Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Keine Waffeln, keine Spenden

Erstmals in der Geschichte bleiben die Zelte im Schuppen. Die Ehrenamtli­chen können wegen der Pandemie keine Waffeln backen.

- VON THERESA DEMSKI

Erstmals in der Geschichte bleiben die Zelte im Schuppen. Die Ehrenamtli­chen können wegen der Pandemie keine Waffeln backen.

WERMELSKIR­CHEN Sie standen schon in den Startlöche­rn, der Termin war im Kalender bereits markiert, der Urlaub beim Arbeitgebe­r eingereich­t. Dann kam Corona, weitete sich zur Pandemie aus und die Kirmes wurde abgesagt. Das Team des Waffelstan­des wurde hart ausgebrems­t. „Im Grunde hatten wir noch Glück“, sagt Michaela Simon, die zum Organisati­onsteam der Ehrenamtli­chen gehört, „wir hatten noch nichts eingekauft, noch nicht investiert.“Die Vorstellun­g, dass zum ersten Mal nach mehr als 30 Jahren in

„Für das aktuelle Jahr hatten wir viel vor“

Michaela Simon Orga-Team des Waffelstan­des

der letzten Augustwoch­e keine Waffeln für den guten Zweck gebacken würden, gelang den meisten Ehrenamtli­chen damals aber nicht.

„Eigentlich treffen wir uns immer im März zur ersten Absprache für die neue Kirmes“, erklärt Michaela Simon. Der harte Kern der rund 80 Ehrenamtli­chen des Waffelstan­des, der an die Evangelisc­he Kirchengem­einde in Wermelskir­chen angebunden ist, beginnt dann die große Aktion zu planen. „Vieles ist gut eingespiel­t“, sagt Michaela Simon. Aber jedes Jahr wieder müssen Bestände unter die Lupe genommen, Ehrenamtli­che gesucht und Einkaufsli­sten so wie Zeitpläne geschriebe­n werden. „Für das aktuelle Jahr hatten wir viel vor“, erzählt die Ehrenamtli­che. Weil es in den vergangene­n Jahren immer schwierige­r geworden war, Ehrenamtli­che für die Schichten am Stand während der Kirmestage zu gewinnen, hatte die Gruppe in diesem Jahr intensiv um Freiwillig­e werben wollen. Das

Team sei älter geworden, viele Ehrenamtli­che seien seit vielen Jahren und Jahrzehnte­n dabei. Und vor allem die Schichten zwischen 20 und 22 Uhr seien inzwischen schwer zu besetzen. „Wir hatten also Termine in den Konfirmand­engruppen und in den Schulen vereinbart“, erzählt Michaela Simon. Das Team hatte junge Menschen für das Ehrenamt am Waffelstan­d begeistern wollen. „Das fällt alles aus“, sagt sie, „aber wir werden das nachholen.“

Auch die regelmäßig­en Treffen, die sonst im Frühling und Sommer stattfinde­n, mussten in diesem Jahr ausfallen: „Das tut uns auch leid, weil wir eine schöne, muntere Truppe sind“, sagt Michaela Simon. Die regelmäßig­en Treffen seien wichtig für die Gemeinscha­ft gewesen. Während der Corona-Monate verlegten sich die Freiwillig­en aufs Telefonier­en – um die Entwicklun­gen gemeinsam zu beobachten und zu bedauern. „Denn der Ausfall der Kirmes und unseres Waffelstan­des bedeutet ja auch, dass wir dieses Jahr keine Spende zur Kindernoth­ilfe schicken können“, sagt Michaela Simon. Mehr als 30 Jahre lang hatten die Freiwillig­en den Erlös des Verkaufs von Broten und Waffeln den Projekten der kirchliche­n Initiative gespendet. 2018 hatte die Kindernoth­ilfe gerechnet: Mehr als 200.000 Euro waren in der langen Zeit aus Wermelskir­chen in die Arbeit der Kindernoth­ilfe geflossen. „Wir haben jedes Jahr gemeinsam Projekte der Initiative ausgewählt, die wir unterstütz­en wollen“, erzählt Michaela Simon. Mit Plakaten am Kirmesstan­d werden die Besucher darüber informiert. Zum ersten Mal kommt in diesem Jahr kein Geld aus Wermelskir­chen – keine Kirmes, keine Waffeln, keine Spenden.

„Wir werden nächstes Jahr dann auch sehen müssen, ob es dem Material

geschadet hat, ein Jahr länger im Schuppen zu bleiben“, sagt Michaela Simon. Denn eines steht fest: Wenn die Pandemie überwunden ist, die Kirmes wieder stattfinde­t, dann kehren auch die Waffelbäck­er zurück. Die Zusammenar­beit mit dem „Haus der Begegnung“sei toll, schwärmt Michaela Simon. Dort können die Ehrenamtli­chen die Küche, die Toiletten und die Infrastruk­tur nutzen. Und auch das Vertrauen der vielen Gäste während der Kirmes am Waffelstan­d sei ermutigend: „Das gehört für viele Wermelskir­chener einfach dazu“, weiß die Ehrenamtli­che. Zumal es inzwischen dank Kevin Lienen, der auch den Waffelteig beisteuert, bereits traditione­ll auch die ersten Spekulatiu­s zur Kirmes gibt.

Die Gruppe hofft, dass sie sich im Herbst wieder treffen kann. „Dann wollen wir den Blick nach vorne richten“, sagt Michaela Simon, „auf die nächste Kirmes und die nächsten Waffeln.“

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FOTO: HANS DÖRNER Gedränge am Waffelstan­d 2011 vor dem Haus der Begegnung, hier in der Besetzung (v.l.) Julia Wagner, Klaus Vorlauf, Roselies Vorlauf und Claudia Pahl.
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FOTO: JÜRGEN MOLL Mchaela Simon gehört zum Orga-Team des Waffelstan­des.

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