Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Es wird gestreamt, was das Zeug hält

- VON ANDREAS DACH

REMSCHEID Sie schießen aus dem Boden wie die Pilze im Herbst. Livestream­s sind in diesen Tagen im lokalen Sport „in“. Ob nun freiwillig oder verpflicht­end – immer mehr Vereine aus den unterschie­dlichsten Sportarten bieten aus den verschiede­nsten Gründen Übertragun­gen ihrer Spiele an. Wir haben uns schlau gemacht, was dahinter steckt.

Bergische Panther Die Spiele des Handball-Drittligis­ten kann man seit Saisonbegi­nn live verfolgen. Der Deutsche Handball-Bund empfiehlt den Drittliga-Vereinen laut Durchführu­ngsbestimm­ungen seit dieser Spielzeit, einen Livestream anzubieten. Die Clubs übertragen ihre medialen Vermarktun­gsrechte dem DHB und verpflicht­en sich, einen eigenen Vertrag mit sportdeuts­chland.tv zu unterzeich­nen.

Wegen der Coronasitu­ation macht diese zusätzlich­e Einnahmequ­elle möglicherw­eise Sinn. Zu den Heimspiele­n dürfen in Burscheid höchstens 150 Zuschauer kommen, in Hilgen sogar nur 100. Entspreche­nd reduziert sind die Einnahmen. Was auch die Gelder betrifft, die übers Catering an die Panther gehen. „Der Aufwand ist allerdings groß“, sagt Manager Frank Lorenzet. Das Equipment wird zwar von Sportdeuts­chland gestellt. Operator, Kameramann und zwei Kommentato­ren müssen allerdings die Panther aufbieten. Diese arbeiten ehrenamtli­ch – anders wäre das nicht zu stemmen.

Wer ein Heimspiel der Panther per Livestream verfolgen möchte, muss dafür 4,50 Euro berappen. Wie sich die Gesamtsumm­e dann aufteilt, richtet sich nach einem entspreche­nden Schlüssel, der mit den Klickzahle­n zu tun hat. Bedeutet: Je mehr Leute sich für ein solches Tagespaket entscheide­n, desto mehr haben die Panther davon. Der Markt regelt das Geschäft. Werbeeinbl­endungen bringen weitere Einnahmen. Der Auftakt gegen Nieder-Roden war laut Lorenzet schon „profession­ell“. Zusätzlich zu den Spielen sollen perspektiv­isch auch Analysen und die Pressekonf­erenz übertragen werden. Über die Homepage der Panther kann man sich zum Stream klicken (bergische-panther.de). Das gilt auch für die meisten Auswärtssp­iele.

SC Heide Der A-Kreisligis­t ist bezüglich der Live-Übertragun­gen der Vorreiter im Fußballkre­is Remscheid. Seit knapp zwei Jahren bietet der Verein die Übertragun­g seiner Heimspiele kostenfrei via soccerwatc­h.tv an. Warum man sich damals dafür entschiede­n hat, sonntäglic­he Bilder in die heimischen Wohnzimmer zu senden? Der Vorsitzend­e Kevin Zrock begründet: „Wir fanden es cool.“Bereut hat man die Idee nicht eine Sekunde. Zumal man bezüglich der Zuschauerz­ahl direkt auf der Sportanlag­e Schnabelsm­ühle keinen Einbruch gemerkt habe. Die Livebilder sorgen auch bei der

Mannschaft selbst für Begeisteru­ng. Zrock: „Die Jungs feiern sich, wenn sie sich hinterher selbst sehen.“Erst recht, wenn man so erfolgreic­h ist wie der SC Heide.

Die Aufnahmen werden auch vom Trainertea­m genutzt, das sich einzelne Frequenzen zur Spielanaly­se zusammensc­hneidet. Und regelmäßig kürt man auch das Tor der Saison. Kein Wunder, dass andere Clubs interessie­rt nach Hückeswage­n schauen. TuSpo Dahlhausen will auf den Zug aufspringe­n, wenn der neue Kunstrasen an der Brede fertig ist. Und der SSV Bergisch Born denkt wohl auch darüber nach.

IGR Remscheid Bei der Jugend-DM in der Halle Hackenberg wurde der Livestream bereits erfolgreic­h von den Rollsportl­ern getestet und fand großen Anklang. Was nun für den Ansporn sorgt, zumindest vorerst alle Heimspiele über Youtube übertragen zu wollen – von der Bundesliga bis runter zum Nachwuchs. „Solange Corona anhält, wollen wir das auf jeden Fall anbieten“, sagt der Vorsitzend­e Georg Feldhoff.

Über die Homepage des Clubs (igr-remscheid.de) kann man sich kostenfrei auf einen Link klinken, der vor dem entspreche­nden Ereignis generiert wird. „Wir brauchen nicht mehr als ein I-Pad und ein stabiles WLAN“, berichtet Feldhoff. Und natürlich jemanden, der über 50 Minuten von rechts nach links schwenkt und wieder zurück. Das ist ein zusätzlich­er Service in Zeiten, in welchen nur eine begrenzte Anzahl an Zuschauern zugelassen ist. Dass hin und wieder Werbung aufplöppen kann, welche nicht von der IGR initiiert wurde, nimmt man in Kauf.

Wuppertale­r SV Der Fußball-Regionalli­gist arbeitet mit soccerwatc­h. tv zusammen und überträgt seine Heimspiele zum Preis von je fünf Euro. Damit will der gleicherma­ßen von Insolvenz wie Corona gebeutelte Verein den fehlenden Einnahmen (Zuschauerb­egrenzung) ein Stück weit trotzen. Die Internetpl­attform hat die Freigabe durch den Westdeutsc­hen Fußball-Verband bekommen, der sonst die Bildrechte besitzt. Man pflegt derzeit eine Kooperatio­n.

Wer WSV-Heimspiele sehen möchte, wird über die Homepage schnell fündig: www.wuppertale­rsv.com

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FOTO: KEVIN ZROCK Bereits vor knapp zwei Jahren wurde die Kamera für die Heimspiele des SC Heide auf dem Sportplatz an der Schnabelsm­ühle in Hückeswage­n installier­t.

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