Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Schatzkammer öffnet sich im Geburtshaus am Gänsemarkt
LENNEP (mw) Zu seinem 175. Geburtstag hat der Entdecker der Röntgenstrahlen, Wilhelm Conrad Röntgen, von der Deutschen Röntgengesellschaft sowie Spendern ein 1,5 Millionen Euro teures Geschenk erhalten: ein frisch renoviertes Haus. Erbaut wurde es vermutlich zwischen 1783 und 1785. In dem Fachwerkhaus mit der Adresse Gänsemarkt 1 erblickte Röntgen am 27. März 1845 das Licht der Welt. Heute, 175 Jahre später, ist seine Aura immer noch in den Räumen am Rande der Lenneper Altstadt zu spüren – im Geburtshaus wird der erste Physiknobelpreisträger wieder lebendig.
Wegen Corona fiel die Einweihungsparty
des Geburtshauses Ende März aus. Am 13. November wird sie intern nachgeholt. Interessierte können sich über die Website live zuschalten. Die Ausstellung im Erdgeschoss wurde Ende Juni schon einmal für Besucher geöffnet. Und die können hier noch etwas mehr über den Menschen Wilhelm Conrad und seine Familie erfahren als im Deutschen Röntgen-Museum. Für Museumsleiter Dr. Uwe Busch eine perfekte Ergänzung. Beides lässt sich prima und sogar fußläufig miteinander verbinden.
Claudia Donth ist Mitarbeiterin der Deutschen Röntgengesellschaft und die „Hausverwalterin“des Gänsemarkts
1. „Ein Highlight ist das originale Modell des Hauses, das Röntgens Vater entweder selbst anfertigte oder anfertigen ließ – genau wissen wir das leider nicht.“Sie deutet auf eine Vitrine mit einem kleinen Geburtshaus im Geburtshaus. Dieser Mini-Nachbau begleitete die Familie Röntgen auf ihrem gesamten Lebensweg.
Fotos der Eltern, Röntgens Geburtsurkunde, eine Gedenktafel, die einst außen am Haus prangte, oder eine Skulptur des Lenneper Künstlers Johannes Küßner sind hier zu sehen. Er hat aus den wurmstichigen Holzbalken des Geburtshauses Kunstwerke erschaffen und an
Sammler verkauft – was wiederum in die Renovierung floss.
Ein weiteres Highlight ist die interaktive Karte in Raum 2, die per Fingerdruck auf dem Touchscreen kinderleicht zu bedienen ist. Wo war Röntgen überall in der Welt? „Das ist wirklich verblüffend“, sagt Claudia Donth. Welche Künstler kannte er? Wer war seine Familie? Einfach drauftippen und lesen – so macht die Wissensaufnahme Spaß.
Und das geht in Raum 3 direkt weiter: Hier verbirgt sich das Prunkstück des Hauses, die Schatzkammer. Hier gibt es fast nur Originaldokumente zu sehen: ein Brief von Albert Einstein an Röntgen, Geburtstagsglückwünsche
von Paul von Hindenburg oder ein wunderschön verziertes Dokument von Luitpold Prinzregent von Bayern. „Kein Wunder, Röntgen ist sehr schnell sehr berühmt geworden“, erklärt Donth. Besucher können sich ein Tablet aus der Station nehmen und sich die Briefe in lesbarer Schrift anzeigen und sogar vorlesen lassen.
Auf der anderen Seite grüßt Röntgens Antlitz im Zeitraffer: Aus zahlreichen Einzelfotos ist ein Facemorph entstanden. Auch von außen kann man das sehen. Spätestens jetzt hat man tatsächlich den Eindruck: Hier lebt Wilhelm Conrad Röntgen.