Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Vorbereitu­ngen für kulturelle­n Leben laufen.

Kulturvere­ine und Kinobetrei­ber drängeln nicht mit der Rückkehr zum Betrieb. Sie wollen wiedereröf­fnen, wenn alle Vorgaben definiert.

- VON THERESA DEMSKI UND STEPHAN SINGER

WERMELSKIR­CHEN Klaus Schiffler verbringt in diesen Tagen viel Zeit in seinem Kino. Das Film-Eck verändert sich und der Kinobetrei­ber und seine Frau haben alle Hände voll zu tun. „Wir haben die Sitze reduziert“, erzählt Christel Schiffler. Aus 100 Plätzen sind 60 geworden, einige haben die Schifflers ausgebaut, andere abgesperrt. Am 30. Mai dürfen Kinos in NRW wieder öffnen. Aber Christel und Klaus Schiffler wollen sich Zeit geben, die Vorgaben prüfen, mit dem Ordnungsam­t ins Gespräch kommen und die Türen erst wieder öffnen, wenn es keine offenen Fragen mehr gibt. Das bedeute: Frühestens am 5. Juni könnte das Film-Eck öffnen. „Aber dafür geben wir noch keine Garantien, es gibt viel zu klären und wir gehen davon aus, dass es eher später wird“, sagt Christel Schiffler. Noch denken die beiden über ein Einbahnstr­aßensystem nach, das einen Ausgang aus dem Saal am Brückenweg möglich machen könnte. „Wir gehören ja auch selber zur Risikogrup­pe“, sagt Christel Schiffler. Einen Schutz an der Kasse hat ihr Mann bereits gebaut.

Ähnlich empfinden das auch viele andere Kulturscha­ffende. „Wir warten jetzt ab“, sagt Peter Scheben, Vorsitzend­er des Kulturvere­ins. Denn die Vorschrift­en für kulturelle Veranstalt­ungen sehen vor September keine Rückkehr auf die Bühne vor. „Für uns als ehrenamtli­cher Verein haben wir zumindest keine finanziell­en Verluste durch die Krise“, sagt Scheben. Der Theaterbet­rieb, den der Verein gemeinsam mit dem Kino realisiert, sei ein Zuschussbe­trieb. Die Eintrittsg­elder decken einen Teil der Künstlerko­sten, der Rest wird mit Spendengel­dern gestemmt. Keine Auftritte, keine Kosten. „Aber wir freuen uns natürlich auf den Moment, in dem wir das kulturelle­s Leben in der Stadt wieder mitgestalt­en können“, sagt Scheben. Er geht davon aus, dass im Kino deutlich weniger Plätze zur Verfügung stehen werden, um die Abstandsre­geln einhalten zu können – das könnte dann auch eine finanziell­e Frage werden. Trotzdem bleibe der Kulturvere­in optimistis­ch: Die erste Veranstalt­ung, die nach aktueller Gesetzesla­ge wieder möglich sein könnte, wäre der Elvis-Presley-Abend am 10. September. „Wir hoffen, dass es klappt“, sagt Scheben.

Auch die Kattwinkel­sche Fabrik hat begonnen, Auftrittst­ermine zu verschiebe­n. Für die meisten Programmpu­nkte wurden bereits neue Termine im Herbst gefunden, andere wurden auf 2021 verlegt. Nach aktuellem Spielplan geht auch die Katt von einem Neustart im September aus.

Einen sehr motivierte­n Vorsitzend­en der Kulturinit­iative Wermelskir­chen sprach unsere Redaktion nach einem Treffen des „harten Kerns“der Ehrenamtli­chen im Haus Eifgen. Michael Dierks: „Wir wollen auf jeden Fall starten.“Das könne in den anstehende­n Sommermona­ten im Haus Eifgen mit Open-Air-Konzerten im Biergarten geschehen: „Konzerte mit bis zu 100 Besuchern unter freiem Himmel sind gestattet.“Natürlich müsste dazu ein Hygiene-Konzept her, das von der Stadt Wermelskir­chen genehmigt sein müsse. „Das ist ein gehöriger Aufwand, den wir aber gerne stemmen wollen, um wieder starten zu können“, sagte Dierks. Dazu gehörten Laufwege für die Besucher, die Einhaltung des Mindestabs­tands,

Spuckschüt­ze, die Möglichkei­t zur bargeldlos­en Bezahlung, die Erfassung der Besucherda­ten, mobile Desinfekti­onsmittel-Spender, Absperrung­en oder die WC-Kontrolle.

Einen Regelbetri­eb wie vor der Corona-Pandemie sieht Frank Kaluscha von der Jugendinit­iative Wermelskir­chen als Trägervere­in des AJZ Bahndamm in naher Zukunft nicht: „Konzerte mit Einhaltung von Mindestabs­tand oder Sitzplatzg­ebot sind ja eigentlich kein Zustand, das macht keinen Spaß.“Natürlich habe der Bahndamm einige Optionen: Es gäbe ausreichen­d Platz und die Markierung von Laufwegen wäre möglich. Aber: „Bei uns steht Kommunikat­ion ganz vorne, wir verstehen uns ja auch als Begegnungs­zentrum. Da gehört es dazu, sich im Laden zu bewegen.“Durch die nötigen Auflagen würde das Gemeinscha­ftsgefühl

eines Abends verloren. „Wir werden im Kreis der Bahndamm-Aktiven in den nächsten Tagen darüber sprechen und entscheide­n, wie wir damit umgehen können und wollen.“

„Die Kulturscha­ffenden drängeln nicht“, stellt auch Erster Beigeordne­ter Stefan Görnert fest. Anfang des Monats hatte er mit dem Bürgermeis­ter und den Kulturanbi­etern in der Stadt an einem Tisch gesessen. Dabei war auch über die Möglichkei­t gesprochen worden, dass Städte Ausnahmege­nehmigunge­n für Veranstalt­ungen mit weniger als 100 Personen erteilen dürfen. „Aber wir können und wollen die Ausnahme nicht zur Regel machen“, betont Görnert, „aktuell sind die meisten kulturelle­n Veranstalt­ungen verboten.“

Ausnahmege­nehmigunge­n bedürfen der Einzelfall­prüfung. Erst eine neue Corona-Schutzvero­rdnung könne den Weg zurück auf die Bühne wieder möglich machen. Es sei wichtig, im Gespräch miteinande­r zu bleiben und die Rückkehr – so gut wie im Moment möglich – vorzuberei­ten. So sei etwa für das Sinfonieor­chester der Musikgemei­nde mit dem Foyer der Mehrzweckh­alle ein neuer Probenraum gefunden worden – jetzt sind Proben unter Einhaltung der Abstandsre­gelungen möglich.

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FOTO (ARCHIV): PETER MEUTER Das Film-Eck wird im Moment umgebaut. Wann Christel und Klaus Schiffler das Kino wieder öffnen, ist im Moment noch ungewiss.

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