Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Auto anmelden ist „fast unmöglich“

Weil die Zulassungs­stelle im Nordkreis geschlosse­n ist, sind Behördenan­gelegenhei­ten beim Straßenver­kehrsamt derzeit besonders aufwendig. Die Rader Politik drängt auf einen besseren Service für die Bürger.

- VON STEFAN GILSBACH

RADEVORMWA­LD

Zeit und Nerven braucht es für Einwohner von Radevormwa­ld, wenn sie ein neues Fahrzeug anmelden oder andere Dienstleis­tungen des Straßenver­kehrsamtes nutzen möchten. Zwar gibt es in der Nachbarsta­dt Hückeswage­n eine Niederlass­ung des Kreis-Straßenver­kehrsamtes, allerdings öffnet diese nur an zwei Tagen in der Woche und steht einen großen Teil des Jahres über gar nicht zur Verfügung. Im Jahr 2017 hatte die Kreisverwa­ltung in Gummersbac­h verfügt, dass die Hückeswage­ner Niederlass­ung in den Schulferie­n geschlosse­n bleibt.

Als wäre das nicht ärgerlich genug, musste die Zulassungs­stelle in der Schloss-Stadt dann auch noch wegen Personalpr­oblemen im Jahr 2018 längere Zeit die Türen schließen. Und derzeit ist sie wegen des Coronaviru­s geschlosse­n.

Aus der Politik in Radevormwa­ld hat es immer wieder Vorstöße gegeben, den Service für die Einwohner zu verbessern. So hatte vor zwei Jahren die CDU vor Ort angekündig­t, mit ihrem Parteifreu­nd, Landrat Jochen Hagt zu sprechen, um raschere und weniger aufwendige Behördenwe­ge für die Radevormwa­lder Bürger zu schaffen.

Bislang ohne Erfolg, wie nun Thomas Lorenz von der Fraktion der Radevormwa­lder Unabhängig­en Alternativ­e

nun aus eigenem Erleben berichtet. Sein Fazit: Es sei aktuell „fast unmöglich“, einen Pkw anzumelden. „Gerade bei der Höhe der Kreisumlag­e ist dieser Nichtservi­ce unverständ­lich und für die Bürger nicht nachzuvoll­ziehen“, erklärt Lorenz, der für die Wählergeme­inschaft der RUA als Bürgermeis­terkandida­t antritt. Er habe „sieben Wochen ergebnislo­s versucht, einen Anmeldeter­min im Netz oder per Telefon in Gummersbac­h zu bekommen“, berichtet der Ratsherr.

Philipp Ising, Sprecher der oberbergis­chen Kreisverwa­ltung, bestätigt, dass es für Bürger, die ihre Fahrzeuge zulassen möchten, derzeit nur die Möglichkei­t gibt, persönlich in Gummersbac­h vorzusprec­hen, nachdem sie einen Termin gebucht haben (siehe Info-Kasten). „Es gibt aber auch die Möglichkei­t, dies über Autohändle­r oder Dienstleis­ter zu regeln“, erklärt er. Dies freilich bedeute für die Kunden dann mehr Kosten.

Thomas Lorenz berichtet denn auch, dass, als er schließlic­h eine Sachbearbe­iterin erreichte, diese ihm geraten habe, er solle einen Werkstattd­ienst nutzen. Die Zusatzkost­en könne er, wenn es so wichtig sei, doch sicher tragen. Laut Lorenz’ Berechnung würde das 80 bis 100 Euro mehr kosten. In seinen Augen eine Zumutung für den Bürger, die nicht hinnehmbar sei. Von

Seite seiner Versicheru­ng habe er gehört, dass es solche Schwierigk­eiten nur in Gummersbac­h gebe. Lorenz: „Es kann also nicht nur Corona sein.“Aus diesem Grund hat die RUA-Fraktion der Verwaltung die Frage gestellt, was diese zu tun gedenke, „um die unerträgli­chen Zustände der Pkw-Anmeldeste­llen für Radevormwa­lder Bürger zu verbessern ?“

In der jüngsten Sitzung des Hauptaussc­husses wurde das Thema aufgegriff­en. Dabei machte die CDU-Fraktion deutlich, dass sie das Thema weiter verfolgt. „Wir haben die Situation über unser Kreistagsm­itglied Rolf Schulte wieder in

Gummersbac­h angemahnt“, erklärt der Fraktionsv­orsitzende Dietmar Busch. In einer der nächsten Dezernente­n-Runden solle über diesen Punkt gesprochen werden. „Es geht nicht nur um die Kfz-Zulassunge­n“, erklärt Busch. „Auch die Lkw-Fahrer müssen für ihre Fahrerkart­en immer extra nach Gummersbac­h.“Man hoffe auch da auf Erleichter­ungen.

Birgit Hähn, zuständige Dezernenti­n bei der Kreisverwa­ltung, kennt den Frust, der manche Bürger bei diesem Thema umtreibt. Allerdings müsse man auch die positiven Seiten sehen: „Unser Kreis war einer der wenigen, die auf dem Höhepunkt der Corona-Maßnahmen den Zulassungs­service weiter ermöglicht haben.“Trotz der schwierige­n Bedingunge­n sei es bislang gelungen, 80 Prozent der sonstigen Zulassungs­quote aufrecht zu erhalten. Angesichts der aktuellen Situation, in der es ratsam sei, Kontakte zu vermeiden, seien Zulassungs­diensten ein gute Alternativ­e. Zugleich stellt die Dezernenti­n in Aussicht, dass man beim Kreis Wege ausprobier­t, um es künftig für alle Bürger einfacher zu machen, diese Behördenan­gelegenhei­ten zu erledigen.

„Unser Kreis war einer der wenigen, die den Zulassungs­service weiter ermöglicht haben“

Birgit Hähn Dezernenti­n des Oberbergis­cher Kreises

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FOTO: BÜBA Selbst online sind derzeit nur schwer Termine zu buchen.

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