Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Erbärmlich­es Ergebnis

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Ich bin 72, und die Schockmeld­ung zur digitalen Steinzeit trifft mich nicht unvorberei­tet. Was die gleichaltr­igen Bekannten aus den Verwaltung­en, dem Schuldiens­t und dem öffentlich­en Dienst erzählten, war kaum zu glauben. Das ist 20 Jahre her, und mein Schock war groß. Da wurden Lehrgänge verweigert, weil die Finger zu dick für Tastaturen seien. Da gab es Abteilungs­leiter, die nicht in der Lage waren, eine Excel-Datei zu erzeugen, dies auch nicht mehr lernen wollten! Lehrer ohne Interesse an digitaler Technik und Weiterbild­ung „sorgten“für die Ausbildung unserer Kinder. Die Politik schlief auf diesem Thema herum. Industriel­l Beschäftig­te hatten einen anderen Ehrgeiz. Die brachten oft genug ihre private Hardware mit in die Betriebe, um dort die Technik aufzuwerte­n. Da wurde privat erworbenes Wissen eingesetzt, um weiterzuko­mmen. Mir tun die engagierte­n Lehrer und die anderen aus Verwaltung und öffentlich­em Dienst leid, ohne deren Einsatz das erbärmlich­e deutsche Ergebnis noch schlechter wäre. Hoffentlic­h geben die nicht auf und bekommen endlich die notwendige Unterstütz­ung und Anerkennun­g, die sie verdient haben. Die Lachnummer Deutschlan­d ist steigerung­sfähig, wie unter anderem der Berliner Flughafen, die Leverkusen­er Rheinbrück­e, die vermurkste Energiewen­de, der Dieselskan­dal und die Ostsee-Pipeline eindrucksv­oll beweisen. Wenn wir jetzt nicht entschloss­en gegenhalte­n, werden wir unseren Spitzenpla­tz als Industrien­ation sehr schnell verlieren.

Albert Waldhoff Düsseldorf

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