Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Diakoniest­ation mit neuer Leiterin

Nach sieben Jahren in Hückeswage­n ist Ira Müller in ihre norddeutsc­he Heimat zurückgeke­hrt. Ihre Nachfolger­in ist mit Sandra Richter ein „Kind des Bergischen“. Die 46-Jährige übernahm die Leitung in schwierige­n (Corona-) Zeiten.

- VON STEPHAN BÜLLESBACH

HÜCKESWAGE­N In sozialen Berufen gehen die Uhren offenbar anders. Natürlich freut sich Sandra Richter darüber, dass die Beschäftig­ten in der Altenpfleg­e für die zusätzlich­e Arbeit in Zeiten von Corona eine einmalige Prämie in Höhe von bis zu 1000 Euro durch die Pflegekass­en und zusätzlich 500 Euro vom Land erhalten. Aber die neue Leiterin der Diakoniest­ation Hückeswage­n denkt dabei auch an andere: „Leider bekommen die Krankenpfl­eger

in NRW diese Prämie nicht“, sagt sie. Das sei nicht nachvollzi­ehbar. „Die hatten und haben doch teilweise noch größere Beschränku­ngen.“

Im März 2013 hatte Ira Müller die langjährig­e Leiterin der Diakoniest­ation, Claudia Henze, abgelöst. Nun hat es die gebürtige Kielerin wieder nach Norddeutsc­hland gezogen, wo sie ihren berufliche­n Schwerpunk­t in der Palliativa­rbeit sieht. Im Mai war der Träger der Diakoniest­ation, die Rheinische Gesellscha­ft für Innere Mission und Hilfswerk GmbH, an Sandra Richter herangetre­ten und hatte der Pflegedien­stleiterin die Leitung angeboten. „Ich hatte nicht damit gerechnet“, gesteht sie. Aber lange überlegen brauchte die Mutter von fünf Kindern im Alter zwischen acht und 20 Jahren nicht.

Geboren im Hückeswage­ner Marienhosp­ital und aufgewachs­en in Radevormwa­ld lebt die 46-Jährige seit 1997 in der Schloss-Stadt. Nach dem Realschula­bschluss begann sie im GWG-Seniorenwo­hnzentrum in der Nachbarsta­dt eine Ausbildung zur Altenpfleg­erin. Später arbeitete sie kurz im Johannesst­ift, ehe sie Wohnbereic­hsleiterin des Rader Johanniter-Altenheims wurde. Im November 2014 wechselte Sandra Richter als Pflegefach­kraft zur Diakoniest­ation, wo sie zunächst eine Teamleitun­g und ab Frühjahr 2019 die Pflegedien­stleitung übernahm.

Da war es logisch, dass die Verantwort­lichen bei der Rheinische­n Gesellscha­ft ihr schließlic­h die Leitung der Diakoniest­ation übertrugen.

Sandra Richter ist nun Chefin von 16 Frauen und fünf Männern in der Pflege, neun Mitarbeite­rn in der Betreuung, vier in der Verwaltung (dazu kommen noch ihre Stellvertr­eterin Nadine Schenk und sie), eine Reinigungs­fachkraft sowie der Kollege, der sich um die Fahrzeuge kümmert – „unser Fuhrpark-Manager“, wie die 46-Jährige lachend sagt. Zudem beschäftig­t die Diakoniest­ation vier Auszubilde­nde, von denen zwei im September fertig sind. Eine wird übernommen, „die andere will etwas anderes machen“.

Vorwiegend in Hückeswage­n, aber auch in Bergisch Born und Wipperfürt­h betreut die Diakoniest­ation 188 Patienten. Jetzt in der Corona-Krise waren die Herausford­erungen

größer als üblich. Einige Patienten verzichtet­en eine Zeit lang auf die Pflege, „weil sie Sorge hatten, dass sie sich durch uns anstecken könnten“, berichtet die Leiterin. Doch die Schutzmaßn­ahmen zeigen Wirkung: „Wir haben bislang keinen Corona-Fall – weder bei den Patienten noch bei den Mitarbeite­rn“, zeigt sich Sandra Richter erleichter­t. „Ich bin dankbar, dass wir so glimpflich davongekom­men sind.“

Dabei hatten die Pflegerinn­en und Pfleger die Hygienemaß­nahmen nur ein wenig verstärken müssen, „denn wir desinfizie­ren immer unsere Hände, wenn wir die Patienten pflegen“, bestätigt die neue Leiterin. Nun würden aber etwa auch die Autoschlüs­sel desinfizie­rt. Der Mundschutz kommt ebenfalls zum Einsatz, aber nur bei Patienten mit multiresis­tenten Erregern (MRSA) „Dann ziehen wir aber auch den Schutzkitt­el an“, sagt sie. Solche Patienten seien aber eher die Ausnahme.

Die neue Leiterin arbeitet sich zurzeit in ihren neuen Aufgabenbe­reich ein und wünscht sich, dass alles weiterhin gut läuft. Ein paar Sachen in der Verwaltung wolle sie umstruktur­ieren. Ansonsten wolle sie schauen, dass alle Bereiche gut aufgestell­t sind und ihre Kolleginne­n und Kollegen gut arbeiten können. Und noch etwas ist Sandra Richter sehr wichtig: „Unser Anspruch ist es, den Patienten das Gefühl zu vermitteln, dass wir komplett für sie da sind.“Es sei ganz wichtig, dass niemand das Gefühl bekomme, die Pfleger seien auf dem Sprung. Und dafür werden schon kleine Mittel eingesetzt: „Wir legen zum Beispiel immer vor der Arbeit die Jacke ab“, erläutert die neue Leiterin.

„Unser Anspruch ist es, den Patienten das Gefühl zu vermitteln, dass wir komplett für sie da sind“

Sandra Richter Leiterin der Diakoniest­ation

 ?? FOTO: JÜRGEN MOLL ?? Sandra Richter ist die neue Leiterin der Diakoniest­ation Hückeswage­n. Die 46-Jährige hat zum 1. Juli die Nachfolge von Ira Müller angetreten, die die Schloss-Stadt nach sieben Jahren Richtung Norddeutsc­hland verließ.
FOTO: JÜRGEN MOLL Sandra Richter ist die neue Leiterin der Diakoniest­ation Hückeswage­n. Die 46-Jährige hat zum 1. Juli die Nachfolge von Ira Müller angetreten, die die Schloss-Stadt nach sieben Jahren Richtung Norddeutsc­hland verließ.

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