Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Auto anmelden ist „fast unmöglich“
Weil die Zulassungsstelle im Nordkreis geschlossen ist, sind Behördenangelegenheiten beim Straßenverkehrsamt derzeit besonders aufwendig. Die Rader Politik drängt auf einen besseren Service für die Bürger.
RADEVORMWALD
Zeit und Nerven braucht es für Einwohner von Radevormwald, wenn sie ein neues Fahrzeug anmelden oder andere Dienstleistungen des Straßenverkehrsamtes nutzen möchten. Zwar gibt es in der Nachbarstadt Hückeswagen eine Niederlassung des Kreis-Straßenverkehrsamtes, allerdings öffnet diese nur an zwei Tagen in der Woche und steht einen großen Teil des Jahres über gar nicht zur Verfügung. Im Jahr 2017 hatte die Kreisverwaltung in Gummersbach verfügt, dass die Hückeswagener Niederlassung in den Schulferien geschlossen bleibt.
Als wäre das nicht ärgerlich genug, musste die Zulassungsstelle in der Schloss-Stadt dann auch noch wegen Personalproblemen im Jahr 2018 längere Zeit die Türen schließen. Und derzeit ist sie wegen des Coronavirus geschlossen.
Aus der Politik in Radevormwald hat es immer wieder Vorstöße gegeben, den Service für die Einwohner zu verbessern. So hatte vor zwei Jahren die CDU vor Ort angekündigt, mit ihrem Parteifreund, Landrat Jochen Hagt zu sprechen, um raschere und weniger aufwendige Behördenwege für die Radevormwalder Bürger zu schaffen.
Bislang ohne Erfolg, wie nun Thomas Lorenz von der Fraktion der Radevormwalder Unabhängigen Alternative
nun aus eigenem Erleben berichtet. Sein Fazit: Es sei aktuell „fast unmöglich“, einen Pkw anzumelden. „Gerade bei der Höhe der Kreisumlage ist dieser Nichtservice unverständlich und für die Bürger nicht nachzuvollziehen“, erklärt Lorenz, der für die Wählergemeinschaft der RUA als Bürgermeisterkandidat antritt. Er habe „sieben Wochen ergebnislos versucht, einen Anmeldetermin im Netz oder per Telefon in Gummersbach zu bekommen“, berichtet der Ratsherr.
Philipp Ising, Sprecher der oberbergischen Kreisverwaltung, bestätigt, dass es für Bürger, die ihre Fahrzeuge zulassen möchten, derzeit nur die Möglichkeit gibt, persönlich in Gummersbach vorzusprechen, nachdem sie einen Termin gebucht haben (siehe Info-Kasten). „Es gibt aber auch die Möglichkeit, dies über Autohändler oder Dienstleister zu regeln“, erklärt er. Dies freilich bedeute für die Kunden dann mehr Kosten.
Thomas Lorenz berichtet denn auch, dass, als er schließlich eine Sachbearbeiterin erreichte, diese ihm geraten habe, er solle einen Werkstattdienst nutzen. Die Zusatzkosten könne er, wenn es so wichtig sei, doch sicher tragen. Laut Lorenz’ Berechnung würde das 80 bis 100 Euro mehr kosten. In seinen Augen eine Zumutung für den Bürger, die nicht hinnehmbar sei. Von
Seite seiner Versicherung habe er gehört, dass es solche Schwierigkeiten nur in Gummersbach gebe. Lorenz: „Es kann also nicht nur Corona sein.“Aus diesem Grund hat die RUA-Fraktion der Verwaltung die Frage gestellt, was diese zu tun gedenke, „um die unerträglichen Zustände der Pkw-Anmeldestellen für Radevormwalder Bürger zu verbessern ?“
In der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses wurde das Thema aufgegriffen. Dabei machte die CDU-Fraktion deutlich, dass sie das Thema weiter verfolgt. „Wir haben die Situation über unser Kreistagsmitglied Rolf Schulte wieder in
Gummersbach angemahnt“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Dietmar Busch. In einer der nächsten Dezernenten-Runden solle über diesen Punkt gesprochen werden. „Es geht nicht nur um die Kfz-Zulassungen“, erklärt Busch. „Auch die Lkw-Fahrer müssen für ihre Fahrerkarten immer extra nach Gummersbach.“Man hoffe auch da auf Erleichterungen.
Birgit Hähn, zuständige Dezernentin bei der Kreisverwaltung, kennt den Frust, der manche Bürger bei diesem Thema umtreibt. Allerdings müsse man auch die positiven Seiten sehen: „Unser Kreis war einer der wenigen, die auf dem Höhepunkt der Corona-Maßnahmen den Zulassungsservice weiter ermöglicht haben.“Trotz der schwierigen Bedingungen sei es bislang gelungen, 80 Prozent der sonstigen Zulassungsquote aufrecht zu erhalten. Angesichts der aktuellen Situation, in der es ratsam sei, Kontakte zu vermeiden, seien Zulassungsdiensten ein gute Alternative. Zugleich stellt die Dezernentin in Aussicht, dass man beim Kreis Wege ausprobiert, um es künftig für alle Bürger einfacher zu machen, diese Behördenangelegenheiten zu erledigen.
„Unser Kreis war einer der wenigen, die den Zulassungsservice weiter ermöglicht haben“
Birgit Hähn Dezernentin des Oberbergischer Kreises