Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Mit den Bannier-Schwestern durch Dabringhausen.
Die „Bannier-Schwestern“sind in Dabringhausen aufgewachsen und bis heute fest in dem Dorf verwurzelt. „Hier kann jeder Dörfler werden“
DABRINGHAUSEN Um eine Frage gleich zu klären: Es heißt zwar Dabringhausen, aber die Bewohner nicht Dabringhausener. „Wir sind Dabringhauser“, stellt Katja Salz-Bannier (34) klar. „Um ganz genau zu sein: Dawerkuser, weil das Dorf auf Bergisch-Platt Dawerkusen heißt.“Und ja, es ist zwar offiziell einer der größten Stadtteile von Wermelskirchen, aber gelebt und geliebt „als Dorf. Unser Dorf“, sagt ihre Schwester Sara Flick (30). „Wir haben in unserem Dörfchen eine tolle Infrastruktur und sind super aufgestellt mit Post, Bäcker, Metzger, Supermarkt, Restaurants, Friseur und so weiter“, zählen die Schwestern auf und fügen grinsend hinzu: „Eigentlich brauchen wir keine größere Stadt in der Nähe. Höchstens für den Drogeriemarkt, den haben wir hier nämlich nicht.“
Die beiden jungen Frauen sind „echte Landkinder“– und durch mehrere Generationen so fest in Dabringhausen verwurzelt, dass selbst die „weite Welt“sie nicht für immer aus ihrem Dorf locken konnte. „Wir sind beide nach dem Abitur für ein halbes Jahr nach Australien gegangen, haben beide in Köln studiert“, sagt Katja Salz-Bannier, „aber es war immer klar, dass wir wiederkommen.“Zurück in das Dorf, „in dem wir als Kinder mal schnell über die Wiese zur Pizzeria gelaufen sind.“Heute stehen an der Stelle schmucke Einfamilienhäuser, „weil Dabringhausen in den vergangenen 15 Jahren wahnsinnig gewachsen ist“, erzählen die Schwestern. „Wir gehören zum Einzugsgebiet von Köln und Leverkusen, und immer mehr Menschen wollen gerne beschaulich und ländlich wohnen.“
Probleme mit den „Städtern“gebe es nicht: „Wer sich hier einbringen möchte, wird auch integriert“, versprechen die beiden. „Es gibt genügend Möglichkeiten, im Dorf aktiv zu werden und Anschluss zu finden.“Die Vorteile des Landlebens liegen für die Bannier-Schwestern, wie sie bis heute im Dorf genannt werden, auf der Hand: „Hier kennt man sich, hier hilft man sich. Wenn man irgendetwas braucht, ruft man mal eben zum Nachbarn rüber.“
Aus Leverkusen kennt Sara Flick das unkomplizierte Miteinander nicht. „Das war unpersönlicher“, erinnert sie sich an die Zeit, als sie dort mit ihrem Kölner Ehemann Carsten gewohnt hat. „Bevor wir uns bewusst dazu entschieden haben, aufs Land zu ziehen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass meine
Kinder in einer Großstadt aufwachsen.“Söhnchen Thilo ist jetzt acht Monate alt und der Gatte aus der Stadt fest im Dorfleben angekommen. Nicht nur, dass er mittlerweile im Garten begeistert eigenen Salat und Zucchini anbaut und erntet, er ist auch Schriftführer im Förderverein Freibad Dabringhausen (FFD).
„Mitgehangen, mitgefangen“, sagt Katja Salz-Bannier lachend, die im Vorstand des Schwimmvereins Freibad Dabringhausen (SVFD) aktiv ist, der das Freibad 2013 vor dem Aus gerettet hat. Bis heute sorgt sie mit dafür, dass das schöne, bachgespeiste Bad im Linnefe-Tal in den Sommerferien für Besucher geöffnet werden kann. „Wir sind ja als Kinder quasi in dem Freibad aufgewachsen und waren später beide Rettungsschwimmer“, erklärt sie ihr ehrenamtliches Engagement, bei dem die ganze Familie beteiligt ist. Heute
wird Katja Salz-Bannier schon im April auf der Straße angesprochen: „Wann macht ihr das Freibad auf? Wann geht’s los? Braucht ihr Hilfe?“
Ein schönes Gefühl, sagt sie. Dass die Dawerkuser im Corona-Jahr sogar 700 statt wie normalerweise 200 Saisonkarten gekauft haben, um das familiäre Freibad, in dem Security nicht nötig ist, zu unterstützen, macht sie stolz. Da zeige sich eben, wie ein Dorf zusammenhalten kann. „Wir stellen hier so einiges auf die Beine, wo sich manche Stadt eine Scheibe von abschneiden könnte“, sagt sie.
