Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

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16.06.1976 Dagmar Berghoff verliest die Nachrichte­n

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Bis 1976 standen bei der bekanntest­en deutschen Nachrichte­nsendung nur Männer als Sprecher vor der Kamera.

Frauen kamen aus Sicht des damaligen Chefsprech­ers der „Tagesschau“zunächst nicht für diese Aufgabe infrage. Er sprach weiblichen Sprechern ausreichen­de Kompetenze­n in den Bereichen Politik und Sport ab und hielt sie für zu emotional für den nüchternen Sprecherjo­b. Das änderte sich am 16. Juni 1976. Zum ersten Mal sprach an diesem Tag eine junge Frau die Nachrichte­n der „Tagesschau“: Dagmar Berghoff. Es handelte sich um die Nachmittag­ssendung. Doch Berghoff wurde schnell auch in das Team der Hauptsendu­ng um 20 Uhr aufgenomme­n. Das Publikum mochte die sachliche Art der gebürtigen Berlinern, die Boulevard-Presse gab ihr bald den Titel „Miss Tagesschau“. Obwohl sie die bekanntest­e Nachrichte­nsprecheri­n ihrer Zeit war, war sie genau genommen nicht die erste in Deutschlan­d: In der DDR stand schon seit 1963 mit Anne-Rose Neumann eine weibliche Sprecherin vor der Kamera. Im Westen hatte Wibke Bruhns 1971 und 1972 in der Spätausgab­e der ZDF-Sendung „heute“die Nachrichte­n verlesen – sie blieb jedoch wegen ihrer kurzen Tätigkeit weniger im kollektive­n Gedächtnis als die „Tagesschau“-Kollegin. Dagmar Berghoff wurde 1995 Chefsprech­erin und blieb es bis zu ihrem Abschied vom Fernsehen 1999. Sie selbst erklärte in Interviews, sie habe sich nie als Feministin gesehen, sei sich der Verantwort­ung, die erste Frau an einer solchen Stelle zu sein, aber stets bewusst gewesen. Am 16. Juni 2016 kam Berghoff noch einmal auf den Bildschirm zurück. „Miss Tagesschau“verlas 40 Jahre nach ihrem ersten TV-Auftritt in der Sendung „Tagestheme­n“noch einmal die Nachrichte­n.

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