Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Kalenderblatt
13.10.1972 Überleben in den Anden Von den 45 Insassen des Fluges 571 waren kurz nach dem
Absturz noch 29 am Leben.
Sechs Menschen waren aus dem
Flugzeug geschleudert worden, als eine der Tragflächen abriss. Weitere Opfer der Katastrophe starben unmittelbar nach dem Absturz an ihren schweren Verletzungen oder erfroren in der ersten Nacht, in der sich die Gruppe mit Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt konfrontiert sah. Der Flug der Fuerza-Aérea-Uruguaya hätte seine Passagiere, darunter die Rugby-Union-Mannschaft „Old Christians“, nach Santiago de Chile bringen sollen. Doch ein verhängnisvoller Navigationsfehler führte zum Absturz mitten im Hochgebirge der Anden. Nach etwas mehr als einer Woche wurde die Suche nach Überlebenden eingestellt. Niemand wusste, wo sich das verschollene Flugzeug befand. Die Überlebenden mussten 72 Tage ausharren – ohne Nahrung, ohne medizinische Versorgung und in eisiger Kälte. Die Temperaturen sanken in einige Nächten auf bis zu minus 40 Grad Celsius. Die Überlebenden sahen sich schließlich zu einer schwierigen Entscheidung gezwungen: Sie mussten sich von den Körpern der Verstorbenen ernähren, um zu überleben. Nach fast zwei Monaten wagten drei der Männer eine Expedition, um Hilfe zu holen. Sie überquerten ohne Ausrüstung mehrere 5000 Meter hohe Berge und erreichten schließlich die Zivilisation. Als Hubschrauber der chilenischen Luftstreitkräfte am Absturzort ankamen, hatten 16 Menschen das Unglück überlebt. Wie genau, verschwiegen die Männer zunächst. Sie wollten zuerst den Hinterbliebenen der Todesopfer ihre Entscheidungen erklären. Bis heute treten einige der Überlebenden von Flug 571 unter anderem vor Schulklassen auf und sprechen über ihre Erfahrungen.