Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Nikolaisen freut sich jetzt schon auf Kiel
Die lange Vorbereitung auf den Start in die Saison wertet der Zugang von Handball-Bundesligist Bergischer HC als persönlichen Vorteil.
SOLINGEN/WUPPERTAL Beim Bergischen HC ist ein Stück weit Normalität eingekehrt. Die Bundesliga-Mannschaft bereitet sich auf die kommende Saison vor. Die soll Anfang Oktober beginnen. Ein ungewöhnlich langer Weg liegt also noch vor den Profis, bevor sie das erste Mal um Punkte spielen. „Für mich ist das kein Problem“, sagt Tom Kare Nikolaisen. Der neue Kreisläufer im Team von Trainer Sebastian Hinze wertet die lange Phase sogar als persönlichen Vorteil: „So habe ich etwas mehr Zeit, mich an das neue Level zu gewöhnen.“
Viele Halleneinheiten hat Nikolaisen zwar noch nicht mit dem BHC absolviert, aber „das Tempo ist höher, und es geht auch physischer zur Sache“, beschreibt er die Umstellung. Der 22-Jährige ist aus dem norwegischen Kolstad zu den Löwen gewechselt. „Für mich ist es eine komplett neue Situation, mich ausschließlich auf meine Handball-Karriere zu konzentrieren.“Beim norwegischen Erstligisten war der Kreisläufer zwar auch Vollprofi, aber „ich war nebenbei noch Trainer im Nachwuchs.“
Dass es dazu kam, geschah fast zufällig. Ende 2019 hatte für Nikolaisen festgestanden, dass er den nächsten Schritt in seiner Karriere gehen möchte. „Ich wollte eigentlich nach Dänemark wechseln“, blickt er zurück. „Aber dann hat mein Agent mir vom Bergischen HC erzählt. Ich muss zugeben, dass mir der Verein zu dem Zeitpunkt noch nicht wirklich bekannt war.“Doch dann ging alles ganz schnell. Am 27. und 28. Dezember reiste der Norweger ins Bergische Land. Die Löwen
mussten zu diesem Zeitpunkt auf die überraschend von Kreisläufer Leos Petrovsky gezogene Option, aus seinem Vertrag auszusteigen, reagieren. „Da habe ich mich dann auch mit Sebastian Hinze getroffen“, sagt der Handballer. „Und kurze Zeit später war es für mich keine Frage mehr, dass ich hier einen Vertrag unterschreibe. Es hat sich sofort richtig angefühlt.“
In seiner Entscheidung bestärkt wurde Nikolaisen bei der Europameisterschaft im Januar. „Ich habe mit sehr vielen Spielern über die Bundesliga gesprochen und nur Gutes gehört“, sagt der Kreisläufer. „Es ist schon so etwas wie ein Traum, denn die deutsche Liga ist die beste – mindestens in der Breite.“
In Norwegen sei dies anders. Mit Kolstad wurde er in der abgebrochenen Saison Vierter. Das Maß aller Dinge ist Elverum Handball, das auch regelmäßig in der Champions League antritt. „In der norwegischen Liga gibt es viele Spiele, die nicht nicht ganz so umkämpft sind“, sagt Nikolaisen. „Deshalb wird es in den Hallen auch oft nicht ganz so laut.“Etwa 1800 Fans sind bei den Heimspielen
von Kolstad regelmäßig dabei, beim BHC werden es – wenn es die Hygienevorschriften erlauben – mehr sein. „Ich habe sehr gute Dinge über die Fans und die Stimmung hier gehört“, berichtet Nikolaisen. „Ich freue mich sehr darauf.“
Ein Auswärtsspiel hat es ihm aber besonders angetan. „Ich hoffe, dass Corona kein Thema mehr ist, wenn wir in Kiel spielen. Dort in einer ausverkauften Halle anzutreten, ist es etwas ganz Spezielles. Das weiß auch jeder norwegische Handballer. Ich kann es kaum erwarten, diese Atmosphäre zu erleben – auch wenn wir das Auswärtsteam sind.“
Seine Ziele mit und beim BHC hat Tom Kare Nikolaisen noch nicht exakt definiert. „Klar ist, dass ich meine Spielanteile bekommen möchte“, sagt er. Mit Positionskollege Max Darj versteht sich der Norweger hervorragend. „Norwegisch und schwedisch sind sehr ähnlich, so dass wir uns auch in unseren Sprachen gut unterhalten können“, erklärt er. „Mit den meisten anderen rede ich noch englisch, aber ich lerne von Tag zu Tag auch immer mehr deutsche Worte. Zum Glück hatte ich die Sprache auch schon in der Schule, habe also einen kleinen Vorteil.“
Mit Freundin Rebekka hat Nikolaisen eine Wohnung in Solingen bezogen. Im selben Haus wie Tomas Mrkva übrigens. „Ein wunderschönes Apartment“, findet der Norweger. „Wir müssen nur derzeit oft auswärts essen, weil uns noch die Küche fehlt. Coronabedingt verzögert sich die Lieferung bis September.“Das Paar, das seit drei Jahren zusammen ist, wohnt zum ersten Mal zusammen. „In Norwegen haben wir beide noch zu Hause gelebt“, sagt der 22-Jährige.