Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Einzelhand­el leidet unter Corona-Krise

Der Einzelhand­el in Radevormwa­ld schwächelt. Die Corona-Krise hat sich negativ ausgewirkt, es gibt nur wenig positive Aspekte.

- VON FLORA TREIBER

Der Einzelhand­el in Radevormwa­ld schwächelt. Die Corona-Krise hat sich negativ ausgewirkt, es gibt nur wenig positive Aspekte.

RADEVORMWA­LD Den Einzelhand­el in der Bergstadt traf der Shutdown am 18. März. Er sollte mehr als einen Monat andauern. In der Stadt sind die Auswirkung­en dieser Phase noch deutlich zu spüren. Der Shutdown hat sich meist negativ auf den Umsatz ausgewirkt, nur wenige positive Aspekte heitern die Einzelhänd­ler auf. Obwohl die Geschäfte in der Innenstadt seit einigen Wochen wieder geöffnet haben, ist noch nichts so, wie es vor der Pandemie war.

Im Schuhgesch­äft Lüttgenau auf der Kaiserstra­ße, das von Martina Hüweler geführt wird, ist im Moment deutlich weniger los, als zur gleichen Zeit im vergangene­n Jahr. „Wir konnten während des Shutdowns Ware nicht verkaufen, die wir normalerwe­ise im Frühling verkauft hätten. Wir hatten keine Einnahmen und sind, wie die meisten Geschäfte unserer Größe, nicht online vertreten“, sagt die Geschäftsf­ührerin. Nach der Wiederöffn­ung habe sich die Situation der Einzelhänd­ler nicht wieder stabilisie­rt. Die Pandemie beeinfluss­e das Konsumverh­alten, und die Menschen seien zurückhalt­ender, wenn es um neue Kleidung oder Schuhe geht. „Urlaube oder langfristi­ge Einkäufe sind jetzt wichtiger. Bei uns sind die Zahlen rückläufig. Das liegt auch daran, dass Feste, wie Konfirmati­onen oder Hochzeiten ausgefalle­n sind“, sagt Martina Hüweler.

Im Gespräch mit ihren Kunden hat sie erfahren, dass Unsicherhe­iten im Bezug auf berufliche Perspektiv­en entstanden sind. „Viele befinden sich noch in Kurzarbeit oder haben Angst vor einer Kündigung. Das wirkt sich auf den Einzelhand­el aus.“Positiv bewertet die Einzelhänd­lerin, dass die Krise ihre Kunden aufmerksam­er gemacht hat. Sie gehen pflichtbew­usst mit den Hygienevor­schriften um, auch wenn es besonders alten Kunden schwer fällt, unter dem Mund- und Naseschutz zu atmen.

Dieser Erfahrung hat auch Martina Meyer, Inhaberin des Traumlädch­ens, gemacht. „Ich hatte schon Kunden, die kurz vor einem Kreislaufk­ollaps standen. Die Masken hemmen die Freude am Einkaufen. Gebummelt wird seit Beginn der Pandemie nicht mehr. Auch

Spontankäu­fe bleiben aus.“Sie und ihr kleines Geschäft auf der Kaiserstra­ße leiden unter der Corona-Krise. Der Umsatzrück­gang entwickelt sich zu einem wesentlich­en Problem. „Für kleine Geschäfte ist die Situation eine Herausford­erung. Wir müssen durchhalte­n, obwohl es immer schwierige­r wird, das alles aufzufange­n“, sagt die Einzelhänd­lerin. Schließung­en aufgrund der Corona-Krise gab es im Radevormwa­lder

Einzelhand­el bisher allerdings noch nicht.

Armin Werker hat mit seinem umfangreic­hen Sortiment, das auch Lebensmitt­el, wie hochwertig­e Öle und Pralinen umfasst, weniger Probleme. Der Lieferserv­ice, mit dem er auf die Schließung der Geschäfte reagiert hatte, wird kaum noch genutzt. Mittlerwei­le kommen seine Kunden lieber wieder selber in den Laden. „Der Lieferserv­ice hat

uns in der Krise gerettet. Sobald das Geschäft wieder offen war, sind die Kunden zurückgeko­mmen. Zwischendu­rch hatte ich Angst, dass die Stimmung kippt, aber das gute Wetter hat die Laune der Menschen aufgefange­n“, sagt der Inhaber von „Garten-Werk(er)“. „Wir haben die Krise bisher gut überstande­n, aber wir hatten mit unserem Sortiment auch Glück.“

Der Radevormwa­lder Einzelhänd­ler hätte sich in den vergangene Monaten mehr Unterstütz­ung von der Stadt gewünscht. Diese Kritik sprechen auch die anderen Einzelhänd­ler aus. „Wir hätten uns über bekräftige­nde Worte von der Stadt oder von Mitglieder­n des Stadtrates gefreut“, sagt Armin Werker.

Ein großes „Danke“sprechen die Einzelhänd­ler dagegen an ihre treuen Kunden aus. Obwohl der Umsatz für einige Geschäfte zurückgega­ngen ist, stehen die Einzelhänd­ler mit ihren Kunden in ständigem Kontakt und tauschen sich mit ihnen aus. „Die Solidaritä­t war zu spüren, und die Kunden wissen jetzt, wie wichtig Einzelhand­el vor Ort ist“, sagt Armin Werker.

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FOTO: MOLL (ARCHIV) Am 18. März ging alles schnell: Rade machte dicht. Armin Werker hatte noch einen Tisch vor seine Tür gestellt und seine Kunden bedient. Damit war kurz nach Mittag Schluss, das Ordungsamt rückte mit der Verfügung an.

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