Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
In Lingen wartet nächstes Geisterspiel
Wie zuletzt beim 29:25-Sieg gegen den HC Erlangen muss Handball-Erstligist Bergischer HC erneut vor leeren Rängen antreten. Bei der Auswärtspartie gegen die HSG Nordhorn-Lingen sind am Sonntag keine Zuschauer zugelassen.
SOLINGEN Wäre die Saison 2019/20 sportlich zu Ende gebracht worden, würde der Bergische HC mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Sonntag nicht bei der HSG Nordhorn-Lingen antreten. Der Verein stand sieben Spieltage vor Schluss weit abgeschlagen mit 4:50-Punkten am Tabellenende der Handball-Bundesliga. Doch es folgte der Abbruch aufgrund der Corona-Pandemie und die Entscheidung, dass kein Club den Gang in
„Wo wir stehen, lässt sich kaum sagen. Das Gleiche gilt mehr oder weniger für alle Bundesligisten.“
Sebastian Hinze BHC-Trainer
die Zweitklassigkeit antreten muss. So bekommen die Nordhorner nach ihrem Aufstieg 2018/19 eine zweite sportliche Chance, die Klasse zu halten.
„Wie stark die Mannschaft wirklich ist – auch im Vergleich zur vorigen Saison – lässt sich kaum einschätzen“, sagt Sebastian Hinze. Der Trainer des Bergischen HC findet es in diesem Jahr so schwer wie noch nie, eine Prognose abzugeben. „Wir haben unsere beiden Spiele in Magdeburg und gegen Erlangen verdient gewonnen. Wo wir aber stehen, lässt sich kaum sagen. Das Gleiche gilt mehr oder weniger für alle Bundesligisten.“
In ihrem ersten Heimspiel gegen die Füchse Berlin hinterließen die Nordhorner einen sehr guten Eindruck. „Das war ein überragend geführtes Spiel mit einer sehr aggressiven Deckung“, findet Hinze. „Die kämpferische Einstellung war herausragend, und das Tempospiel lief mit den Außen Robert Weber und Pavel Mickal ebenfalls sehr gut.“
Trotzdem unterlagen die Gastgeber im Euregium dem Favoriten aus der Hauptstadt mit 20:25. Und auch bei der SG Flensburg-Handewitt gab es im zweiten Saisonspiel wenig überraschend eine 26:33-Niederlage.
Erwartet den BHC angesichts der eigenen hervorragenden Frühform also eine einfache Aufgabe? „Nur, weil wir Magdeburg und Erlangen geschlagen haben, heißt das nicht, dass wir mal eben locker im Vorbeigehen bei der HSG Nordhorn-Lingen gewinnen“, stellt Rückraumspieler David Schmidt klar. „Das wird eine große Aufgabe. Nordhorn kämpft sehr hart, und die Stimmung in der Halle hat am ersten Spieltag auch einen guten Eindruck gemacht.“
Was Schmidt zu dem Zeitpunkt seiner Antwort noch nicht wusste:
Genau wie der BHC am Mittwochabend muss die HSG am Sonntag ohne Zuschauer antreten. Grund ist der Inzidenzwert (Infektionen in den vergangenen sieben Tagen pro 100.000 Einwohner) des Landkreises Emsland. Dieser lag am Donnerstag bei 48,9. Daher ereilt die Partie, die in der Lingener EmslandArena ausgetragen wird, das gleiche Schicksal wie das Löwen-Spiel. Ins
Nordhorner Euregium hätten im Übrigen Zuschauer kommen dürfen. Dort lag der Inzidenzwert lediglich bei 26,2.
Der Bergische HC hat ein Geisterspiel bereits erlebt, für die Nordhorner ist es neu. „Bisher haben wir zwei Mal Profit aus der derzeit etwas verrückten Situation, in der wir uns befinden, schlagen können“, sagt Hinze – und meint damit die kaum planbaren Umstände der Rahmenbedingungen. „Mein Fokus liegt auf einer seriösen Vorbereitung. Ich habe mir noch mehr als sowieso schon angewöhnt, mich nur noch auf die Dinge zu konzentrieren, die wir beeinflussen können – das dann aber zu 100 Prozent.“
So setzt der Coach alles daran, dass sein Team am Sonntag seine beste Leistung zeigt. Zwei Mal hat Hinze dieses Ziel bereits über weite Strecken erreicht. Gelingt das erneut, dürften die Löwen am Sonntagabend 6:0-Punkte auf dem Konto haben.
Handball-Bundesliga HSG Nordhorn-Lingen – Bergischer HC (Sonntag, 16 Uhr; Emsland Arena Lingen)