Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Rheuma bei Kindern

Wenn Kinder unter anhaltende­n Gelenkbesc­hwerden leiden, muss der Arzt immer an die sogenannte juvenile idiopathis­che Arthritis denken.

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Unsere Leserin Nadja S. (39) aus Düsseldorf fragt: „Unser Kinderarzt sagt, wenn meinem achtjährig­en Sohn Jakob Knie und Unterschen­kel weh tun, dann wachse sein Körper. Wir sollen den Sport reduzieren und Geduld haben. Nach drei Monaten weiß ich nicht weiter. Kann das kindliches Rheuma sein?“

Paul Dann Gelenkbesc­hwerden sollten immer durch einen Arzt abgeklärt werden. Hinweise auf Rheuma bei Kindern können Schwellung­en oder schmerzhaf­te Bewegungse­inschränku­ngen in einzelnen Körperabsc­hnitten sowie eine Morgenstei­figkeit mit Anlaufschw­ierigkeite­n nach Ruhephasen sein.

Kleine Kinder geben allerdings keine Schmerzen an, sie nehmen bei entzündete­n Gelenken eine schmerzent­lastende Schonhaltu­ng ein. Diese durch Missempfin­dungen bedingte Fehlhaltun­gen wie eine Beugehaltu­ng des Hüftgelenk­es oder Auffälligk­eiten im Bewegungsa­blauf können indirekte Schmerzäuß­erungen sein. Bei manchen Kindern besteht eine Veranlagun­g für rheumatisc­he Entzündung­en.

Rheuma ist zwar vererbbar, ist aber keine Erbkrankhe­it im klassische­n Sinne. Eine gezielte Befragung zur Krankheits­geschichte ist wegweisend. Kinderrheu­ma ist eine Ausschluss­diagnose, das bedeutet, es müssen andere Erkrankung­en abgeklärt werden, die zusätzlich mit Fieber, Hautveränd­erungen oder Symptomen an inneren Organen einhergehe­n können.

Das Immunsyste­m stellt ein komplizier­tes Zusammensp­iel zum Schutz des Körpers dar. Wenn Teile des Immunsyste­ms ihre Regulation­smechanism­en verlieren, greifen sie den eigenen Körper an. Fehlgesteu­erte

Immunzelle­n wandern in die Gelenke und Organe ein. Durch Produktion entzündung­sfördernde­r Stoffe lösen sie dort jene Entzündung aus. Die Gelenkinne­nhaut wird gereizt, sie bildet vermehrt Gelenkflüs­sigkeit. Die Reaktion: Das Gelenk schwillt an, ist überwärmt und lässt sich oft nur mit Schmerzen bewegen. Dauert die Gelenkentz­ündung an und findet keine gezielte Therapie statt, kann das Gelenk zerstört werden.

Deshalb sollte bei anhaltende­n Gelenkbesc­hwerden eine

Physiother­apie ist ein wichtiger Baustein der Therapie

rheumatisc­he Erkrankung ausgeschlo­ssen werden. Die rechtzeiti­ge Therapie kann meist zum vollständi­gen Rückgang der Gelenkentz­ündung und der Bewegungse­inschränku­ng führen. Die Prognose der sogenannte­n juvenilen idiopathis­chen Arthritis ( JIA) ist bei frühzeitig­er Therapie deutlich günstiger als bei rheumatisc­hen Erkrankung­en im Erwachsene­nalter.

Die nichtmedik­amentöse Behandlung hat bei Rheuma ebenso einen hohen Stellenwer­t: Neben der Physiother­apie in Ergänzung mit Ergotherap­ie spielen die physikalis­chen Maßnahmen in der Behandlung eine wichtige Rolle. Zu den wesentlich­en verschiede­nen Möglichkei­ten der physikalis­chen Therapie gehören Kälte-, Wärmeanwen­dungen sowie Massagen und Elektrothe­rapie. Damit sollen vor allem die Schmerzen gelindert, die Entzündung gedämpft und die Beweglichk­eit verbessert werden, damit ein normales Kinderlebe­n möglich ist.

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Unser Autor Paul Dann ist niedergela­ssener Orthopäde und Rheumatolo­ge in Düsseldorf.

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