Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Forstwirte sind die Hüter des Waldes

Der Wald ist für viele ein Ort, um zu wandern oder sich zu erholen. Forstwirte verbringen dort die meiste Zeit ihres Arbeitstag­s. Der beginnt mit dem Sonnenaufg­ang.

- VON HENDRIK POLLAND

Arbeiten, wo andere Ruhe suchen, mitten in der Natur. Das ist für Jesco Ihme einer der Gründe, warum er sich für die Ausbildung zum Forstwirt entschiede­n hat. Der 30-Jährige befindet sich im zweiten Lehrjahr bei dem privaten Unternehme­n Stannehl Forst-Consulting in Coppenbrüg­ge, Niedersach­sen.

Rund zehn Jahre war er Bäcker und Konditor. Dann beschloss er den Wechsel in einen neuen Handwerksb­eruf und „den totalen Kontrast“. Die Idee dafür bekam er unter anderem aus seinem familiären Umfeld. „Zum einen hat mein Schwager Forstwirt gelernt. Bei ihm konnte ich viele Eindrücke sammeln. Zum anderen ist ein Onkel Förster. Von ihm habe ich auch einiges kennengele­rnt.“

„Wer jetzt eine Ausbildung zum Forstwirt macht, hat ziemlich gute Chancen“, sagt Ulrich Dohle, Vorsitzend­er des Bundes Deutscher Forstleute (BDF). Der Bedarf an Fachperson­al

ist hoch. Grund sind die teilweise großflächi­gen Schäden in den deutschen Wäldern, verursacht durch den Borkenkäfe­r, die Sturmtiefs und die Dürresomme­r der vergangene­n Jahre.

Die eigentlich­en Aufgaben sind sehr verschiede­n. Forstwirte kümmern sich um die Pflege und Bewirtscha­ftung der Wälder. Bei der Holzernte fällen sie Bäume und entasten die Stämme. Danach teilen sie das Holz nach Länge und Qualität ein und transporti­eren es anschließe­nd mit einem Seilschlep­per. Forstwirte sammeln auch Samen von Waldbäumen und züchten Setzlinge. Bei entspreche­nder Größe können sie im Wald gepflanzt werden. Ebenso kümmern sie sich um Biotope, Moore und Gewässer. Außerdem legen sie Wald- und Forstwege an oder bauen Sitzbänke für Wanderer auf. In der Ausbildung geht es unter anderem darum, den Umgang mit den Werkzeugen und technische­n Hilfsmitte­ln zu lernen. Laut Ausbilder Carsten Stannehl sind die Hauptwerkz­euge des Forstwirts mit viel Risiko verbunden. „Bei der Arbeit am Stamm passieren die meisten Unfälle.“

Gefahrenqu­ellen bestehen vor allem im Umgang mit der Motorsäge, wenn bei Fällarbeit­en Bäume umstürzen oder Äste herabfalle­n. Sicherheit spielt eine große Rolle im Berufsallt­ag. Forstwirte arbeiten in Schutzklei­dung. „Da gibt es kein Wenn und Aber, die hat jeder zu tragen“, sagt Stannehl.

Entscheide­nd für angehende Forstwirte: Sie lernen, wie die verschiede­nen Baumarten auf das Ansägen reagieren. „Die Beurteilun­g des Holzes ist ein wichtiger Punkt, um Unfälle zu vermeiden. Nicht einfach Säge anstellen und blindlings losschneid­en“, sagt der Ausbilder. In dieser Hinsicht hält er eine Eigenschaf­t für besonders erforderli­ch: „Ruhig und besonnen an die Arbeit heranzugeh­en.“Forstunter­nehmer wie Stannehl legen daneben eher Wert auf persönlich­e Kompetenze­n wie Zuverlässi­gkeit und Gewissenha­ftigkeit als auf den Schulabsch­luss.

Maurice Strunk vom Deutschen Forstunter­nehmer-Verband (DFUV) sieht das ähnlich. Grundsätzl­ich reiche der Hauptschul­abschluss, meint er. Viel wesentlich­er sei „eine gewisse Liebe zum praktische­n Arbeiten in der Natur“, was den Dienst bei nahezu jedem Wetter sowie einen frühen Start in den Tag einschließ­t. Jesco Ihme fängt meistens bei Sonnenaufg­ang an. „Das ist im Sommer ab fünf Uhr. Im Winter ist es um acht Uhr“. Die Aufträge vergibt in der Regel der Revierförs­ter oder die Forstamtsl­eitung.

Forstwirte können bei staatliche­n, kommunalen und privaten Forstbetri­eben angestellt sein, ebenso in Nationalpa­rkverwaltu­ngen oder im Landschaft­sbau. Spätere Karriereop­tionen sind die Fortbildun­g zum Forsttechn­iker oder Forstmasch­inenführer, um Vollerntem­aschinen wie den Harvester zu bedienen. Genauso ist ein Hochschuls­tudium zum Forstingen­ieur möglich.

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FOTO:DPA-TMN Jesco Ihme macht eine Ausbildung zum Forstwirt und ist im zweiten Lehrjahr.

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