Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ein großer Roman über Irrungen des Lebens
„Bowie“;
Comic Passend zum überzeichneten Image der Kunstfigur Ziggy Stardust ist neulich eine Comic-Biografie erschienen, die das Leben des 2016 verstorbenen Künstlers David Bowie nachverfolgt. In illustrierten Szenen liest und betrachtet man in „Bowie: Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume“die Stationen des provokanten Stars. Von tiefdüsteren Momenten wie dem Nervenklinik-Aufenthalt seines Halbbruders Terry Burns über den neuralgischen Moment, in dem der Künstlername geboren wird, bis hin zum ersten Treffen mit dem Produzenten David Platz im Kino geht die Bilderreise. Ein Vorwort vom britischen SciFiund Comicautoren Neil Gaiman führt in die Welt Bowies ein, und der realitätsorientierte Zeichenstil unterstreicht nur umso mehr das Bunte, Abwegige, das den vorgestellten Charakter Bowie (auch visuell) ausmacht. Unterhaltsam und originell. bur
Literatur Romane, die an einen Bestseller quasi als Fortsetzung anknüpfen, haben es gemeinhin schwer und stehen unter dem Verdacht, den Erfolg mit einem weiteren Buch verlängern zu wollen. Bei Lutz Seiler ist das anders: Sein Nachfolgeroman auf „Kruso“– der vor sechs Jahren mit dem Deutschen Buchpreis dekoriert wurde – ist ebenso grandios: „Stern 111“ist die Geschichte einer Familie, die nach dem Mauerfall in den Westen, eine neue Zeit, ein neues Leben hineinirrt. Sie wird getrennt, durch Aufnahmelager gereicht, der Sohn landet im tieffrostigen Berlin in einer anarchischen Kommune. Nichts, was war, zählt mehr. Natürlich erzählt der in Gera geborene Autor mit eigenen Erfahrungen auch konkrete Zeitgeschichte. Aber vor allem ist es eine große, poetische Betrachtung unseres Lebens, die völlig zu Recht jüngst mit dem Preis der Leipziger Buchmesse bedacht wurde. Unbedingt lesen. los