Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Hamilton stellt Schumacher­s Rekord ein

Das Formel-1-Rennen am Nürburgrin­g ist eines für die Geschichts­bücher: Der Brite feiert seinen 91. Sieg. Nico Hülkenberg wird Achter.

- VON MARTIN MORAVEC UND JENS MARX

NÜRBURG (dpa) In einem Gänsehaut-Moment nahm Lewis Hamilton nach der Einstellun­g von Michael Schumacher­s Formel-1-Siegrekord ein besonderes Geschenk von dessen Sohn entgegen. Mick überreicht­e dem sichtbar gerührten und ergriffene­n Mercedes-Piloten einen roten Rennhelm der berühmten Motorsport-Ikone. „Es ist Wahnsinn, hier zu stehen“, meinte Hamilton, nachdem er ausgerechn­et auf einer der Heimatstre­cken Schumacher­s seinen 91. Grand-Prix-Sieg gefeiert hatte. „Für die Menschen ist es schwer zu verstehen, wie er diese 91 Siege holen konnte, und es wird vom ersten bis zum 91. nicht einfacher.“

25 Jahre nachdem Schumacher als erster Deutscher auf dem Traditions­kurs in der Eifel siegreich gewesen war, erreichte Hamilton beim Formel-1-Comeback auf dem Nürburgrin­g diesen Meilenstei­n. „Das ist unglaublic­h. Ich werde eine Weile brauchen, um das zu realisiere­n. Ich habe großen Respekt vor Michael“, sagte Hamilton (35). 2013 war er Schumacher­s Mercedes-Nachfolger geworden.

„Das ist ein historisch­er Tag“, würdigte am Sonntag Daimler-Boss Ola Källenius seinen Star-Piloten und sprach von „Gänsehaut pur“während der bewegenden Szene zwischen Hamilton und Mick Schumacher, als der Engländer einen Helm aus der letzten Formel-1-Saison von dessen Vater Michael 2012 bekommen hatte: „Was er macht, ist einmalig.“Für ihn stehe Michael über allen, „er ist eine Ikone und Persönlich­keit“, meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff, „diesen Rekord einzustell­en, ist aber fast surreal“.

Mit seinem Erfolg im elften Saisonrenn­en näherte sich Hamilton auch wieder dem siebten WM-Triumph

und der nächsten Rekordmark­e von Schumacher. Hamilton profitiert­e dabei auch von einem Aus wegen Motoren-Defekts am Silberpfei­l seines von der Pole gestartete­n Teamkolleg­en Valtteri Bottas in dessen 150. Grand Prix.

Zweiter wurde der Niederländ­er Max Verstappen im Red Bull, auf Rang drei schaffte es der Australier

Daniel Ricciardo im Renault. Sebastian Vettel konnte wie befürchtet bei seinem Heimspiel im Ferrari nichts ausrichten und musste sich mit Platz elf begnügen. „Ich bin natürlich nicht zufrieden. Wir hätten heute ein paar Punkte mitnehmen können“, meinte Vettel zerknirsch­t.

In die Zähler fuhr dagegen sein Landsmann Nico Hülkenberg bei seinem nächsten Aushilfsei­nsatz für Racing Point. Der Rheinlände­r raste vom letzten Startrang aus sogar bis auf Rang acht. „Nicht so schlecht für einen Halbzeitar­beiter“, fand es Hülkenberg hocherfreu­t. „Für den Moment bin ich glücklich und dankbar.“

Das war auch Hamilton, der im WM-Klassement seine Führung mit dem siebten Saisonsieg weiter ausbaute. Er kommt nun auf 230 Punkte, Bottas bleibt als Zweiter bei 161 Zählern. Verstappen sammelte bisher 147 Punkte.

Als zum ersten Mal nach 2013 die roten Lampen für ein Formel-1-Rennen ausgingen, suchte Hamilton seine Siegchance in der Attacke. In die enge Rechtskurv­e nach der kurzen

Beschleuni­gung bog Hamilton mit minimalem Vorsprung vor Bottas ein, beide trug es weit raus, Bottas hielt dagegen. Fair, aber knallhart rasten sie nebeneinan­der.

Bottas‘s Vorteil: Als nächstes kam eine Linkskurve, er war innen und behauptete damit nach dem packenden Zweikampf der Silberpfei­le die Führung. Verstappen, der sich Hoffnungen gemacht hatte, das Duo splitten zu können, kam nicht ran, zusammen zogen die drei dem Feld danach aber schnell davon.

Auf die beiden deutschen Piloten mussten die 13.500 Zuschauer zunächst noch etwas länger warten. Vettel, gestartet von Rang elf, kämpfte, um in die Top Ten zu kommen, nachdem auch sein Start nicht optimal gelaufen war. Bei einem Überholver­such leistete sich der viermalige Weltmeiste­r auch noch einen Verbremser und kam mit qualmenden Reifen von der Strecke ab.

Hülkenberg hingegen, vom letzten Rang nach seinem Blitzengag­ement gestartet, machte mit einer Werbefahrt in eigener Sache Position um Position gut. In der 42. Runde kam es sogar zum deutschen Duell: Der Ersatzmann für Racing-Point-Pilot Lance Stroll passierte Vettel im rosa Wagen des künftigen Vettel-Arbeitgebe­rs (dann allerdings als Aston Martin).

 ?? FOTO: MATTHIAS SCHRADER/AP ?? Die Teammitgli­eder hängen vor Freude überm Zaun, als Mercedes-Pilot Lewis Hamilton als Sieger die Ziellinie überquert.
FOTO: MATTHIAS SCHRADER/AP Die Teammitgli­eder hängen vor Freude überm Zaun, als Mercedes-Pilot Lewis Hamilton als Sieger die Ziellinie überquert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany