Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ringen um härtere Strafen für Raser

Die Zukunft der verunglück­ten Straßenver­kehrsordnu­ngs-Reform bleibt unklar.

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BERLIN (dpa) Im Streit um die fehlerhaft­e Novelle der Straßenver­kehrsordnu­ng (StVO) prallen Länder, Städte, Bund und Verbände aufeinande­r. Der Deutsche Städteund Gemeindebu­nd fordert ein ausgewogen­es Regelwerk, etwa ein „Fahrverbot auf Bewährung“, der ADAC sieht angesichts der Diskussion die Gefahr von Missverstä­ndnissen bis hin zu einem „Freibrief für Raser“. Baden-Württember­gs Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) sprach sich derweil strikt gegen eine Abkehr von den schärferen Sanktionen aus. Der Fehler liege bei Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU), der nun auch noch versuche zu korrigiere­n, was ihm nicht gefalle, sagte der Grünen-Politiker.

In der Sache geht es darum, dass seit Ende April ein Monat Führersche­inentzug droht, wenn man innerorts 21 Stundenkil­ometer zu schnell fährt oder außerorts 26 km/h zu schnell – das hatte der Bundesrat in die StVO-Novelle eingebrach­t. Wegen eines Formfehler­s wurden die neuen Regeln aber bundesweit von den Ländern außer Vollzug gesetzt.

Scheuer will jetzt mit den Ländern darüber verhandeln, dass schärfere Regelungen über Fahrverbot­e wieder rückgängig gemacht werden. Nach dpa-Informatio­nen wollen Vertreter von Bund und Ländern am Montag die Lage beraten. Die Fachleute werden wohl nicht nur darüber sprechen, welche Sanktionen Verkehrssü­nder künftig zu befürchten haben. Sie müssen sich auch damit befassen, wie man mit den Fällen umgeht, bei denen die härteren neuen Regeln bereits angewandt wurden.

Von Chaos und Unsicherhe­it will Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) derweil nichts wissen. „Die Verfahren zu den Verstößen vom Mai und Juni nach dem neuen Bußgeldkat­alog werden – so zugesagt – von den Ländern ausgesetzt. Und jetzt gilt der alte Bußgeldkat­alog und wird angewendet, so wie in den letzten Jahren auch“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Es gebe also keine rechtlose Situation. Zudem verhandele er mit den Ländern.

Ein Ministeriu­mssprecher hatte am Freitag gesagt, in Abstimmung mit den zuständige­n Ressorts der Länder werde unter Hochdruck an einer raschen Klärung gearbeitet.

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