Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
12Punktefür„FireSaga“
FansdesEurovisionSongContest(ESC)könnensichfreuen:WillFerrellsESCKomödiekommtgenauzurrichtigenZeit,umüberden dieses Jahr ausgebliebenen Musikwettbewerb hinwegzutrösten.
Was ist trashiger als der Eurovision Song Contest (ESC)? Eine Komödie darüber. Das dachte sich wohl Will Ferrell und produzierte den unterhaltsamen zweistündigen Film „Eurovision Song Contest – The Story of Fire Saga“für Netflix. Ferrell selbst ist bekennender ESC-Fan. Die erste Berührung mit dem Musikwettbewerb soll der US-Schauspieler 1999 bei seiner Freundin in Schweden gehabt haben. Bereits damals, so heißt es, kam ihm die Idee, den ESC als Vorlage für einen Film zu nutzen.
Kitsch, Kult und Varianz
Seit 1956 steht der ESC für Drama und Extravaganz. Wie sollte man das noch toppen? Ferrell schafft es. Zum Beispiel, indem er den „James Bond“Darsteller Pierce Brosnan (spielt in der „Fire Saga“den Vater Erick) und die kanadische Schauspielerin Rachel McAdams (spielt die AmateurSängerin Sigrit) isländisch sprechen lässt. Und weil das noch nicht absurd genug ist, brachte er den norwegischen ESC-Sieger (2009) Alexander Rybak dazu, mit Conchita Wurst einen Song zu performen. Was im Titelzusatz nach „Game of Thrones“klingt, ist aber eigentlich eine trashige Geschichte über Liebe, Ruhm, Mord und Geister.
Die Story
Der isländische Musiker Lars Erickssong ( Will Ferrell) träumt von seinem großen Auftritt beim Eurovision Song Contest. Zusammen mit seiner Freundin Sigrit Ericksdottir (Rachel McAdams) treten sie als Fire Saga mit Songs wie „Volcano Man“und „Ja Ja Ding Dong“mehr oder weiger erfolglos in ihrer Heimat Húsavík in Island auf. Niemand traut ihnen zu, auch nur unter die Kandidaten für den ESC gewählt zu werden. Nach einem Attentat sind die beiden Islands einzig übrig gebliebenen Vertreter für den Musik-Contest in Schottland. Liebe sorgt für Chaos auf der Ziellinie,
aber zum Schluss gibt es ein Happy End.
Die Film-Songs könnten echte Hits sein
Wie man erwarten kann, wird im Film viel gesungen. Erstaunlicherweise sind die Lieder absolut professionell und fast schon authentisch. Schlagerbeats, heimatbezogene Lyrics und ganz viel Drama. Hinter den zwölf eigens komponierten Songs stecken tatsächlich einige ESC-Wunderhitschreiber aus Schweden und Island.
Wenn man nicht beim ersten Musikvideo zu „Volcano Man“lacht, dann sollte man den Film lieber abschalten. Denn darauf folgen parodistische Songs, wie „Ja Ja Ding Dong“oder „Coolin’ with Da Homies“, die auf der Einfältigkeit der meisten original ESC-Songs basieren.
Genau deshalb ist dieser Film auch so gelungen und selbst für ESC-Neulinge empfehlenswert. Unter den Kommentaren zum Musikvideo von „Volcano Man“schreibt bei YouTube jemand, er habe anfangs nicht gewusst, ob das ernst gemeint ist. Denn pompöse Outfits, Musikinstrumente in der Natur und old fashioned ZoomssindgängigeESC-Methoden. Ganz besonders dürfte dem Fan das Mash-up mit ESC-Stars wie Alexander Rybak plus Geige, Conchita Wurst plus Bart oder Loreen gefallen. Ein Moment, bei dem man beweisen kann, wie sehr man sich in der ESCPromi-Welt auskennt.
Wale, Vulkane und Strickpullis
Wer Will Ferrells Humor kennt, weiß, dass es lächerlich wird. Kleine Gags, die auf Stereotypen beruhen, sind wesentlicher Bestandteil des Films. Dieses Mal beziehen sich die meisten auf Island. Sei es das ungeklärte Verwandtschaftsverhältnis zwischen Lars und Sigrit (hier geht es um Islands kleinen Genpool), Wale und Vulkane oder der Glaube an Naturgeister. Aber auch andere bekommen ihr Fett weg. So schreit Lars einer Reisegruppe junger US-Amerikaner entgegen: „Geht zurück und baut doch eure Mauer.“Auch die Unterdrückung der Homosexuellen in Russland wird thematisiert. Alexander Lemtov (gespielt von Dan Stevens) negiert seine Zuneigung zu Männern: „Es gibt keine schwulen Russen“, beteuert er. Diese Art der Gesellschaftskritik bereichert den Film. Die vielen Details geraten jedoch in der Fülle des Geschehens teilweise in den Hintergrund und könnten den einen oder anderen Zuschauer überfordern. Langweilig wird es aber nie.