Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Imker in der Stadt machen ihre Bienstöcke winterfest.
Einen Winterschlaf kennen die Bienen nicht. Damit die Völker überleben, muss der Imker für ausreichend Futter sorgen. Und sie am besten nicht stören.
WERMELSKIRCHEN Mit Abschluss der letzten Vorkehrungen für den Winter endet für den Bienenzuchtverein Wermelskirchen das Imkerjahr. Johannes Remijn ist selbst Imker und einer der Bienensachverständigen des Vereins. Er erklärt, was zu beachten ist, wenn es darum geht, einen Bienenstock winterfest zu machen – und was die Tiere in der kalten Jahreszeit überhaupt mit sich anfangen. Denn Winterschlaf halten sie nicht.
„Zwei Dinge sind besonders wichtig, damit ein Bienenvolk im Stock überlebt, wenn es draußen kalt wird“, sagt Remijn. „Zunächst muss der Imker kontrollieren, ob die Volksstärke für eine Überwinterung ausreichend ist“, so Remijn. „Zwischen 20.000 und 30.000 Bienen sollten es schon sein.“Durchschnitt sei eine Anzahl von 50.000. „Während des Winters sterben immer viele Bienen“, sagt Johannes Remijn. Es ist wichtig, dass dann genügend Bienen übrig bleiben, damit im Frühjahr ein neues Volk entstehen könne. Die zweite Sache, die es zu beachten gilt: „Das Futter. Da muss zu Beginn der kalten Jahreszeit auf jeden Fall genug vorhanden sein, dass die Bienen den Winter über davon zehren können“, sagt Remijn. Neben den Honigresten im Stock, nähren sich die Tierchen auch von Zuckerwasser, dass der Imker bereitstellt. Im Geschäft gebe es zudem spezielles Bienenfutter zu kaufen. „Normalerweise
reicht es dann, einmal ausreichend Futter für den ganzen Winter bereitzustellen. Ich füttere auch lieber zu viel als zu wenig. Dann riskiert man auch nicht, dass das Volk verhungert.“Manche Imker würden es jedoch anders handhaben und zwischendurch nachfüttern, um später möglichst wenig Reste aus dem Stock entfernen zu müssen. „Das ist aber keine gute Methode, finde ich“, so Remijn. „Denn ohne Futter können Bienen höchstens 24 Stunden überleben – sie können sich ihr Fressen schließlich nicht einteilen, wenn es knapp wird, wie wir Menschen“, sagt der Sachverständige.
Dann wäre normalerweise erst einmal Ruhe für den Imker, wenn da nicht dieser gemeine Parasit wäre: die Varroamilbe. „Die wurde 1970 aus Asien eingeschleppt, seitdem wird an einer idealen Methode zur Bekämpfung geforscht. Sie ist in so gut wie jedem Bienenstock zu finden.“, so Remijn. Ein Parasit, der sich in der Brut der Bienen vermehrt und sich von Bienenblut ernährt und außerdem Viren verbreitet. Jeder Imker müsse deshalb zu Beginn des Winters sein Volk behandeln, da es sonst sterben würde. Zugelassen sind verschiedene chemische Mittel. „Ich mache das mit Ameisensäure“, sagt Remijn. „Die erhitze ich und lasse sie im Stock langsam verdunsten, sodass sie die Bienen so wenig wie möglich stört, die Varroamilben jedoch sterben.“Dass jedoch alle Parasiten sterben, sei jedoch unwahrscheinlich. „Vor Ende des Jahres führe ich deshalb eine zweite Behandlung durch, mit Oxalsäure, die ich direkt auf die Bienen
träufele“, so der Imker. Dann überlässt er den Rest aber wirklich den Bienen.
Aber was machen die eigentlich im Winter? „Die Bienen bilden eine Traube, um sich warm zu halten und dann zirkulieren sie“, beschreibt Remijn das Verhalten der Tiere. Zirkulieren – das bedeutet, dass sich die Bienen von außen nach innen bewegen, um sich immer wieder aufzuwärmen. Oberstes Ziel ist das Überleben der Bienen-Königin zu sichern, die den Kern der Traube bildet, in dem es durch die besondere Technik der Bienen stets ungefähr 20 Grad warm ist. In der Winterzeit sind die Tiere also ausschließlich im Stock und fliegen nicht aus.
„Wenn diese drei Dinge gewährleistet sind, also die Größe des Stocks ausreichend und genügend Futter vorhanden ist, sowie möglichst wenige Varromilben überlebt haben, sollte der Imker die Bienen im Winter nicht unnötig stören“, sagt Remijn. „Damit die neue Brut im Frühjahr wieder viele Blüten bestäuben kann.“