Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald
Ein herausforderndes erstes Schuljahr
Cordula Schneider hat zum 1. November 2019 die Nachfolge von Renate Mohr als Leiterin der Förderschule Nordkreis angetreten. Das erste Jahr war turbulent – und Schuld daran war in erster Linie das Coronavirus.
HÜCKESWAGEN Ihr erstes Jahr als Schulleiterin an der Förderschule Nordkreis mit ihren beiden Standorten in Hückeswagen (Erich-Kästner-Schule) und Radevormwald (Armin-Maiwald-Schule) ist ein wenig anders verlaufen, als Cordula Schneider sich das wohl vorgestellt hat. „Normalerweise heißt es ja, dass man sich selbst in einer neuen Stelle, gerade in einer Führungsposition, ein Jahr Zeit geben sollte, um alles richtig kennenzulernen.“Danach könne man evaluieren, was man so fortführen wolle und wo man Dinge verändern und anpassen möchte. „Das hat hier nicht wirklich funktioniert“, sagt die Nachfolgerin der langjährigen Schulleiterin Renate Mohr, die im Juli vergangenen Jahres in den Ruhestand verabschiedet worden war. Schule lasse ein solches Vorgehen allgemein nur selten zu, und auch sei das Tempo an der Förderschule insgesamt recht hoch – „und dann kam Corona dazu“, sagt Cordula Schneider im Gespräch mit unserer Redaktion.
Sicherlich sei das Virus mit all seinen Auswirkungen auf das schulische Leben das beherrschende Thema vor allem der zweiten Hälfte ihres ersten Jahres als Schulleiterin gewesen. Aber auch in der ersten Hälfte habe es bereits Einiges zu tun gegeben. „Beim Thema des Offenen Ganztags in Hückeswagen war schon in meinen ersten Wochen klar, dass der Förderverein ihn nicht mehr lange in der Trägerschaft wie bisher würde übernehmen können. Daher mussten wir nach einem Ersatz suchen“, sagt Cordula Schneider. Die OGS sei ein wichtiger Teil der pädagogischen Arbeit an der Förderschule.
Da sie allerdings im Rahmen der Schulstation schon in ständigem Kontakt zum Jugend- und Sozialwerk Gotteshütte stand, habe sie das Thema in einer der regelmäßigen Besprechungen einfach angesprochen. Mitte August vollzog sich die Übergabe vom Verein „Lernen Fördern‘“zur Gotteshütte.
Das Virus hat zudem verhindert, dass Cordula Schneider einige Punkte auf ihrer persönlichen Liste habe abarbeiten können. „Ich sehe noch Bedarf dabei, die Elternschaft besser kennenzulernen. Und auch die ersten Kontakte zu den anderen Schulen waren zwar geknüpft – aber nur zu Haupt- und Realschule. Als nächstes wären die Grundschulen dran gewesen“, sagt die Schulleiterin.
Auch der Kontakt zum Jugendzentrum habe noch nicht in der Form stattfinden können, wie sie es sich gewünscht habe, sagt Cordula Schneider. „Die Bausteine waren und sind alle da – ich bin nur noch nicht bei allen dazugekommen, sie auszurichten“, sagt sie.
Bei einer Krise, wie sie durch die Pandemie provoziert werde, könne man nicht auf früher verwendete Strukturen zurückgreifen. „Ich bin aber froh, dass ich schon viel Erfahrungen im Schulbereich habe sammeln können. Als Corona und der Schul-Lockdown kamen, habe ich gedacht: Jetzt kannst du nur noch nüchtern und sachlich an die Sache rangehen und einen Punkt nach dem anderen angehen“, sagt Cordula Schneider. Sie könne sich noch gut an den Donnerstag im März erinnern, bevor verkündet wurde, die Schulen zu schließen. „Ich habe dem Kollegium gesagt: Wir wissen nicht, was morgen passiert. Aber wir versorgen unsere Schüler mit allem, was sie für eine Zeit zu Hause brauchen“, sagt die Schulleiterin. In dieser für alle schwierigen Zeit habe sich auch gezeigt, dass sie mit Konrektorin Stephanie Langmesser sehr gut zusammenarbeiten könne.
Auch im Hinblick auf die zwei Schulstandorte, wirkt sich Corona aus. „Ein Hauptschwerpunkt unserer Arbeit ist die Standortweiterentwicklung. Wir haben unsere gemeinsamen Konferenzen und Besprechungen auf Eis gelegt, jetzt geht es langsam wieder los. Das ist auch wichtig, damit wir an der Erich-Kästner- und der Armin-Maiwald-Schule in die gleiche Richtung gehen. Corona darf dem
nicht im Weg stehen“, betont Cordula Schneider.
Einen gewissen Vorteil habe die Pandemie allerdings doch – da ist die Förderschule ebenso Nutznießer wie alle anderen Schulen und auch viele Unternehmen. „Die Digitalisierung hat noch einmal ordentlich an Fahrt aufgenommen“, versichert die Schulleiterin. Es habe bereits ein gut ausgearbeitetes Medienkonzept ge geben. Präsenz- und Distanzunterreicht würden aber nun noch besser funktionieren, weil man gewisse Dinge einfach ausprobiert habe. „Etwa die Verwendung von Apps, mobilen Endgeräten und auch Videokonferenzen“, sagt die Schulleiterin.
Eines aber sei gerade an der Förderschule trotz Digitalisierung wichtig: „Es zeigt auch, wo Grenzen sind. Bei uns an der Schule kann nicht alles auf Distanz funktionieren, die emotionale Ebene ist für unsere Schüler besonders wichtig.“Wenn sie ihr erstes Jahr in drei Worten beschreiben müsste, würden diese lauten: „Aufregend, spannend und herausfordernd. Aber das ist auch der Hauptgrund, warum ich eine Schule leiten will. Ich hätte mir aber dennoch ein insgesamt ruhigeres Jahr ohne Corona gewünscht“, sagt Cordula Schneider.