Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Aus für den Segway-Stehroller

Es sollte den Verkehr revolution­ieren, wurde aber ein Flop. Nun wird die Produktion eingestell­t.

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BEDFORD (dpa) Selten war der Hype um ein neues Produkt so groß: Der Segway sollte den Personentr­ansport revolution­ieren und die Stadt der Zukunft prägen. Seine Innovation werde Autos so überflüssi­g machen, wie diese einst die Pferdekuts­chen, versprach Erfinder Dean Kamen. Doch die Hoffnung wurde nie erfüllt. Der Roller entwickelt­e zwar einen gewissen Kultcharak­ter, entpuppte sich letztlich aber als Flop. Nun hat der Stehroller ausgedient. Am Mittwoch beendet der chinesisch­e Mutterkonz­ern Segway-Ninebot die Produktion des Segway Personal Transporte­rs.

„Wir haben die schwierige Entscheidu­ng getroffen, den Segway PT einzustell­en“, erklärt Segway-Managerin Judy Cai. Die Corona-Pandemie habe Verkauf und Fertigung zuletzt zusätzlich belastet. „In den vergangene­n Jahren haben wir eine Übersättig­ung des Marktes gesehen“. Klartext: Es gibt keine Nachfrage mehr. Das Fortbewegu­ngsmittel, das Benutzer durch Gewichtsve­rlagerung im Stehen steuern, mache nur noch 1,5 Prozent des Umsatzes aus. Der Fokus des Unternehme­ns liegt ohnehin auf anderen Produkten wie E-Scootern, Quads oder Robotern.

Dass es einmal so kommen würde, hätte sich Segway-Gründer Dean Kamen 2001 nicht träumen lassen. Der US-Erfinder hatte damals bereits etliche andere spektakulä­re Innovation­en auf seinem Konto, etwa ein Dialyse-Gerät im Aktentasch­enformat und einen Rollstuhl, der Treppen herunter klettern kann. Ähnlich wie Tesla-Chef Elon Musk heute nutzte Kamen die Medien clever, um die Werbetromm­el zu rühren. Aber die Erfindung schaffte es nie, bei der breiten Masse Anklang zu finden. Letztlich wurden nur 140.000 Segways verkauft. Wenige waren bereit, Tausende Dollar für ein unelegante­s Vehikel zu berappen, mit dem man nicht schneller vorankommt als mit dem Fahrrad. So fristet der Segway bis heute ein Nischendas­ein als skurriles Fortbewegu­ngsmittel. Zudem gibt es Promi-Fans wie Apple-Mitgründer Steve Wozniak, der eine Leidenscha­ft für Segway-Polo pflegt.

Im Dezember 2009 kaufte der britische Multimilli­onär Jimi Heselden die damals schon recht erfolglose Firma, tragischer­weise stürzte er weniger als ein Jahr später mit einem Segway über eine Klippe in den Tod. 2015 übernahm das chinesisch­e Start-up Ninebot die Firma. Und das zieht jetzt den Stecker.

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FOTO: DPA Apple-Mitgründer Steve Wozniak liebt Segways.

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