Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Was die Bundesliga aus der Krise lernen kann

Die Fußball-Branche ist durch die Pandemie arg gebeutelt worden. Doch haben wirklich alle kapiert, dass es ein „Weiter so“nicht geben kann?

- GIANNI COSTA

Nehmen wir mal für einen kurzen Moment an, es bestünde wirklich Interesse an nachhaltig­en Veränderun­gen. Nehmen wir an, die Branche habe verstanden, dass ein „Weiter so“nicht geht. Und dann bleiben wir einfach realistisc­h und schnell wird klar, dass nur wenig anders wird. Oder? Die Corona-Pandemie hat den Fußball empfindlic­h getroffen. Sie hat diverse Schwachste­llen im System schonungsl­os aufgedeckt. Was man bisher geahnt hat, ist offensicht­lich geworden. Es geht zum einen um wirtschaft­liches Fundament. Insgesamt ist die Bundesliga vergleichs­weise gut aufgestell­t. Vereine wie der FC Bayern München, aber auch Borussia Mönchengla­dbach sind trotz Widrigkeit­en stabil. Andere müssen sich deutlich mehr strecken – dem FC Schalke steht das Wasser bis zur Stirn.

Häme ist indes nur bedingt angebracht. Schalke hat auf die Zukunft gewettet und mehrfach hohe Einsätze abgegeben und verloren. Es ist nicht der erste und es wird nicht der letzte Verein sein, der versucht hat, sich Erfolg zu kaufen. Koste was es wolle. Man muss mindestens besorgt auf das Gebaren bei Hertha BSC blicken, wo ein Investor nur so mit den Geldschein­en wedelt und die Hauptstadt dauerhaft von einem Platz in der Champions League träumt. Und wenn das nicht gelingt? Wenn die Rendite ausbleibt?

Welchen Preis ist man bereit für sportliche Erfolge zu zahlen? Alleine deshalb ist es wichtig, Zuschauer nicht als Kunden zu sehen, sondern sie mit in die Strategie einzubezie­hen. Weniger zu riskieren, wird oft als Schwäche ausgelegt. Aber es zeugt von Stärke, auch mal „Nein“zu sagen, sondern seinen Weg zu gehen. Dabei ist es entscheide­nd, nicht immer nur kurzfristi­g von Saison zu hangeln. Der Größenwahn muss ein Ende haben, die Transfersu­mmen herunterge­fahren und Gehaltsobe­rgrenzen nicht gleich als Utopie abgestempe­lt werden. Getrickst würde dann immer noch gewiss ausreichen­d, aber es wäre wenigstens ein Rahmen zur Verfügung.

Ob es wirklich dazu kommt? Zynisch möchte man anmerken: Dazu geht es der Branche sicher noch nicht schlecht genug. Spätestens Anfang Oktober, wenn das Transferfe­nster schließt, wird man sehen, wer verstanden hat und wer weiter munter finanziell­e Überdinger macht. Und damit in die Sommerpaus­e.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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