Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
„MaskeRader“proben für einen Leseabend
Die Laien-Theatergruppe hat mit digitalen Proben auf die Pandemie reagiert – Ergebnis: eine Lesung am 16. Oktober im Bürgerhaus.
RADEVORMWALD Wenn sich die Welt nicht in einer globalen Pandemie befindet, probt die Theatergruppe „MaskeRader“eigentlich jeden Montag auf der Bühne. Seit dem 16. März geht das nicht mehr. Die Corona-Krise hat auch für die Hobby-Schauspieler alles verändert und den Spiel- und Probenplan aus dem Takt gebracht. Nach der ersten Phase des Schocks haben sich Kai
„Wir wollen ein Zeichen setzen und signalisieren, dass es trotz Corona Kultur gibt“
Kai Olthoff
Mitglied der Laientheatergruppe „MaskeRader“
Olthoff und die anderen Mitglieder der Laiengruppe auf die Suche nach einer Lösung gemacht. „Wir haben verschiedene digitale Wege ausprobiert, um online zu proben. Nach anfänglichen technischen Schwierigkeiten haben wir eine neue Art des Probens entdeckt“, sagt Kai Olthoff. Sechs von acht Schauspielern der Gruppe nehmen seit Ende März regelmäßig an den digitalen Proben teil, die von Susanna Weber, der Regisseurin der Gruppe, geleitet werden.
Der Schwerpunkt der Proben liegt auf der Textarbeit, denn Mimik und gemeinsames Spielen ist über den Bildschirm schwer umzusetzen. „Der Zugang ist ein ganz anderer. Die digitalen Proben ersetzen nicht richtige Theaterproben, sondern sind eine andere Form der Schauspielerei“, sagt Kai Olthoff. Eigentlich wollten die „MaskeRader“im Oktober Premiere mit ihrem neuen Stück „Wie du mir, so ich dir“feiern. Die Proben für das französische Boulevardstück waren digital allerdings nicht realisierbar. Die Theatergruppe hofft, das Stück am Ende der Spielzeit 2020/2021 aufführen zu können. „Wenn wir die normalen Proben bald wieder aufnehmen, kann das Stück im Sommer 2021 Premiere feiern“, sagt Kai Olthoff, der in dem Stück von Pierre Chesnot die Hauptrolle spielt. Ihm und den anderen Mitgliedern der
Gruppe war es wichtig, 2020 trotzdem eine kulturelle Veranstaltung durchzuführen. „Wir wollen ein Zeichen setzen und signalisieren, dass es trotz Corona Kultur gibt.“
Weil ein klassischer Theaterabend digital nicht geprobt werden und außerdem den Abstand zwischen den Schauspielern nur schwer einhalten kann, haben sich die „MaskeRader“dazu entschieden ein neues Veranstaltungsformat auf die Bühne im Bürgerhaus zu bringen. Am Freitag,
16. Oktober, soll ein Leseabend unter der Überschrift „Chesnot ist abgesagt“stattfinden. Die Lesung, an der fünf Schauspieler teilnehmen werden, wird das turbulente Jahr 2020 zum Thema machen. Die „MaskeRader“wollen an diesem Abend literarische Texte vortragen, die schwermütig, aber auch amüsant sein werden. „Die Pandemie hat viel Leid gezeigt, aber auch neue Perspektiven geschaffen“, sagt Kai Olthoff. Die oft traurigen und bewegten Texte werden die Schauspieler mit Hilfe von Susanna Weber mit ganz neuem Esprit und Leben füllen.
„Als ich die Texte zuerst gelesen habe, kamen sie mir zu düster und schwermütig vor. Wir haben Susanna Weber und ihrer Textauswahl allerdings vertraut, und als wir die Texte laut gelesen haben, hat sich alles verändert“, sagt der Hobby-Schauspieler. Während des lauten Vorlesen haben die Texte eine neue Dimension
bekommen, konnten ausgeschmückt, durch Betonung, Pausen und Lesetempo interpretiert werden.
Der Leseabend wird nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Theatergruppe eine ganz neue Erfahrung. Die Arbeit der „MaskeRader“durch die Pandemie hindurch fortzusetzen war nicht nur eine wichtige Entscheidung für das kulturelle Leben in Radevormwald, sondern auch für die Dynamik der Gruppe. Die Schauspieler sind in Kontakt geblieben und haben die Zeit für eine neue Erfahrung genutzt. Für die Finanzen ist es wichtig, dass es spätestens im nächsten Jahr wieder voll besetzte Säle gibt, denn zu einer normalen Aufführung der Rader Theatergruppe kommen zwischen 200 und 300 Menschen.