Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Forstwirte sind die Hüter des Waldes
Der Wald ist für viele ein Ort, um zu wandern oder sich zu erholen. Forstwirte verbringen dort die meiste Zeit ihres Arbeitstags. Der beginnt mit dem Sonnenaufgang.
Arbeiten, wo andere Ruhe suchen, mitten in der Natur. Das ist für Jesco Ihme einer der Gründe, warum er sich für die Ausbildung zum Forstwirt entschieden hat. Der 30-Jährige befindet sich im zweiten Lehrjahr bei dem privaten Unternehmen Stannehl Forst-Consulting in Coppenbrügge, Niedersachsen.
Rund zehn Jahre war er Bäcker und Konditor. Dann beschloss er den Wechsel in einen neuen Handwerksberuf und „den totalen Kontrast“. Die Idee dafür bekam er unter anderem aus seinem familiären Umfeld. „Zum einen hat mein Schwager Forstwirt gelernt. Bei ihm konnte ich viele Eindrücke sammeln. Zum anderen ist ein Onkel Förster. Von ihm habe ich auch einiges kennengelernt.“
„Wer jetzt eine Ausbildung zum Forstwirt macht, hat ziemlich gute Chancen“, sagt Ulrich Dohle, Vorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute (BDF). Der Bedarf an Fachpersonal
ist hoch. Grund sind die teilweise großflächigen Schäden in den deutschen Wäldern, verursacht durch den Borkenkäfer, die Sturmtiefs und die Dürresommer der vergangenen Jahre.
Die eigentlichen Aufgaben sind sehr verschieden. Forstwirte kümmern sich um die Pflege und Bewirtschaftung der Wälder. Bei der Holzernte fällen sie Bäume und entasten die Stämme. Danach teilen sie das Holz nach Länge und Qualität ein und transportieren es anschließend mit einem Seilschlepper. Forstwirte sammeln auch Samen von Waldbäumen und züchten Setzlinge. Bei entsprechender Größe können sie im Wald gepflanzt werden. Ebenso kümmern sie sich um Biotope, Moore und Gewässer. Außerdem legen sie Wald- und Forstwege an oder bauen Sitzbänke für Wanderer auf. In der Ausbildung geht es unter anderem darum, den Umgang mit den Werkzeugen und technischen Hilfsmitteln zu lernen. Laut Ausbilder Carsten Stannehl sind die Hauptwerkzeuge des Forstwirts mit viel Risiko verbunden. „Bei der Arbeit am Stamm passieren die meisten Unfälle.“
Gefahrenquellen bestehen vor allem im Umgang mit der Motorsäge, wenn bei Fällarbeiten Bäume umstürzen oder Äste herabfallen. Sicherheit spielt eine große Rolle im Berufsalltag. Forstwirte arbeiten in Schutzkleidung. „Da gibt es kein Wenn und Aber, die hat jeder zu tragen“, sagt Stannehl.
Entscheidend für angehende Forstwirte: Sie lernen, wie die verschiedenen Baumarten auf das Ansägen reagieren. „Die Beurteilung des Holzes ist ein wichtiger Punkt, um Unfälle zu vermeiden. Nicht einfach Säge anstellen und blindlings losschneiden“, sagt der Ausbilder. In dieser Hinsicht hält er eine Eigenschaft für besonders erforderlich: „Ruhig und besonnen an die Arbeit heranzugehen.“Forstunternehmer wie Stannehl legen daneben eher Wert auf persönliche Kompetenzen wie Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit als auf den Schulabschluss.
Maurice Strunk vom Deutschen Forstunternehmer-Verband (DFUV) sieht das ähnlich. Grundsätzlich reiche der Hauptschulabschluss, meint er. Viel wesentlicher sei „eine gewisse Liebe zum praktischen Arbeiten in der Natur“, was den Dienst bei nahezu jedem Wetter sowie einen frühen Start in den Tag einschließt. Jesco Ihme fängt meistens bei Sonnenaufgang an. „Das ist im Sommer ab fünf Uhr. Im Winter ist es um acht Uhr“. Die Aufträge vergibt in der Regel der Revierförster oder die Forstamtsleitung.
Forstwirte können bei staatlichen, kommunalen und privaten Forstbetrieben angestellt sein, ebenso in Nationalparkverwaltungen oder im Landschaftsbau. Spätere Karriereoptionen sind die Fortbildung zum Forsttechniker oder Forstmaschinenführer, um Vollerntemaschinen wie den Harvester zu bedienen. Genauso ist ein Hochschulstudium zum Forstingenieur möglich.