Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Akademie des Handwerks am Honsberg
Das Tool Lab soll mit der neuen Fachhochschule kooperieren. Die Halle Berger am Deutschen Werkzeugmuseum kommt als Standort nicht mehr infrage. 2022 soll der außerschulische Lernort fertig sein.
REMSCHEID In Remscheid soll eine Akademie für handwerkliche Berufe aufgebaut werden. Ende 2022 soll sie in Betrieb gehen. Erste Besprechungen für das Konzept und die Suche nach einem Standort haben bereits begonnen. Mit der Akademie für handwerkliche Berufe, die auch unter dem Arbeitstitel „Tool Lab“(Werkzeuglabor) diskutiert wird, soll Remscheid ein Pendant zur Junior-Universität in Wuppertal erhalten.
„Vielleicht können wir über Projektwochen Begeisterung fürs Handwerk wecken“
Uta Schneider BSW-Geschäftsführerin
An der Junior-Uni in Barmen führen Fachkräfte Kinder und Jugendliche an die akademischen Berufe heran. Ein ähnliches Konzept für die vielfältigen Berufsfelder der Handwerker soll in Remscheid entstehen. „Ich glaube, inhaltlich sind wir uns schnell einig“, sagt Uta Schneider, Geschäftsführerin der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (BSW). Die BSW koordiniert das Projekt. Das Land Nordrhein-Westfalen tritt als Förderer auf. Es handelt sich um ein Teilprojekt für das Bergische Land, das den Titel „Urbane Produktion im bergischen Städtedreieck“trägt. Mit diesen Investitionen soll die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationskraft der Region gesichert werden.
Fred Schulz, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Remscheid, gehört zu dem Personenkreis, der das Projekt begleitet. „Wir begrüßen sehr, dass in Remscheid eine solche Einrichtung entsteht“, sagt Schulz. Das Tool Lab versteht sich als ein außerschulischer Lernort. Vergleichbar mit dem RöLab im Deutschen Röntgenmuseum. Dort haben die Schüler die Möglichkeit, Experimente auszuprobieren, die auf den
Entdeckungen des Nobelpreisträgers basieren. Das RöLab verfügt über Messgeräte und Apparate, die eine Schule für den Physikunterricht nicht vorhalten kann. So ähnlich soll auch das Konzept für das Tool Lab aussehen. Kinder und Schüler lernen an praktischen Beispielen das breite Berufsfeld der Handwerker kennen. Dabei geht es nicht nur um das Hobeln von Brettern oder Schleifen von Gesenken, im Zentrum steht der digitale Wandel in den Handwerksberufen. Ob Dachdecker oder Tischler, ob Mechatroniker oder Metallbauer, ob Heizungstechniker oder Elektroniker für Energie und Gebäudetechnik – die Veränderungen des beruflichen Alltags in diesen Ausbildungsberufen werden bei der Präsentation mitgedacht.
Noch ist kein Standort für die Akademie der Handwerksberufe festgelegt. Schneider zufolge ist man auf der Suche nach einem Gebäude im Stadtteil Honsberg, in der Nähe der neu gegründeten Fachhochschule. „Dort würde es gut hinpassen und Synergien mit der Fachhochschule schaffen können“, sagt Schneider. Die Verwaltung hat inzwischen die Idee verworfen, das Tool Lab an das Deutsche Werkzeugmuseum in Hasten anzuschließen. Ursprüngliche Pläne sahen vor, die Halle Berger,
die zum Areal gehört, entsprechend umzurüsten. Nach Auskunft von Kulturdezernent Sven Wiertz hat sich der Ort als ungeeignet herausgestellt. Der Aufwand für eine Sanierung sei höher als ursprünglich gedacht, sagte Wiertz.
Im nächsten Jahr sollen die Schulen in die Entwicklung der Akademiepläne mit einbezogen werden. „Vielleicht können wir über Projektwochen Begeisterung fürs Handwerk bei Kindern und Eltern wecken“, sagt Schneider. Die wohl schwierigste Frage wird sein, wie das Projekt dauerhaft auf finanziell eigenständige Füße gestellt werden kann.