Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Krisenmanagement statt Partylaune
Die Event Arena im Brücken-Center ist der größte Veranstaltungsort in Remscheid. Geschäftsführer Onur Faik Yavuz trotzt noch der Corona-Krise, indem er jede Überbrückungshilfe in Anspruch nimmt. Doch die Luft wird dünner.
REMSCHEID Onur Faik Yavuz ist eigentlich Steuerfachangestellter. Doch sein Herz hängt nicht an fiskalen Bescheiden, sondern an einer besonderen Location. „Ich war 2012 einer der Mitbegründer der Event Arena, weil ein großer Veranstaltungsort genau das war, was meiner Heimatstadt Remscheid gefehlt hat“, sagt der Mittdreißiger, der vor allem in der Anfangsphase „unheimlich zu kämpfen hatte, um diesen Traum zu realisieren“.
Ohne Kredite von Freunden und Familienangehörigen wäre das Projekt nicht umsetzbar gewesen. Doch die Mühe habe sich gelohnt: „In den vergangenen Jahren war es oft so, dass ich schon im Frühjahr wusste, wie das Jahr verlaufen würde.“Denn in der Event-Branche seien die Vorlaufzeiten lang – „vor allem bei der Planung von großen Hochzeiten oder Veranstaltungen wie Abibällen“.
In diesem Jahr indes seien die meisten Rechnungen nicht aufgegangen: „Alle für den Frühsommer oder Sommer geplanten Feierlichkeiten im großen Stil wurden wegen des Corona-Risikos abgesagt.“Zwar habe er am vorigen Freitag eine Hochzeit ausrichten können: „Den Vorgaben entsprechend durfte das Paar aber nur mit 50 Leuten feiern.“Obwohl seine Location tausend Quadratmeter groß sei und man sich „auch mit deutlich mehr Leuten problemlos an die Abstandsregeln hätte halten können“. Für seine Gäste sei bei der Planung jedoch die Corona-Schutzverordnung vom 11. Juni maßgeblich gewesen: „Darin heißt es, dass private Festveranstaltungen nur mit bis zu 50 Personen unter Auflagen möglich sind.“
Das Problem für Yavuz: „Events in dieser Größenordnung rentieren sich nicht. Dafür sind die monatlichen Mietzahlungen an das Brücken-Center zu hoch.“Eine gewisse Erleichterung sei gewesen, „dass Pachtzahlungen für drei Monate gesetzlich ausgesetzt werden dürfen“. Jedoch müssen sie „innerhalb von zwei Jahren zurückgezahlt werden“.
Im Klartext heißt das: „Ich habe neue Schulden, und das neben drei festangestellten Mitarbeitern, die weiter auf der Gehaltsliste stehen, auch wenn sie aktuell in Kurzarbeit sind.“Nicht mehr bezahlt hingegen würden die vielen Aushilfen, die Yavuz in normalen Zeiten unter anderem auf 450 Euro-Basis beschäftigt. „Sie rufen fast täglich an, um zu fragen, wann es endlich weitergeht.“
Das würde der Remscheider selbst gerne wissen, ohne Kritik an der Landesregierung üben zu wollen: „Ich möchte betonen, dass ich es sehr gut finde, wie die Verantwortlichen nicht nur in NRW, sondern deutschlandweit mit der Corona-Krise umgegangen sind.“Die politische Führung habe sich „echte Sorgen um die Bevölkerung gemacht, den richtigen Gesundheitsschutz betrieben und viele wirtschaftliche Hilfen angeboten“.
Davon habe auch er profitiert – und er wolle das weiterhin, indem Onur Faik Yavuz Mitte Juli eine zweite Überbrückungshilfe beantragen werde. Das bewahre ihn indes nicht vor weiteren Schulden. Zudem biete die Überbrückungshilfe nur eine Perspektive für die nächsten drei
Monate. „Eine sichere ökonomische Perspektive von gerade einmal drei Monaten sei aber nicht beruhigend. „Insbesondere dann nicht, wenn man zuvor Jahre in den Aufbau eines funktionierenden Geschäftsmodells investiert hat“.
Ferner geht es bei all dem nicht nur um Geld und seine persönliche Existenz: „Ich wollte mit der Event Arena der Stadt etwas Gutes tun und die Menschen um eine spannende Location bereichern“. Zumal vorher „jeder, der mit einer großen
Gästezahl feiern wollte, in die umliegenden Städte ausweichen musste“. Darüber hinaus gebe es noch einen emotionalen Aspekt: „Es macht mir einfach Freude, wenn ein Hochzeitspaar oder ein Abschlussjahrgang am Ende eines tollen Abends oder einer durchtanzten Nacht zufrieden nach Hause geht“.
Dieses wohltuende Feedback, das er vor der Pandemie mehrmals im Monat gehabt habe, fehle ihm jetzt. Auch deshalb hoffe er, „dass sich die gesetzlichen Regeln bald ändern und der Fokus bei privaten Feierlichkeiten künftig mehr auf der Quadratmeterzahl und den Abstandsmöglichkeiten liegt“. Denn wenn es irgendwo in Remscheid möglich sei, „sich auch mit deutlich mehr als 50 Personen bestens zu verteilen und selbst im geschlossenen Raum noch weitgehend sicher zu fühlen“, dann in der Event Arena am Hauptbahnhof – zumindest solange, wie Onur Faik Yavuz den Betrieb noch am Laufen halten kann.