Selbst das beliebte Dorffest fand trotz Pandemie unter dem Motto „Love your Dorf“statt. Online. Die Dorfkinder bemalten über 500 Steine für das Fest – und gewannen die „Saalwette“des „Fernsehgartens“gegen Bürgermeister Rainer Bleek, der seine Wettschulden 2021 mit
Dienst am Autoscooter abbezahlen muss.
Wenn Katja Salz-Bannier, die als Grundschullehrerin in Leverkusen arbeitet, „weil ich im Dorf dann doch auch mal gerne Privatperson bin“, zu Sitzungen oder mit Hochdruckreiniger und in Gummistiefeln zu Arbeitseinsätzen im Freibad unterwegs ist, hütet Ehemann Michael Salz die beiden Kinder Leni (3 ½) und Henri (16 Monate). Für ihn ist das idyllische Dorfleben, bei dem man sich aktiv in der Gemeinde einbringt, nicht neu: „Er ist als Teenager von Wermelskirchen nach Dabringhausen gezogen“, erzählt Katja Salz-Bannier. „Wenigstens ist er kein Dhünner“, fügt sie dann lachend hinzu und spielt augenzwinkernd auf die freundschaftliche Rivalität der beiden größten Wermelskirchener Stadtteile an.
Für die 34-Jährige ist Glück ganz leicht erklärt: „Wenn ich morgens um 7 Uhr auf Bahn drei im Freibad meine 1000 Meter schwimme und dabei die Sonne aufgeht – das ist ein perfekter Moment.“Irgendwann will sie hier mit Töchterchen Leni Bahnen ziehen, „weil wir immer davon geträumt haben, dass unsere Kinder hier schwimmen lernen.“
Ihre beiden Kinder sind schon getauft, Saras Sohn Thilo soll auch noch in der Kirche getauft werden, „in der schon wir getauft wurden und auch beide geheiratet haben. Meine Tochter geht in den gleichen Kindergarten, in dem ich war“, zählt Katja auf. Dem Beispiel würde Schwester Sara mit ihrem Söhnchen gern folgen, aber: „Es ist ja toll, dass Dabringhausen immer jünger wird und es immer mehr Kinder gibt, aber es fehlen leider Kita-Plätze.“
Wenn Not am Mann ist, springt die Oma ein. Christine Bannier genießt es sichtlich, ihre drei Enkelkinder in der unmittelbaren Nähe zu haben: „Wir haben einen sehr engen Familienzusammenhalt und wohnen wie in einem magischen Dreieck“, verrät Katja Salz-Bannier. „Wenn wir gleichzeitig von Zuhause aus losgehen, treffen wir uns automatisch am Kreisverkehr, der zum Freibad führt.“
Den hat es schon gegeben, als die Schwestern klein waren. „Das war schon früher der Treffpunkt, wo sich die Dorfkinder zum Spielen getroffen haben“, erzählen sie. „Bis die Kirchenglocken um 19 Uhr geläutet haben. Das war dann das Zeichen, dass alle nach Hause mussten.“
Erinnerungen an unbeschwerte Kindertage, die sie ihrem Nachwuchs genau so wünschen. Denn natürlich gibt es einen Unterschied zwischen Stadt- und Landkindern. Da sind sich die Schwestern einig. „Wenn Stadtkinder erzählen, welche Computerspiele sie gespielt haben, als sie klein waren, können wir nur unwissend mit den Schultern zucken. Wir waren früher immer mit Freunden draußen.“