Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Start-up-Verein NRWalley kämpft um die Zukunft
Der Verband soll Stimme der Gründer sein. Doch hinter den Kulissen gibt es nach der Abspaltung vom Bundesverband Ärger.
DÜSSELDORF Am 21. Dezember war man beim NRW-Start-up-Verein NRWalley voller Zuversicht: „Wir freuen uns darauf, unser Land gemeinsam weiter nach vorne zu bringen! Auf ein gutes Jahr 2020“, hieß es beim Kurznachrichtendienst Twitter. Ein halbes Jahr später ist allerdings offenbar bei einigen Ehrenamtlern im Verein Ernüchterung eingekehrt. Ausgerechnet in der Corona-Krise, wo eine starke Stimme der Start-ups benötigt würde, ist der Verein immer weniger wahrzunehmen.
Schuld sollen neben den Einschänkungen durch das Virus unter anderem auch interne Querelen sein. Denn der Verein musste sich zum Jahreswechsel neu aufstellen. NRWalley wurde ursprünglich vom Bundesverband Deutsche Startups als eine Art regionaler Statthalter ins Leben gerufen. Mit Christoph Heyes wurde unter dem damaligen Verbandschef Florian Nöll sogar ein eigener Landesgeschäftsführer von Berlin nach NRW entsandt. Doch im vergangenen Jahr wechselte die Führung im Bundesverband und stellte den Verein neu auf. Zum Jahreswechsel wurde NRWalley
dann als eigener Verein ausgegründet.
Mit einem Kooperationsvertrag sollte die enge Verbindung zwar fixiert werden, doch schon damals knirschte es angeblich hinter den Kulissen – der NRW-Verein musste plötzlich eigene Sponsoren finden. Beim Bundesverband bestreitet man Differenzen, so sei man ja beispielsweise Gründungsmitglied bei NRWalley. Außerdem seien Vorstände aus NRW auch Regionalsprecher beim Bundesverband.
Unklar auch, wie es in Bezug auf den Deutschen Startup-Monitor weitergeht. Der Bundesverband bereitet aus dieser Gründerstudie immer wieder regionale Reports auf – 2019 mit Unterstützung des Landeswirtschaftsministeriums auch für NRW. Dies will der Bundesverband auch in Zukunft machen. Nun muss NRWalley auf eigenen Füßen stehen – und auch gegenüber dem Bundesverband das eigenen Profil schärfen. Kooperation hin, Kooperation her. Problematisch ist dabei die finanzielle Lage, denn die soll alles andere als rosig sein, heißt es. Speziell die Corona-Krise war für den jungen Verein bei seiner Suche nach Unterstützung kontraproduktiv. Und in der Wirtschaft scheinen sich einige zu fragen, warum sie einen Verein auf Landesebene unterstützen sollen, wenn sie gleichzeitig beim relevanteren Bundesverband Mitglied sein können.
Laut dem Vereinsvorsitzenden Torsten Jensen habe der Verein eine gesunde Finanzierung. Zudem konnte NRWalley laut Jensen inzwischen Fördermitglieder gewinnen. Diese werde man nach den Sommerferien kommunizieren – zusammen mit einer Modernisierung des Internetauftritts. Auf der bisherigen Seite finden sich kaum Inhalte. Der letzte Blog-Beitrag datiert vom 2. Mai. Es ist der einzige.