Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Modehaus Händeler macht Schluss

Für Inhaberin Christel Händeler-Omran war die Corona-Krise der letzte Puzzle-Stein, der zur längst angedachte­n Entscheidu­ng führte. Die Virus-Pandemie hatte schon im März verhindert, dass das Geschäft sein 100-jähriges Bestehen ausgiebig feiern konnte.

- VON STEPHAN SINGER

Für Inhaberin Christel Händeler-Omran war die Corona-Krise der letzte Puzzle-Stein, der zur Schließung im August führte.

WERMELSKIR­CHEN Als Opfer der Corona-Pandemie und den damit verbundene­n wirtschaft­lichen Folgen will sich Christel Händeler-Omran nicht sehen. Aber: Eine Rolle hat der Shutdown zur Eindämmung der Covid-19-Ausbreitun­g bei ihrer Entscheidu­ng schon gespielt. Ende August schließt Mode Händeler an der Schillerst­raße die Türen ab. Das Fachgeschä­ft für Damenund Herren-Oberbeklei­dung blickt auf eine über 100-jährige Tradition zurück, eigentlich sollte das Jubiläum im März gefeiert werden: „Aus den geplanten Aktionen für die Kunden und der Feier wurde wegen Corona nichts“, berichtet Christel Händeler-Omran und fügt hinzu: „Ich möchte keine zweite Corona-Welle und eine dadurch notwendige Schließung über Wochen erleben.“Dennoch, so betont die Geschäfts-Inhaberin: „Bis Ende August wollen wir den Betrieb fortführen, uns von unseren vielen Stammkunde­n verabschie­den und wir bekommen auch noch neue Ware geliefert.“

Die Entscheidu­ng zur Aufgabe des Geschäfts beschäftig­t Christel Händeler-Omran „nicht erst seit gestern“, wie sie im Gespräch mit unserer Redaktion sagt: Die Corona-Pandemie war sozusagen der letzte Puzzle-Stein, habe den endgültige­n Anschub gegeben. „Ich werde 68 und habe 51 Jahre in Vollzeit gearbeitet – da darf man ans Aufhören denken“, stellt Christel Händeler-Omran fest: „Ich möchte bald die kleinen Freuden des Alltags genießen. Dinge tun, wofür sonst immer die Zeit gefehlt hat und ohne Verpflicht­ung mit Freiheit mein Leben einteilen.“

Das Modehaus Händeler blickt auf eine über 100-jährige Tradition zurück – Otto Händeler sen. gründete 1920 den Betrieb, den sein Sohn Otto jun. als Schneider übernahm. Christel Händeler-Omran und Ingrid Fleschenbe­rg sind seine Töchter und stehen bis heute täglich im Geschäft. Die beiden Schwestern werden von Mitarbeite­rin Brigitte

Brück unterstütz­t. „Wir sind das Dream-Team“, beschreibe­n Christel Händeler-Omran und Ingrid Fleschenbe­rg die familiäre und freundscha­ftliche Verbundenh­eit des Trios: „Das wird auch über die Schließung des Geschäfts hinaus so bleiben – wir wollen zum Beispiel unbedingt im Bergischen Land gemeinsame Wandertour­en unternehme­n.“

In ihrem Freundeskr­eis gäbe es niemanden, der so lange in Vollzeit gearbeitet hätte, wie sie, stellt die Geschäftsi­nhaberin fest: „Die Zeiten im Einzelhand­el werden nicht besser.“Gravierend­e Veränderun­gen seien schon passiert und passierten weiter. Da gehörten das Online-Shopping genauso dazu wie ein Einschnitt durch eine Viren-Pandemie.

Einen Nachfolger für ein Bekleidung­sgeschäft zu finden, wäre heutzutage nahezu unmöglich – denn so ein Vorhaben finanziere kaum noch eine Bank. „Obendrein werden unsere Kunden genau wie wir selbst nicht jünger“, sagt Christel Händeler-Omran. Auf die Nachricht der Geschäftsa­ufgabe würde die Stammkunde­n mit sehr großem

Verständni­s reagieren, wenngleich sie die Beratung in Zukunft vermissen würden. „In den riesigen Kaufhäuser­n in den Großstädte­n kommt eine Vollzeitkr­aft auf 400 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche – die sind dann Warenwächt­er, aber Kundenbera­tung können die so nicht mehr leisten“, ist Christel Händeler-Omran überzeugt: „Und deren Geschäftsm­odell scheint ja auch nicht mehr zu funktionie­ren, denn da hört man ja ständig von Problemen.“

Zumindest bis Ende August können sich die Kunden von Mode Händeler auf den gewohnten Service und neue Ware, die noch eintreffen wird, freuen.

Was mit dem Ladenlokal – das Gebäude befindet sich in Familienbe­sitz – nach Ende August geschieht, kann Christel Händeler-Omran noch nicht sagen: „Glückliche­rweise stehe ich nicht unter Zeitdruck, das wird sich zeigen. Vielleicht könnte sich hier ein Versicheru­ngsbüro oder ähnliches einmieten.“

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 ??  ?? Noch bis Ende August sind (v.l.) Christel Händeler-Omran, Ingrid Fleschenbe­rg und Brigitte Brück im Modehaus Händeler für die Kunden da.
Noch bis Ende August sind (v.l.) Christel Händeler-Omran, Ingrid Fleschenbe­rg und Brigitte Brück im Modehaus Händeler für die Kunden da.
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FOTOS (2): STEPHAN SINGER Aufkleber, Schilder und Plakate weisen an der Schillerst­raße 45 unübersehb­ar auf die Schließung des Modehauses Händeler hin.

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