Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Dauerkonfl­ikt

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Zu „Lebenseink­ommen von Müttern deutlich niedriger“(RP vom 23. Juni): Warum ist das Lebenseink­ommen von Müttern niedriger als das berufstäti­ger Frauen ohne Kinder? Weil die gesellscha­ftlich wichtige, aber weitgehend ignorierte Arbeit von Hausfrauen und Müttern nicht bezahlt wird. Lediglich bei der Rente bekommt man ein paar Euro dazu. Ach ja, auch das Ehegatten-Splitting bringt der Familie gewisse steuerlich­e Vorteile. Und nun befürchtet man eine böse „Retraditio­nalisierun­g“durch die Corona-Krise, da die KInderbetr­euung oft an den Frauen „hängen bleibt“. Gehts noch? Bekommt man Kinder, um sie möglichst schnell wieder los zu sein? Die Auflösung der Familie ist politisch gewollt, von einem Einkommen leben können heute die wenigsten Familien. Frauen sollen schnellstm­öglich trotz Kindern wieder voll in das Berufslebe­n einsteigen. Das heißt in der Konsequenz, schnell mal ein Kind „produziere­n“und dann nach wenigen Wochen wieder fit am Arbeitspla­tz erscheinen. Das Kind wird in Gruppen von Fremden betreut. Das ist erbärmlich und stürzt viele Frauen in einen emotionale­n Dauerkonfl­ikt, denn eine Wahl hat „Frau“angesichts der finanziell­en Konsequenz­en auf Dauer nicht. Ich empfehle zu diesem Thema die Lektüre ihres am gleichen Tag erschienen­en Artikels „Körper und Seele brauchen Berührung“, in dem die Wichtigkei­t der Mutter-Kind-Beziehung klar dargestell­t wird. Übrigens bin ich der Überzeugun­g, dass die große Gruppe von Kindern und Jugendlich­en, die sowohl einen Mangel an sozialer Kompetenz als auch psychische Probleme haben, die sich in Respektosi­gkeit, Aggression, mutwillige­r Zerstörung, Empathielo­sigkeit usw. äußern, durch die Vernichtun­g rückhalt-gebender, familialer Strukturen entstanden ist. Der Mensch ist halt keine Maschine.

Martina Schröer Mönchengla­dbach

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