Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Im Arboretum rücken Pferde das Holz
Im Burgholz arbeiten Mensch, Tier und Maschine zusammen – ein konsequenter Fortschritt.
(kar) Im Arboretum Burgholz sollen jetzt öfter Pferde zum Holzrücken eingesetzt werden. Das ist schonender für den Waldboden. Am Montag hatte das Arboretum zum ersten Mal, seit Leonore Gärtner Revierförsterin in der Region ist, Holzrückepferde zu Besuch. Holz erntet man im Arboretum normalerweise mit großen Fahrzeugen. Im Auftrag des Landes kamen am Montag die Pferde Elliot und Paula ins Burgholz, um zu zeigen, was sie können. Bei Wind und Regen kamen die fast 800 Kilogramm schweren Tiere mit ihren Begleitern Daniel Proske und Markus Rotzal im Arboretum an und wurden unverzüglich auf einen mehrstündigen Arbeitstag vorbereitet.
Nur wenige Meter von der betonierten Straße entfernt führten Proske und Rotzal die Pferde mit Hilfe von Zurufen und Anweisungen ein kleines Stück den Hang hinab in den Wald. Stute Paula, Schweif und Mähne geflochten, streikte zum Anfang ihrer Schicht erstmal ein wenig. Ihr Mitstreiter Elliot hingegen knabberte gesellig an den Ästen der am Waldrand stehenden Bäume. „Diese Fläche hier hatte eine Durchforstung und Pflege nötig. Wir müssen die Bäume freistellen, weil der Bestand sonst viel zu dicht war“, erklärt Eleonore Gärtner. „Um diesen Bestand jetzt so schonend wie möglich zu bewirtschaften, wird mit dem Pferd das Holz rausgerückt.“Zum Rücken befestigten Daniel Proske
und Markus Rotzal jeweils einen Baumstamm an der aus hochfestem Stahl gefertigten Rückekette eines Pferdes, den das Pferd dann mühelos über den kleinen Hang auf die Straße zieht. Im Anschluss wird das raugerückte Holz von Fahrzeugen weggefahren. Der Holztransport mit Pferden verursacht so deutlich weniger Lärm und eine geringere Verdichtung des Waldbodens. Beim sogenannten Kölner Verfahren arbeiten Pferd, Mensch und Maschine gemeinsam.
Gärtner betont, man müsse den Pferdeeinsatz im Wald als konsequenten Fortschritt betrachten. Bei Paula und Elliot sieht man, dass auch die traditionelle Holzrückearbeit von technischen Entwicklungen geprägt ist: Zugstränge, die in der Vergangenheit aus Hanf gefertigt wurden, werden heutzutage durch moderne Kevlarfasern mit Kautschuk-Dämpfungselementen ersetzt, um die Gelenke der Pferde zu schonen. Die maßgefertigten Anzüge haben außerdem ein Schwebe-Ortscheit, an dem die Last mittels Rückekette befestigt wird.
Ein Arbeitstag mit Holzrückepferden dauert häufig acht Stunden. Dabei können die Pferde drei bis vier Stunden durchgehend Holz rücken, bevor sie eine Pause einlegen müssen. Der siebenjährige Elliot ist schon mehrere Jahre beim Holzrücken dabei und schafft es, bis zu 70 Prozent seines Körpergewichts zu rücken.