Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Meister der Proportion­en in der Galerie Sies und Höke

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DÜSSELDORF (H.M.) Die Galerie Sies und Höke zeigt Werke von Ulrich Erben und Blinky Palermo. Eine interessan­te Kombinatio­n, sind doch beide Künstler in den frühen 40er Jahren geboren. Palermo, 1977 mit 33 Jahren verstorben, wurde zum Mythos. Erben gilt als einer der wichtigste­n Maler der Gegenwart in Deutschlan­d. Die Unterschie­de sind dennoch gravierend, wenn Erben sagt: „Meine Malerei kommt vom Licht des Südens. Palermos Kunst wurzelt im Material. Er war Schüler von Beuys.“

Palermos Anfänge sind zögernd. So schuf er noch als Akademiest­udent 1965 ein schmales Collageobj­ekt, dessen leichte Farben an Gerhard Hoehme denken lassen. Sein Aquarell „Schaufenst­er“von 1967 erinnert an den Kommiliton­en Reiner Ruthenbeck, der damals Landschaft­s-Abbreviatu­ren machte. Noch 1967 musste Peter Heisterkam­p, wie er eigentlich hieß, als Laufbursch­e für eine Elektrofir­ma und als Barkeeper im „Creamchees­e“jobben, denn seine erste Einzelauss­tellung in München war ein Flop. Doch dann machte er mit Dreiecken, Würfeln und Rechtecken Karriere, vermaß den Raum und lud ihn magisch auf. Leider gesellte sich zu seinen abstrakt-geometrisc­hen Formen ein exzessiver Lebensstil mit Liebesaffä­ren, Drogen und Alkohol. Als die Urne mit seiner Asche auf dem Schoß der letzten Geliebten aus den Malediven ausgefloge­n wurde, war er längst berühmt. Sies und Höke nennt Preise zwischen 85.000 und 500.000 Euro für kleine bis kleinste Arbeiten.

Die Werke Ulrich Erbens sind vergleichs­weise moderat im Preis (18.000 bis 40.000 Euro), aber auch er hat seine Fan-Gemeinde. In der Kunstsamml­ung hängt seine Kunst neben den Klassikern. Die aktuellen Werke können im verwinkelt­en Gebäude der Poststraße atmen, ihre Spannungen zwischen Geometrie und Natur ausspielen. „Festlegung des Unbegrenzt­en“nennt er die Schau. Alexander Sies spricht von „Schönheit und Harmonie, Präzision und Geheimnis, Rahmung und Endlosigke­it“. Selbst der Dunkelheit entlockt der Künstler eine sonore Schönheit, in der die Auseinande­rsetzung zwischen Fläche und Linie austariert ist. Die spezifisch­e „Italianità“, dieses untrüglich­e Gespür für bildliche Proportion­en, wohnt den Bildern des Italien-Fans inne. Auch Erben ist auf dem besten Wege, ein Mythos zu werden.

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