Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„Die Schüler haben ihre Lehrer vermisst“
Die Leiterin der Förderschule Nordkreis (EKS), berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion, wie die Rückkehr aller Grundschulkinder funktioniert hat.
Frau Schneider, ab Montag sind zumindest wieder alle Kinder aus dem Grundschulbereich zurück im gemeinsamen Unterricht an der Förderschule. Wie war der Neustart?
CORDULA SCHNEIDER Ich habe nur zufriedene Gesichter gesehen. Die Lehrer sind froh, dass die Klassen wieder zusammen sind. Und die Schüler freuen sich auf ihre Klassenkameraden. Aber sie haben auch ihre Lehrer vermisst, denn die tägliche Ansprache hat doch gefehlt. Gerade an unserer Schule ist sie sehr wichtig.
Können denn alle notwendigen Abstände eingehalten werden? SCHNEIDER In den Klassenräume innerhalb einer festen Gruppe sind diese ohnehin nicht mehr vorgesehen, das hätte auch nicht funktioniert. Aber auf dem Weg in die Klassen und auf dem Schulhof müssen die Abstände zu anderen Klassengruppen natürlich weiterhin eingehalten werden, und das klappt auch. Wir haben zudem versetzte Pausen und nutzen unterschiedliche Einund Ausgänge, um in die Schule zu gelangen und das Gebäude wieder zu verlassen.
Worauf mussten Sie bei der Vorbereitung achten?
SCHNEIDER Wir haben zum einen Schüler, die Anspruch auf die Offene Ganztagsschule (OGS) haben, wenn sie dafür angemeldet sind. Zum anderen haben wir die Notbetreuung für Kinder bis zum sechsten Schuljahr, deren Eltern systemrelevant oder alleinerziehend sind. Es war schon eine Herausforderung, beides mit unseren Räumlichkeiten unter einen Hut zu bekommen. Wir können die Gruppen schließlich nicht mischen.
Haben Sie es denn hinbekommen? SCHNEIDER Das haben wir. Wir haben bei den Eltern den Bedarf abgefragt. Da nicht alle Kinder täglich auf eine Betreuung angewiesen sind, konnten wir die Zahl reduzieren. Sonst hätten wir das auch nicht geschafft.
Es gab viel Kritik von Schulleitungen im Land, dass die Landesregierung diese Öffnung wieder zugelassen hat. Was halten Sie davon? SCHNEIDER Das kann ich momentan nicht beurteilen. In drei bis vier
Wochen werden wir’s vielleicht wissen. Man musste halt abwägen – so spricht die sinkenden Infektionszahl womöglich dafür.
Wie haben denn die Eltern reagiert?
SCHNEIDER Erstaunlich ruhig und verhalten. Eltern haben uns gegenüber weder große Sorgen noch große Erleichterung über den regulären Unterricht in den nächsten zwei Wochen geäußert.
Liegt das vielleicht daran, dass Corona nun längst zum Alltag gehört? SCHNEIDER Das ist gut möglich, zumal es mittlerweile auch wieder viele Lockerungen im Alltag gibt. Und in der allgemeinen Wahrnehmung passt es dann doch.
Was würden Sie sich speziell für Ihre Schulform vom Schulministerium wünschen?
SCHNEIDER Dass jetzt schon erste Überlegungen angestellt werden, wie ein Fahrplan nach den Sommerferien aussehen könnte. Auch sollte es nicht nur ein Grundgerüst für die Förderschulen geben, sondern auch weitere Lösungsansätze. Bislang gab es immer wieder viele Löcher, wofür wir dann selber Lösungswege finden mussten. Auch sollte man gleich die unterschiedlichen Formen der Förderschulen bedenken.