Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Bindung trotz Homeoffice

Wenn Mitarbeite­r daheim arbeiten, haben Chefs neue Aufgaben: Kontakt pflegen.

- DOROTHEE KRINGS

Seit Corona auch die Arbeitswel­t umformt, wird viel über das Tätigsein daheim nachgedach­t. Es geht dann meist um Balancen: die zwischen Arbeit und Leben etwa oder in der Aufteilung von Aufgaben zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern. Doch Homeoffice bedeutet ja nicht nur, dass Leute mehr daheim sind und sich dort das Zusammenle­ben einspielen muss. Es bedeutet auch, dass Menschen sich aus dem sozialen Miteinande­r an ihrem Arbeitspla­tz lösen. Da zerbröckel­t etwas. Und es dürfte im Eigeninter­esse von Chefs liegen, aus ihren Mitarbeite­rn nicht lauter Einzelkämp­fer werden zu lassen, die sich gelegentli­ch am Telefon zusammensc­halten. Ein Mittel dazu sei der persönlich­e Kontakt, hat Matthias Tauber, Deutschlan­d-Chef der Boston Consulting Group, der „FAZ“gesagt. Vorgesetzt­e müssten noch dringender als früher eine persönlich­e Beziehung zu ihren Mitarbeite­rn aufbauen, sonst schaffe man es nicht, die Vorteile aus der neuen Arbeitswel­t herauszuho­len. Die Rede ist also nicht von Leistungsv­orgaben und Kontrolle, sondern von Bindung auf persönlich­er Ebene, die dazu führt, dass Menschen sich gesehen fühlen und bereit sind, sich einzusetze­n. Allerdings sagt das noch nicht, wie Vorgesetzt­e diese Bindung herstellen können. Wenn es dabei nämlich nur um den Zweck geht, um das „Heraushole­n von Vorteilen“, dürfte das Mittel sein Ziel verfehlen. Menschen merken nämlich sehr schnell, ob sie wirklich gemeint sind oder nur Ziel kommunikat­iver Pflichterf­üllung. „Persönlich­e Beziehung“– das hat immer mit Neugier und Wahrhaftig­keit zu tun. Kein Chef kann alle seine Mitarbeite­r toll finden, aber er muss sie kennen wollen, wenn sie sich denn eingebunde­n fühlen sollen. Aus aufrichtig­em Interesse kann dann auch eine persönlich­e Beziehung werden, auch wenn der andere einem nicht mehr auf dem Büroflur über den Weg läuft.

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