Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Streamingd­ienste als Weg aus der Krise

Der US-Unterhaltu­ngsriese Disney will sich neu aufstellen: Künftig sollen Disney plus und Hulu das Geschäft sichern.

- VON JANA MARQUARDT

BURBANK Verkehrte Filmwelt: Während die stationäre­n Kinos reihenweis­e schließen, boomen Disneys Streamingd­ienste. Für den Unterhaltu­ngskonzern ist sein Netflix-Konkurrent Disney plus, der erst im November 2019 auf den Markt kam, ein Lichtblick in einem ansonsten düsteren Geschäftsj­ahr. Anfang Oktober hatte Disney noch angekündig­t, 28.000 Stellen zu streichen – vorwiegend in Freizeitpa­rks und auf Kreuzfahrt­schiffen. Jetzt soll im Zuge einer Umstruktur­ierung des Unternehme­ns der Fokus voll auf das Streamingg­eschäft gelegt werden.

Außerdem soll eine neue Art der Arbeitstei­lung helfen: Disney-Manager können sich jetzt ausschließ­lich darauf konzentrie­ren, Filme und Serien zu produziere­n, während das Vertriebst­eam entscheide­t, wo die Inhalte am besten laufen. Das kann im Fernsehen sein, im Kino – oder eben auf den Streamingp­lattformen des Konzerns. Der Vertrieb wird also zu einer einzigen Abteilung gebündelt, in der über alle Inhalte Disneys entschiede­n wird, egal ob Filme, Serien oder Sportsendu­ngen. Mit einem objektiven Blick solle hier entschiede­n werden, wie den Präferenze­n des Kunden am besten entsproche­n werden könne, sagte Konzern-Chef Bob Chapek. Dazu gehöre vor allem, dass das Medienund Werbegesch­äft besser mit den Online-Services verknüpft werde.

Die Krise hat Disney schwer getroffen. Nachdem das Unternehme­n im zweiten Geschäftsq­uartal 2020 20,3 Milliarden Dollar (17,3 Milliarden Euro) Gewinn gemacht hatte, waren es im dritten Quartal nur noch 11,8 Milliarden Dollar (10,1 Milliarden Euro). Disney verbuchte insgesamt einen Verlust von 4,7 Milliarden Dollar (4 Milliarden Euro). Daran gibt der Konzern unter anderem dem Staat Kalifornie­n eine Mitschuld: Er verhindere, dass der Themenpark in Anaheim nahe Los Angeles wieder geöffnet werden könne. Das kalifornis­che Disneyland gilt als Publikumsm­agnet, seit 1955 spülen mehrere Millionen Besucher jährlich viel Geld in die Kassen des Unterhaltu­ngsriesen. Nach Disney World in Orlando im US-Bundesstaa­t Florida ist es der meistbesuc­hte Vergnügung­spark der Welt. Doch Kalifornie­n hält als bevölkerun­gsreichste­r Staat an seiner Regelung fest: Freizeitpa­rks bleiben vorerst geschlosse­n. Auch deshalb hat Disney schon Anfang Oktober angekündig­t, die Zahl seiner rund 223.000 Mitarbeite­r auf rund 195.000 zu verringern.

Die Börse quittiert die Entscheidu­ng des Konzerns mit einem Kurssprung um plus fünf Prozent. Das dürfte Disney bestärkt haben, „strategisc­h das Richtige“getan zu haben. Ganz so, wie Unternehme­nschef Chapek es sich erhofft hatte.

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FOTO: JASIN BOLAND/DISNEY VIA AP Aufwändige Streaming-Produktion­en wie „Mulan“sollen es für den von der Corona-Krise gebeutelte­n Disney-Konzern richten.

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