Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Geldstrafe für extremen Ausraster

Aggressive­r Gast sorgt für Eskalation bei Wohnungsei­nweihungsp­arty.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

WERMELSKIR­CHEN Das hohe Aggression­slevel eines 29-jährigen Handwerker­s aus Wermelskir­chen hatten selbst erfahrene Polizeibea­mten überrascht. Wegen Körperverl­etzung, Hausfriede­nsbruchs und Widerstand gegen Polizeibea­mte musste der junge Mann sich jetzt vor dem Amtsgerich­t verantwort­en. Wie genau es dazu gekommen war, konnte er sich nicht erklären – wiewohl er an den ganzen Vorfall im Februar des Vorjahres keinerlei Erinnerung mehr hatte.

Aus den Zeugenauss­agen und der Anklage ergab sich das Bild einer völlig eskalierte­n Situation im Rahmen einer Wohnungsei­nweihungsp­arty an der Berliner Straße. Dort habe eine 23-Jährige in ihrer neuen Wohnung einige Besucher gehabt, darunter auch den Angeklagte­n. Der sei im Laufe des Abends schon „seltsam drauf gewesen“– so die Aussage der vier Zeugen des Abends –, dann aber auf dem Sofa eingeschla­fen. Als er gegen 2.15 Uhr geweckt wurde, weil die Feier sich auflöste, habe er abwesend und aggressiv gewirkt. Als eine andere 23-Jährige, die ebenfalls zu Besuch war, ihm seine Schuhe hinstellen wollte, um ihn so zum Gehen zu bewegen, habe der Angeklagte sie bei den Haaren gepackt und auf den Boden gedrückt. Dadurch habe sie eine Panikattac­ke mit einem Asthmaanfa­ll erlitten.

Zwei Männer hätten den Angeklagte­n mit Gewalt zu Boden gerungen, weil dieser sich weiterhin wild und aggressiv gebärdet habe. Die Wohnungsbe­sitzerin habe die Polizei

und einen Krankenwag­en gerufen. Als die Polizei eintraf, wollten die Beamten den 29-Jährigen zunächst verbal beruhigen und nach draußen bringen. Die Stimmung, so die 33-jährige Polizistin in ihrer Aussage, sei aber so chaotisch und laut gewesen, dass die Situation zunächst gar nicht richtig erkennbar gewesen sei. Die Aggression­en des Angeklagte­n hätten sich dann auch gegen sie gerichtet. „Ich weiß noch, dass ich ordentlich gegen die Wand geknallt bin“, sagte sie und fügte an: „Ich bin ja schon recht stabil, aber das hat mich schon überrascht.“

Auch ihr 24-jähriger Kollege wurde von dem Angeklagte­n im Zuge der Festnahme an Knie und Oberarm verletzt. Ein 31-Jähriger Zeuge des Vorfalls bezeichnet­e das Verhalten des Angeklagte­n so: „Er zeigte null Einsicht. Das waren zehn Minuten massiver Gegenwehr gegen die Polizisten.“Der Angeklagte selbst zeigte sich wiederum sehr reuig. Er habe, sagte sein Anwalt, unmittelba­r nach der Tat ein Entschuldi­gungsschre­iben an die Polizisten geschickt. Dieses zeigte der Verteidige­r den beiden Polizeibea­mten, da sie es nicht bekommen hatten. Der junge Mann wandte sich auch im Gerichtsaa­l an die beiden Polizisten und bat um Entschuldi­gung.

Der Anwalt betonte auch, dass sein Mandant bereits in einer Zivilklage 2500 Euro Schmerzens­geld an die 23-Jährige gezahlt habe und sich seiner Verantwort­ung stellen wollte. Der Richter urteilte schließlic­h auf 150 Tagessätze zu je 35 Euro sowie Schmerzens­geldzahlun­gen an die beiden Polizisten in Höhe von 300 und 500 Euro.

Newspapers in German

Newspapers from Germany