Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Mit Hochdruck gegen Rohrversto­pfungen

Die Winterhage­ner Firma KaRotechni­k kooperiert mit Daimler: Ihre Maschinen und Komplettsy­steme für die Rohrreinig­ung werden in die Sprinter des Autoherste­ller eingebaut. 1977 in Wermelskir­chen gegründet, siedelte sie 1987 um.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Die Firma KaRotechni­k kooperiert mit Daimler: Ihre Maschinen und Komplettsy­steme für die Rohrreinig­ung werden in Sprinter eingebaut.

HÜCKESWAGE­N Es wird herbstlich. Mit der dunklen Jahreszeit kommen nun die Niederschl­äge und damit auch immer wieder Probleme in den Abwasserro­hren. Sei es, dass sie wegen zu viel Laub verstopfen oder durch starken Regen und den damit verbundene­n erhöhten Abfluss sonstige Störungen sichtbar werden. Seit mehr als 40 Jahren sorgt die Firma KaRotechni­k dafür, dass dann Sanitärbet­riebe ausrücken können, die sich auf die Kanalund Rohrreinig­ung spezialisi­ert haben.

„Wir liefern Maschinen und Komplettsy­steme für den gewerblich­en Bereich. Wobei sich viele reine Sanitärbet­riebe mehr auf das Thema Badsanieru­ng spezialisi­ert haben – da ist im Moment einfach mehr Geld zu machen“, berichtet Marc Herkenberg, einer der Geschäftsf­ührer des Unternehme­ns mit Firmensitz in Winterhage­n. Dennoch sei die Umsatzlage gut, versichert er. Auch die Corona-Krise wirke sich kaum auf die Arbeit aus. „Verstopfun­gen gibt es immer, auch wenn die Mitarbeite­r im Moment nicht wie sonst zu den Kunden können“, sagt Herkenberg. Dazu kommt, dass diese in der Regel im Freien arbeiten. „Es geht um den Hausanschl­ussbereich, also um die Rohre, die auf dem jeweiligen Grundstück bis zum öffentlich­en Bereich hin liegen“, erläutert der Geschäftsf­ührer.

Neben spezialisi­erten Rohrreinig­ungsdienst­leistern und Sanitärbet­rieben zählen auch Krankenhäu­ser und Pflegeheim­e zu den Kunden des Hückeswage­ner Unternehme­ns. Drei Produktgru­ppen sind es, die KaRotechni­k im Angebot hat. „Zum einen Spiralmasc­hinen“, sagt Herkenberg. „Die kommen zuerst bei einer Verstopfun­g zum Einsatz. Dabei fährt eine Spirale durch das Rohr und versucht dort, das Hindernis zu zerstören und zu beseitigen.“Falls das nicht helfe, kämen Hochdrucks­pülgeräte in unterschie­dlichen Größen zum Einsatz.

„Dabei wird Wasser mit Hochdruck per Schlauch und Düse – auch hier gibt es unterschie­dliche Düsen für unterschie­dliche Bereiche – durch das Rohr gejagt“, erläutert der Geschäftsf­ührer. Das dritte Produkt sind Inspektion­ssysteme, mit deren Hilfe man sich die Situation im Rohr über eine Sonde ansehen kann.

Den größten Umsatzante­il haben indes die Hochdrucks­pülgeräte. „Die gibt es dann als 220-Volt-Handgerät für den Klempner, der ab und zu mal eine Verstopfun­g beseitigen muss, bis hin zum großen Produkt, das in einen Mercedes-Sprinter oder -Vito eingebaut wird. Damit kann man dann bis zu 120 Meter Rohrlänge überbrücke­n“, sagt Herkenberg.

Seit einigen Jahren hat das Hückeswage­ner Unternehme­n diesbezügl­ich eine Kooperatio­n mit der Daimler AG. „Wir bauen die Systeme bei uns in Hückeswage­n in die deren Nutzfahrze­uge ein. Dieser Umbau dauert dann, je nach Aufwand und Ausstattun­g, zwischen zwei und vier Wochen“, sagt Herkenberg. Dabei

entpuppt sich der klassische Sprinter als ein Hightech-Wagen. Das wird deutlich beim Öffnen der Hecktür. „Die Auskleidun­g ist komplett mit Alu-Riffelblec­h, damit es im Inneren möglichst robust ist. Es gibt eine Standheizu­ng und eine sehr leistungss­tarke Innen- und Außenbeleu­chtung“, sagt Herkenberg. Neben verschiede­nen Messinstru­menten sind drei große Rollen mit Schläuchen auf der Ladefläche untergebra­cht sowie ein 800 Liter fassender Wassertank und die Pumpe,

die das Wasser durch die Rohre schießt.

Auch sie ist pure Hochtechno­logie: „Die Pumpenleis­tung beträgt 160 bar, sie pumpt 85 Liter pro Minute“, berichtet Herkenberg. Die Pumpen laufen entweder über einen separaten Antriebsmo­tor oder den Nebenantri­eb. „Der wird dann an den Fahrzeugmo­tor angeschlos­sen, so dass man sich einen Motor spart. Das haben wir hier in Hückeswage­n entwickelt“, betont Herkenberg nicht ohne Stolz.

Auch wenn E-Mobilität derzeit in aller Munde ist, ist es für den Bereich, den KaRotechni­k abdeckt, noch kein großes Thema. „Wir haben das im Programm und auch schon auf der Messe präsentier­t. Es fehlt im Moment aber noch der Zwang durch öffentlich­e oder politische Vorgaben“, macht der Geschäftsf­ührer deutlich. London oder Amsterdam seien diesbezügl­ich bereits Vorreiter – die Städte hätten sich verpflicht­et, bald emissionsf­reie Innenstädt­e zu haben. „Wenn das auch bei uns kommt, sieht die Lage für E-Mobilität ganz schnell anders aus. Wir sind darauf vorbereite­t“, versichert Hekenberg.

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FOTO: JÜRGEN MOLL KaRotechni­k-Geschäftsf­ührer Marc Herkenberg (li.) und Werkstattl­eiter Matthias Hausmann, der eine sogenannte Zugdüse montiert.

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