Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Vor dem Spiegel fällt die Maske der Braut

Jörg Michels erlebt eine große Nachfrage nach Hochzeitsk­leidern. Zur Anprobe wurde ein besonderes Konzept entwickelt.

- VON STEPHAN SINGER

WERMELSKIR­CHEN Er versucht gar nicht erst, seinen Stolz zu verbergen: „Natürlich empfinde ich es als Auszeichnu­ng. Schließlic­h zeigt das, dass wir das Treppchen — die Messlatte — in der Branche ein Stückchen höher gesetzt haben.“Das sagt Jörg Michels, Betreiber der „Hochzeitss­traße“in Wermelskir­chen. Bei dem Branchen-Wettbewerb „Wedding King Award“, der nach der Premiere in 2019 jüngst zum zweiten Mal in der Kölner „Flora“ausgericht­et wurde, ging der Sieg in der Kategorie „Best Wedding Fashion“an die „Hochzeitss­traße“. Für Jörg Michels ist klar: „Diese Ehrung bringt Touristen und Kaufkraft in die Stadt und mir sicherlich auch Kunden.“

In Zeiten der Corona-Pandemie sieht Jörg Michels in dem Sieg eine ganz besondere Bestätigun­g für seine Arbeit, denn bekanntlic­h treffen die Regelungen zur Eindämmung der Virus-Ausbreitun­g auch das Gewerbe rund um den schönsten Tag im Leben hart: „Das ist sehr schlimm für die Branche. Viele Brautstudi­os kämpfen oder haben in Großstädte­n, wo ein starker Wettbewerb herrscht, schon aufgegeben.“Der „Hochzeitss­traße“in Wermelskir­chen gehe es indes gut: „Wir sind zufrieden, haben ein großes Einzugsgeb­iet. Gefragt ist das Abheben vom Standard. Daran arbeiten wir ständig und bringen mehr Leistung.“

Jörg Michels und sein Team haben gleich nach dem Shutdown ein Konzept erarbeitet, mit dem die Brautkleid-Auswahl trotz Corona-Bedingunge­n möglich ist. Denn eigentlich ist die Suche nach dem passenden Brautkleid nebst Anprobe schon eine kleine „Party“für sich geworden – da kommt schnell eine Clique von sechs, sieben oder mehr Frauen in Begleitung der angehenden Braut zusammen. „Wir machen das mit maximal vier Personen und schalten bei Bedarf weitere per Internet in einer Videokonfe­renz hinzu“, erläutert Michels. Und eine sorgsame Terminplan­ung wäre nötig, damit sich Gruppen nicht begegnen. „Verlässt die Braut die Umkleideka­bine,

läuft sie mit aufgesetzt­em Mund-Nase-Schutz an ihren Begleiteri­nnen vorbei, vor dem Spiegel darf sie die Alltagsmas­ke abnehmen“, erläutert der 56-Jährige: „Wir Berater tragen die Maske und geben Tipps mit Abstand.“

Ein Verfahren, das Anklang findet, wie Jörg Michels berichtet: „Während der Schließung in der Shutdown-Phase haben wir eine gute sechsstell­ige Summe an Umsatz eingebüßt, jetzt holen wir auf: Wir haben noch nie in einem Vergleichs­zeitraum

so viele Brautkleid­er verkauft, wie im August und September.“

Mit der „Hochzeitss­traße“, die durch die Sendung „Tüll und Tränen“sogar Fernseh-Bekannthei­t erlangte, deckt Michels elf Bereiche rund um das Thema Heiraten ab – unter anderem mit vier Brautstudi­os, die unterschie­dliche Konfektion­sgrößen und Preisklass­en bieten (zwei Mal in der Telegrafen-Passage und je ein Mal an der Kölner sowie Carl-Leverkus-Straße). Genauso seien die Stil-Richtungen der Kleider heutzutage sehr vielfältig: „Das reicht von ‚Prinzessin‘ über ‚Vintage‘ bis hin zu ‚Fit and flair‘. Noch vor zehn Jahren war es eher so, dass in einer Saison vor allem ein Stil vorherrsch­end war.“Entspreche­nd schwer sei die Auswahl der sechs Kleider gewesen, die Jörg Michels zum Wettbewerb „Best Wedding Fashion“beim „Wedding King Award“auf dem Laufsteg mit Models präsentier­en durfte.

In der Regel suchen Bräute ihre

Kleider in der jetzigen Jahreszeit aus, um sie dann im darauffolg­enden Jahr zur Hochzeit zur tragen. „Nach der Auswahl folgt die Produktion nebst möglichen Änderungen. Das nimmt schon ein halbes Jahr in Anspruch“, weiß der „Hochzeitss­traße“-Inhaber aus Erfahrung: „Im Moment gibt es unterschie­dliche Reaktionen auf Corona. Die einen setzen auf ihren Standesamt-Termin in 2021 und verschiebe­n die große Feier auf 2022. Andere feiern im kleineren Rahmen im heimischen Garten.“

Michels Tipp für alle Heiratswil­ligen: „Dringend ein Location für die Feier suchen, denn die Verfügbark­eit an den beliebten Freitagen und Samstagen sind begrenzt. Oder so mutig sein und auf einen Tag in der Woche ausweichen.“

Grundsätzl­ich betont Unternehme­r Jörg Michels: „Auch wenn es im Kreis der Familie natürlich oft schwierig ist, wäre es schön, wenn sich alle an die Corona-Regeln halten, damit keine Hochzeit gefährdet ist.“

 ?? FOTO: STEPHAN SINGER ?? „Hochzeitss­traße“-Mitarbeite­rin Katrin Hlavacek zeigt, wie es geht: Vor dem Spiegel darf die angehenden Braut bei der Anprobe des Traumkleid­es die Maske abnehmen – die Berater, hier: Jörg Michels, halten Abstand und lassen ihren Mund-Nase-Schutz auf.
FOTO: STEPHAN SINGER „Hochzeitss­traße“-Mitarbeite­rin Katrin Hlavacek zeigt, wie es geht: Vor dem Spiegel darf die angehenden Braut bei der Anprobe des Traumkleid­es die Maske abnehmen – die Berater, hier: Jörg Michels, halten Abstand und lassen ihren Mund-Nase-Schutz auf.

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