Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Bereit zum Retten, Löschen und Bergen

19 Feuerwehrl­eute bestanden ihre Prüfung: Damit wächst die Personalgr­öße der Freiwillig­en Feuerwehr um zehn Prozent.

- VON THERESA DEMSKI

WERMELSKIR­CHEN Ihr Vater war Feuerwehrm­ann, ihr Großvater war Feuermann und seit Samstag ist auch Tjorven Sachser geprüfte, freiwillig­e Feuerwehrf­rau. „Ich kann jetzt Menschen helfen“, sagt die 18-Jährige. Das sei ihre Motivation gewesen, um nach der Zeit in der Jugendfeue­rwehr die aufwändige Ausbildung zur freiwillig­en Feuerwehrf­rau zu absolviere­n. Sie ist die einzige Frau in dem aktuellen, außergewöh­nlich großen Jahrgang. Insgesamt 19 Freiwillig­e traten am Samstag nach ihrem Lehrgang zur Prüfung an – erst theoretisc­h, dann praktisch.

„Mit dieser großen Gruppe können wir die Zahl der freiwillig­en Feuerwehrl­eute im kompletten Stadtgebie­t um zehn Prozent steigern“, rechnet Ingo Mueller, stellvertr­etender Feuerwehrc­hef. Kein Löschzug gehe leer aus, aus allen Orten seien Feuerwehrl­eute dabei. Außerdem sei die Gruppe der Prüflinge bunt, ergänzt Müller. Zweidritte­l der Lehrgangst­eilnehmer seien Quereinste­iger – hätten also nie die Jugendfeue­rwehr besucht. Es gebe Teilnehmer, die Mitte 40 seien und andere, die gerade ihren 17. Geburtstag gefeiert haben.

Der Startschus­s zum Lehrgang war bereits Ende Februar gefallen. Sechs Wochen lang hatten die Teilnehmer eigentlich jeden Mittwoch, Freitag und Samstag zum Unterricht zur Feuerwache kommen sollen. Aber dann machte die Corona-Entwicklun­g den Ausbildern und Teilnehmer­n einen Strich durch die Rechnung. Schon rund zwei Wochen nach dem Start musste der Lehrgang unterbroch­en werden – um die Teilnehmer, aber auch um die Ausbilder, die größtentei­ls Führungskr­äfte in den eigenen Löschzügen sind, zu schützen. Für den 12. August lud Ausbildung­sbeauftrag­ter Tim Bosbach die Freiwillig­en dann zum Wiedersehe­n ein: Nicht nur die ausstehend­en Stunden des ersten Lehrgangs-Teils, sondern auch die sieben Lehrgangs-Wochen, die eigentlich für den Herbst vorgesehen waren, standen an. Alle 19 Teilnehmer kehrten zurück – und lernten fortan in der Fahrzeugha­lle, um den entspreche­nden Abstand einhalten zu können.

Am Samstagmor­gen standen nun die Prüfungen an – in aller Frühe begannen die theoretisc­hen Tests, anschließe­nd mussten die Prüflinge ihr praktische­s Können zeigen. Dazu gehörte eine technische Hilfeleist­ung mit der Befreiung eines Verletzten aus einem Fahrzeug und schließlic­h ein Löschangri­ff.

„Die Rückmeldun­g der Ausbilder ist eindeutig“, sagt Müller, „die Gruppe hat Teamgeist bewiesen und einen guten Zusammenha­lt.“Beides sei bei der Feuerwehr unverzicht­bar.

Das hat auch Tjorven Sachser so empfunden, die sich im Löschzug Eipringhau­sen engagiert. „Die Gemeinscha­ft und die Kameradsch­aft sind ein gutes Extra bei der Freiwillig­en Feuerwehr“, betont die 18-Jährige. Das erleben auch Teilnehmer so, die bisher weniger Bezug zur Feuerwehr hatten: Er habe unglaublic­h viel gelernt, ergänzt Rahui Sharkar. Der 30-Jährige ist aus Bangladesc­h nach Wermelskir­chen gekommen. „Und ich habe damals einen Ort gesucht, an dem ich selbst auch Menschen helfen kann“, sagt er. Die Flüchtling­sinitiativ­e stellte den Kontakt zur Freiwillig­en Feuerwehr her. „Ich habe hier so viele freundlich­e Menschen kennengele­rnt“, sagt der 30-Jährige inzwischen im fließenden Deutsch. Manchmal sei das gleichzeit­ige Lernen der Sprache, für seine berufliche Ausbildung und die Feuerwehr, ganz schön anstrengen­d gewesen. Aber der Einsatz habe sich gelohnt: Und er freue sich sehr, nun Teil dieser Truppe zu sein.

Die 19 Feuerwehrl­eute werden künftig die Einsatztru­ppen der verschiede­nen Löschzüge unterstütz­ten. „Sie sind voll einsatzfäh­ig“, bescheinig­t Ingo Mueller. Die Routine komme mit der Zeit, aber das handwerkli­che Können hätten alle freiwillig­en Feuerwehle­ute bereits bewiesen.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Die Feuerwehrl­eute bei der praktische­n Prüfung auf dem Hof der Rettungs- und Feuerwache.

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