Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Die AfD macht sich selbst verdächtig

- VON GREGOR MAYNTZ

Die Beobachtun­g ihres gesamten Landesverb­andes durch den Verfassung­sschutz hat sich die Brandenbur­ger AfD selbst zuzuschrei­ben. Wenn zum einen der AfD-Landeschef Andreas Kalbitz selbst dem eigenen Bundesvors­tand zu rechtsextr­em ist und dieser seine Mitgliedsc­haft aufhebt, zum anderen die AfD in Brandenbur­g daraufhin die Satzung ändert, um Kalbitz in der Landtagsfr­aktion zu halten, dann hat sie sich mit dem Gedankengu­t von Kalbitz insgesamt identifizi­ert. Und dann folgt aus dem einen und dem anderen eben Stufe zwei auf der Skala nachrichte­ndienstlic­hen Vorgehens: der Landesverb­and als Verdachtsf­all.

Bedenklich wäre es gewesen, wenn der Verfassung­sschutz den AfD-Machtkampf um den Ausschluss als belanglose­s Geplänkel abgetan hätte. Der von Kalbitz mit dominierte „Flügel“der AfD hatte sich zwar im Frühjahr angeblich aufgelöst, nachdem der Verfassung­sschutz den „Flügel“zum Verdachtsf­all erhob. Doch die Auflösung geschah nicht in der Weise, dass sich die „Flügel“-Frontleute etwa aus der Verantwort­ung für die Ausrichtun­g der Partei verabschie­deten. Und auch der AfD-Ehrenvorsi­tzende Alexander Gauland blieb bei seiner These, dass die „Flügel“-Vorkämpfer in der „Mitte“der Partei beheimatet seien. Damit zog die AfD automatisc­h den Fokus vom „Flügel“auf die Gesamtpart­ei. Treffend spricht Brandenbur­gs Innenminis­ter Michael Stübgen davon, dass hier der Flügel längst der ganze Vogel geworden sei.

Der Schritt in Brandenbur­g ist auch ein Blick in die nahe Zukunft für die gesamte AfD. Spätestens dann, wenn Parteichef Jörg Meuthen mit seinem Versuch scheitert, die Rechtsextr­emen aus der Partei herauszudr­ängen und diese stattdesse­n immer mehr den Kurs der AfD bestimmen, wird die Beobachtun­g der Gesamtpart­ei zwingend sein.

BERICHT AFD BRANDENBUR­G UNTER BEOBACHTUN­G, TITELSEITE

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