittligisten. Sie sagten, dass es da auch noch Personalien zu bearbeiten gab und gibt.
LORENZET Fix ist, dass Henning Padeken auch in der kommenden Saison für uns spielt, Basti Munkel wird uns in Standby-Funktion weiterhin zur Verfügung stehen. Zudem haben wir die noch vakante Lücke auf Rechtsaußen geschlossen. Den Namen geben wir an diesem Donnerstag bekannt.
Kommen wir zu den Panthern und der Ausrichtung des Vereins für die kommenden Jahre.
LORENZET Wir wollen alles auf professionellere und gesündere Füße stellen. Dazu gehört es, die internen Arbeitsprozesse zu optimieren und die unterschiedlichen Interessen zu bündeln. Alle Beteiligten müssen weiter eine gemeinsame Linie fahren.
Um die Panther-Männer in absehbarer Zeit in der 2. Bundesliga zu sehen?
LORENZET Nach meiner Auffassung sind wir im Herrenbereich an unseren Grenzen angelangt. Die 2. Liga ist im Moment ganz weit weg, fast utopisch. Dafür würden wir nie einen Etat zusammenbekommen. Gleiches gilt für die Frauen, mit denen wir nicht in solche Bereiche vorstoßen können. Für die A-Jugend sehe ich eher schon einmal die Möglichkeit, es im männlichen oder weiblichen Bereich bis in die Bundesliga zu schaffen.
Ist das das große Ziel?
LORENZET Als größter Verein im Bergischen sollte man Ziele haben. Wir versuchen, uns im Jugendbereich nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ besser zu positionieren, um ein Gegengewicht zum Bergischen HC, zum VfL Gummersbach und zum TSV Bayer Dormagen zu schaffen. Dazu brauchen wir besser ausgebildete Trainer, bessere Trainingsmöglichkeiten, ein besseres Scouting und eine bessere Kinderakquise. Um endlich mal wieder Spieler aus der eigenen Jugend in die 1. Mannschaften zu führen, müssen wir Vollgas geben und die Dinge so schnell wie möglich umsetzen.
Wir haben noch gar nicht über das Corona-Virus und die Auswirkungen auf die HSG Bergische Panther gesprochen.
LORENZET Wie alle anderen auch müssen wir uns den aktuellen Gegebenheiten anpassen. Wir produzieren einige Ideen wie Crowdfunding und bringen interaktive Dinge
auf den Weg.
Wobei ja kein Mensch weiß, wann es im Handballsport in welcher Form weitergeht.
LORENZET Und das ist das, was mich sehr ärgert. Über alles wird in der Politik gesprochen, nur nicht über den Amateursport. Alleine die Ballund die Kampfsportler machen in Deutschland 15 Millionen Personen aus. Ich wiederhole: 15 Millionen. Warum sagt man uns nicht, dass sich die Sportler erst dann wieder in Zweikämpfe begeben können, wenn ein Impfstoff gefunden oder das Virus komplett verschwunden ist? Dann hätte man Klarheit, und dann könnten die Vereine planen. Amateursport in Quarantäne funktioniert nicht. Ich frage mich, wofür es jetzt sogar schon Spielpläne für die neue Saison gibt.
Das heißt, Sie glauben nicht an einen Start im September? LORENZET Genau, ich halte Wettkampfsport für Ball- und Kampfsportler in diesem Jahr für ausgeschlossen. Es kann sogar bis zu einem Jahr dauern, bis es wieder losgeht. Ich wäre der glücklichste Mensch, wenn alles schon bald wieder starten könnte. Mein Gehirn sagt mir etwas anderes.
Wäre in dem Fall nicht zu befürchten, dass viele Clubs das nicht stemmen könnten?
LORENZET Es wird den einen oder anderen Proficlub treffen, der in die Insolvenz gehen muss. Da bin ich mir sicher. Im Breitensport hängt es von den Mitgliedern ab, ob Vereine ins Schlingern kommen. Am Ende des Tages entscheidet der Kunde.