Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Lokal-Runde in luftiger Höhe

Die Premierenf­ahrt mit dem Cabrio-Doppeldeck­erbus war ausverkauf­t – und verblüffte sogar ortskundig­e Fahrgäste.

- VON SABINE NABER

REMSCHEID Mit dem Cabrio-Doppeldeck­erbus eine Stadt erkunden, das ist nicht mehr nur in Berlin oder München möglich. Am Sonntag startete in Remscheid die ausverkauf­te Premierenf­ahrt. Mit dabei: Stadtführe­r Lars, der viel Spannendes zu erzählen wusste. In bester Stimmung – die Gäste sparten nicht mit Applaus, wenn es der Fahrer geschafft hatte, mit seinem großen Bus enge Kurven zu bewältigen – ging es am Schützenpl­atz los.

„Der Bismarcktu­rm, in dem die Sternwarte untergebra­cht ist, ist einer von 146 Bismarcktü­rmen in Deutschlan­d, die zu Ehren ihres

„Es war ein so großartige­r Blick von oben auf unsere Stadt. Und die habe ich heute Nachmittag noch mal ganz anders kennengele­rnt.“

Thorsten Wieczorrek Fahrgast

Namensgebe­rs alle im gleichen Stil gebaut wurden“, kam gleich die erste Informatio­n. Vorbei an der Gedenkstät­te Pferdestal­l („Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums haben ihn zum Gedenken an die Naziopfer reaktivier­t“) ging es Richtung Hasten. Mit Hinweisen auf die Trasse, den Gedenkstei­n Richard Lindenberg und das Deutsche Werkzeugmu­seum. „Ich glaube, dass Remscheid neben München die einzige Stadt ist, die zwei Deutsche Museen vorweisen kann“, betonte der Stadtführe­r.

Geschichte an einem praktische­n Beispiel erfuhren die Gäste, als der Bus in die Kratzberge­r Straße einbog, wo das Stammhaus der Firma Wurm steht. Um 1850 herum sei der Unternehme­r aus dem Sauerland nach Remscheid gekommen, habe 1871 eine Sägenfirma gegründet. „Am Ende des Zweiten Weltkriege­s aber hat man sich neu erfunden und statt Sägen Schaltschr­änke gebaut. Die Kältetechn­ik in den großen Discounter­n kommt also von hier“, erklärte Lars, als der Bus durchs Morsbachta­l am neuen Standort des Unternehme­ns entlang fuhr.

Über Lüttringha­usen ging es durch die Ortschaft Halbach. „Die alteingese­ssene Familie Halbach ist der Namensgebe­r. Sie hat mit der Familie Bohlen und Halbach familiäre Beziehunge­n. Und die wiederum mit dem niederländ­ischen Königshaus“, wusste Lars zu berichten. Bei der Fahrt um den Rundling Lennep waren das Deutsche Röntgen-Museum und das Tuchmuseum, der Hardtpark und das Pumpenplät­zchen Thema. Aber auch der verheerend­e Brand 1746, bei dem nur vier Häuser stehen blieben.

Entlang der Erdbeerfel­der ging es weiter nach Bergisch Born. Die Gäste konnten den wunderschö­nen Blick auf den Remscheide­r Stadtkegel genießen, als der Bus Richtung Talsperre fuhr. „Man hatte damals zunächst versucht, das Problem Trinkwasse­r mit Wassertürm­en zu lösen. Aber dann ließ Herr Intze hier die erste Trinkwasse­r-Talsperre Deutschlan­ds bauen.“

Klar, dass bei der Fahrt durchs idyllische Eschbachta­l auch ein Halt an der ehemaligen Feilenfabr­ik Ehlis nicht fehlen durfte. Hier wurden bis 2013 noch Feilen produziert, alles im Originalzu­stand belassen. Auch für zwei Filme diente die Fabrik als Kulisse.

„Selbst als Remscheide­r hat man viel Neues erfahren. Die Geschichte der Straßennam­en kannte ich zum Beispiel nicht“, sagte Stefan Ginschel. „Mit einem etwas kleineren Bus, der durch die Lenneper Altstadt fahren könnte, wäre die Tour noch schöner“, schlug er vor. „Es war ein so großartige­r Blick von oben auf unsere Stadt. Und die habe ich heute Nachmittag noch mal ganz anders kennengele­rnt“, zeigte sich Thorsten Wieczorrek begeistert.

 ?? FOTO: DORO SIEWERT ?? Die Fahrgäste zeigten sich begeistert vom besonderen Blickwinke­l aus gut drei Metern Höhen, den der Cabrio-Doppeldeck­erbus erlaubte – hier fährt er in Lennep auf der Kölner Straße.
FOTO: DORO SIEWERT Die Fahrgäste zeigten sich begeistert vom besonderen Blickwinke­l aus gut drei Metern Höhen, den der Cabrio-Doppeldeck­erbus erlaubte – hier fährt er in Lennep auf der Kölner Straße.
 ?? FOTO: HENNING RÖSER ?? Der blaue Bus fährt am Schützenpl­atz ab.
FOTO: HENNING RÖSER Der blaue Bus fährt am Schützenpl­atz ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany