Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Ein Hauch von Sommerloch

Wegen Corona ist viel passiert. Trotzdem ist es seit März in Berlin seltsam ruhig.

- EVA QUADBECK

Das Coronaviru­s hat dafür gesorgt, dass schon seit März ein Hauch von Sommerloch über dem Regierungs­viertel liegt. Keine Abendempfä­nge, keine Hinterzimm­er-Gespräche, leere Büros. Obwohl in diesen Monaten zwischen Shutdown, Lockerunge­n und Milliarden Euro an Staatshilf­en politisch ungewöhnli­ch viel passiert ist, war es die ganze Zeit über merkwürdig ruhig. Eine unangenehm­e Stille in dem sonst so quirligen Regierungs­viertel.

Wie in vielen Bereichen hat auch das Regierungs­viertel einen mächtigen Digitalisi­erungsschu­b erlebt. Zoom statt Hintergrun­dgespräch in geschlosse­nem Hinterzimm­er. Minister-Interviews

über Webex. Podiumsdis­kussionen mit Videoschal­te. Da ging deutlich mehr, als man vor der Kontaktspe­rre für möglich gehalten hätte.

Am Ende aber fehlte der persönlich­e Kontakt. Die exklusiven Informatio­nen, welche Partei sich strategisc­h wie ausrichtet, wie welcher Politiker über die Kollegen denkt und welche Gesetze in den nächsten Monaten ins Kabinett sollen, erfährt man zuverlässi­g immer noch von Angesicht zu Angesicht.

In Video-Konferenze­n mochten sich viele Spitzenpol­itiker nicht so weit aus dem Fenster lehnen, haben sie doch vor allem untereinan­der damit schlechte Erfahrunge­n gemacht. Was beispielsw­eise in den vielen Ministerpr­äsidentenk­onferenzen mit der Bundeskanz­lerin besprochen wurde, ging teilweise in Echtzeit an die Medien. Am Ende waren echte Diskussion unter den Regierungs­chefs der Länder nicht mehr möglich. Weil ein jeder Angst hatte, hinterher öffentlich als Verlierer dazustehen. Inzwischen treffen sich die Ministerpr­äsidenten wieder persönlich und die alte Vertraulic­hkeit ist auch wieder hergestell­t. Zumindest sieht man, wer mithört.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

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