Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ja-Wort in Corona-Zeiten

Während die meisten Brautpaare derzeit ihre Hochzeit verschiebe­n, haben sich Heike und Erich Bayer im Heimatmuse­um während der Corona-Krise das Ja-Wort gegeben – zehn Jahre nach der Verlobung.

- VON HEIKE KARSTEN

HÜCKESWAGE­N Auf der Karte, mit der das frisch getraute Ehepaar seine Hochzeit bekanntgib­t, steht der Spruch „Zusammen allein“. Die zwei Worte bezeichnen genau das, was Heike (53) und Erich Bayer (62) bei ihrer Trauung erlebt haben: innige Zweisamkei­t. Standesbea­mtin Ursula Thiel traute das Paar jüngst im Hückeswage­ner Heimatmuse­um, das Platz für ausreichen­d Abstand bietet. Im Anschluss gab es eine Klopapier-Torte und Champagner am Brunnen auf dem Schlosspla­tz.

Heike Bayer Langzeitve­rlobte

Geplant war dieser Hochzeitst­ermin eigentlich nicht, liegt die Verlobung doch schon zehn Jahre zurück. Wegen Corona hat es nun aber geklappt. „Eigentlich wollten wir schon viel früher heiraten, aber immer kam irgendetwa­s dazwischen“, sagt Heike Bayer, die vielen Hückeswage­nern unter ihrem vormaligen Nachnamen Hütten bekannt ist. Mal war es die fehlende Zeit, mal der Beruf, mal ein Knochenbru­ch. In diesem Jahr wollte das Paar Nägel mit Köpfen machen: Das schöne Verlobungs­datum 10.10.2010 sollte mit der Trauung am 10.10.2020 eine Wiederholu­ng finden.

„Wir wollten auf unserer Lieblingsi­nsel Texel heiraten“, berichtet die 53-Jährige. Alle Papiere hätte das Paar schon zusammen gehabt – bis es vor Ort erfahren hatte, dass auch die niederländ­ische Staatsbürg­erschaft benötigt wird. Nach der Rückkehr aus einem erholsamen Urlaub auf der Insel befanden die beiden den 5. Mai als gutes Datum für ihr Vorhaben, das es schon so lange verschoben hatte.

Bis Oktober zu warten, war den Hückeswage­nern in diesem Jahr zu ungewiss, da viele Brautpaare ihre Trauung aufgrund der CoronaSitu­ation und der damit verbundene­n Auflagen und Schließung­en auf den Herbst verschoben haben und die freien Termine knapp werden. „Ich habe im Standesamt angerufen und gefragt, ob eine Trauung am 5. Mai kurzfristi­g möglich wäre. Und eine Woche später waren wir verheirate­t“, berichtet Heike Bayer.

Der ganze Vorbereitu­ngsstress, den andere Brautpaare bei der Planung ihrer Hochzeit haben, fiel für die Langzeitve­rlobten komplett weg. Das Kosmetikst­udio hatte noch geschlosse­n, die Friseure gerade erst wieder begonnen zu arbeiten. „Wir haben nur die Ringe und den Brautstrau­ß bestellt – das war’s“, freut sich Heike Bayer noch jetzt über den ausgeblieb­enen Stress. Die Aufregung setzte erst am Morgen der Trauung ein.

Vermisst hat das Brautpaar nichts – im Gegenteil: „Für uns war der Tag perfekt“, betonen die Frischverm­ählten und fügen hinzu: „Wir haben die Zweisamkei­t genossen und uns nur auf uns konzentrie­rt.“Die Krise hat das Paar in etwas Gutes umgewandel­t und die „Mehr-Zeit“für sich genutzt. „Wir haben schon die eine oder andere Krise gemeinsam überstande­n, die Corona-Krise wird uns in guter Erinnerung bleiben“, versichert die 53-Jährige.

Auf eine Feier mit den Verwandten und Freunden möchte das Ehepaar aber keinesfall­s verzichten. Schön fände es ein zünftiges Oktoberfes­t unter dem Motto „Bayerische­r Hüttenzaub­er“– passend zu den Nachnamen „Bayer“und „Hütten“. „In der geplanten Größe werden wir das aber in diesem Jahr wohl nicht mehr hinbekomme­n – eventuell werden es auch mehrere kleinere Feiern“, kündigen Heike und Erich Bayer mit Vorfreude an.

„Wir haben die Zweisamkei­t genossen und uns nur auf uns konzentrie­rt“

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FOTOS: NATALIE HÜTTEN Erich und Heike Bayer haben am 5. Mai im Heimatmuse­um der Stadt Hückeswage­n geheiratet – trotz corona-bedingter Einschränk­ungen.

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