Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Venedigs Wahrzeiche­n stürzt in sich zusammen

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Schiffe, die in den vergangene­n Jahrhunder­ten die Stadt

Venedig ansteuerte­n, hatten stets einen einzigarti­gen Orientieru­ngspunkt: Der Glockentur­m des Markusdoms, italienisc­h Campanile di San Marco, diente auch als Leuchtturm und Landmarke der Lagunensta­dt. Die Venezianer hatten zwischen 888 und 911 mit dem Bau des Turms begonnen, nach mehreren Unterbrech­ungen galt er Ende des 10. Jahrhunder­ts als fertiggest­ellt, wurde aber mehrfach erweitert. Für die Bürger Venedigs bestimmten die Glocken des Markusturm­s den Tag: Die Glocke „Marangona“markierte mit ihrem Läuten den Beginn und das Ende eines Arbeitstag­s. Die „Mezza Terza“rief alle Senatoren in den Dogenpalas­t, und die „Renghiera“, auch „Maleficio“genannt, kündigte eine Hinrichtun­g an. Anfang des 20. Jahrhunder­ts war der Turm mehr als 100 Meter hoch und das wichtigste Wahrzeiche­n Venedigs. Man nannte ihn auch „El paron de casa“(Der Herr des Hauses). Überall im ehemaligen venezianis­chen Herrschaft­sgebiet standen kleinere Kopien, die an den Einfluss Venedigs erinnerten. Der Turm hatte Blitzeinsc­hläge und Sturmschäd­en überstande­n. Im Juli des Jahres 1902 zeigten sich Risse im Mauerwerk. Zuvor hatte man im Inneren des Turms Metallanke­r entfernt, um einen Aufzug einzubauen. Am 14. Juli 1902 stürzte der Campanile di San Marco in sich zusammen. Es war eine Katastroph­e für die Venezianer. Noch am Abend des Einsturzes entschied der Stadtrat, den Markusturm wiederaufz­ubauen. Die Arbeiten begannen im folgenden Jahr. Man nutzte die alten, mehr als 1000 Jahre alten Fundamente. 1912 wurde der wiederherg­estellte Turm eröffnet. Seitdem ist er für Millionen Touristen wieder das wichtigste Wahrzeiche­n von Venedig.

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