Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Grütters stellt Abstandsregel zur Diskussion
BERLIN/DÜSSELDORF (bur) Die Kulturbeauftragte des Bundes, Monika Grütters, will eine deutschlandweite Lockerung der Corona-Vorschriften für Kinos und Theater prüfen lassen. In der RTL-Fernsehsendung „Frühstart“und auf Ntv sagte die CDU-Politikerin, es sei vielleicht weniger als 1,50 Meter Abstand möglich, wenn Menschen nebeneinander säßen, in dieselbe Richtung schauten, einen Mundschutz trügen und nicht sprächen.
In einigen Bundesländern – seit Mitte Juni aber nicht mehr in NRW – gilt, dass Besucher in den Vorstellungen nicht neben- oder voreinander sitzen dürfen, wenn der genannte Abstand unterschritten wird. Die derzeit geltende NRW-Landesverordnung
schreibt das Kulturhäusern nicht vor, sofern sie ihre Plätze den Gästen persönlich zuordnen können, indem sie beim Eintritt deren Kontaktdaten sammeln – beispielsweise in Form eines Formulars, das jeder Besucher mitsamt Sitzplatznummer ausfüllen muss. Auf diese Weise dürfen pro Veranstaltung maximal 100 Plätze besetzt werden – es sei denn, der Veranstalter kann ein vom Gesundheitsamt abgenommenes Hygienekonzept vorlegen.
Von mehr als 100 Gästen pro Vorstellung können selbst die größten Kinos momentan nur träumen. „Wir haben katastrophale Besucherzahlen“, sagt Sebastian Riech, Leiter des Ufa-Palasts in Düsseldorf. Obwohl seit dem 4. Juni wieder Filme liefen, hätten die Ticketverkäufe sich nicht erholt: Die am besten besuchte Vorstellung hätte nur 30 Zuschauer gezählt; 400 Besucher, über den ganzen Tag und 13 Säle verteilt sei am Donnerstag die Höchstmarke seit der Wiedereröffnung gewesen – in den Ferien kämen sonst mehr als 2000 pro Tag. Noch weniger lassen sich in den Düsseldorfer Filmkunstkinos blicken, sagt Gesellschafter Kalle Somnitz: „Die Zahlen sind krass einstellig.“Neben Infektionsrisiken begründen Somnitz und Riech das Fernbleiben der Zuschauer mit den monatelang verschobenen Premieren neuer Filme. Sollte zudem noch eine Maskenpflicht am Platz gelten, befürchte Riech den „Tod“der Branche.
Martina Aschmies, Sprecherin des Düsseldorfer Schauspielhauses, erklärt, man wolle mit möglichen Neuplanungen für das September-Programm bis August abwarten. Karten für die Vorstellungen sind schon jetzt erhältlich, jedoch nur in Form von Einzel- oder Zweierplätzen, zwischen denen mindestens 1,50 Meter liegen. Dafür sind beispielsweise im großen Haus, das normalerweise bis zu 750 Besuchern Platz bietet, deutlich mehr als die Hälfte der Plätze weggefallen.
Einstellige Zuschauerzahlen sind dort aber zumindest nicht zu erwarten: Für die Premiere des Stückes „Hyperreal“am 3. September sind laut der Onlinebuchung schon jetzt mehr als 70 Tickets vergeben.