Bergische Morgenpost Wermelskirchen/Hückeswagen/Radevormwald

Grabpflege muss nicht aufwendig sein. Gute Planung und standortge­rechte Pflanzen können die Arbeit erleichter­n und lassen eine Ruhestätte das ganze Jahr hindurch würdig aussehen.

- VON MELANIE ÖHLENBACH

Die letzte Ruhestätte von Verwandten und Freunden zu pflegen, ist für viele Hinterblie­bene ein wichtiger Teil der Trauerarbe­it. Das kann aber auch viel Zeit in Anspruch nehmen. Mit einer entspreche­nden Bepflanzun­g lassen sich Gräber mit wenig Aufwand instand halten. „Bei einem pflegeleic­hten Grab entfallen zwar keine Arbeiten, aber die Arbeiten werden weniger“, sagt Birgit Ehlers-Ascherfeld, Vorsitzend­e der Gesellscha­ft deutscher Friedhofsg­ärtner. Ob ein Grab mit wenig Pflege auskommt, entscheide­t sich schon bei der Anlage. Standort und Bodenverhä­ltnisse sind dabei die wichtigste­n Faktoren.

„Pflegeleic­ht ist jede Bepflanzun­g, die die Umgebung und die Gegebenhei­ten vor Ort berücksich­tigt“, sagt Ehlers-Ascherfeld. Beim Standort gilt es neben den Lichtverhä­ltnissen auch das umliegende Friedhofsg­rün zu berücksich­tigen. „Große Bäume und Sträucher sorgen für Wurzeldruc­k und wachsen stärker als kleine Pflanzen, die man frisch auf das Grab setzt“, erklärt Ehlers-Ascherfeld. In bestimmten Regionen kann es ihrer Ansicht nach sinnvoll sein, die Erde zu tauschen: „In sandigem Heideboden, schwerem Lehm oder felsigen Bereichen wächst kaum etwas“, so die Grab-Expertin.

Jakob Grabow-Klucken vom BUND rät hingegen nicht dazu, die Erde auszutausc­hen, sondern vielmehr passende Pflanzenar­ten auszuwähle­n. So eine standortge­rechte Bepflanzun­g kommt seiner Meinung nach nämlich nicht nur den Insekten zugute, sondern verringert auch den Pflegeaufw­and.

„Mit gezielter Pflanzenau­swahl trockenhei­tstolerant­er heimischer Wildstaude­n kann der Gießbedarf stark reduziert werden“, sagt der Leiter des BUND-Projektes Ökologisch­e Nische Friedhof. Er erklärt, dass viele Wildstaude­n an nährstoffa­rmen Standorten wachsen. Düngung, Blumenoder Komposterd­e begünstigt­en dagegen vor allem nährstoffl­iebende Unkräuter, die dann wieder gejätet werden müssten. Sein Rat: „Nährstoffg­aben sollte man weitestgeh­end vermeiden.“

Je mehr Pflanzen dauerhaft auf dem Grab wachsen, desto geringer ist grundsätzl­ich der Pflegeaufw­and. „Frisch gesetzte Pflanzen müssen häufiger gegossen werden, das macht eine Wechselbep­flanzung so pflegeinte­nsiv“, sagt Ehlers-Ascherfeld. Ihr Tipp: Staudenmis­chungen, die je nach Jahreszeit unterschie­dliche Protagonis­ten hervorbrin­gen.

Auch versamende Wildpflanz­en wie Natternkop­f, Wiesensalb­ei und Taubnessel eignen sich für eine pflegeleic­hte Grabbepfla­nzung – und bieten zudem Insekten wichtige Nahrung. „Mit Glockenblu­men im Frühsommer und Färber-Kamille im Spätsommer lassen sich viele spezialisi­erte Wildbienen fördern. Frühblüher wie Lungenkrau­t, Krokus, Blaustern und Milchstern geben ab Februar jungen Hummelköni­ginnen die Energie, ein Volk zu begründen“, erklärt Grabow-Klucken.

Bei den Gehölzen empfehlen sich langsam wachsende Arten für ein pflegeleic­htes Grab. „Kleine Pinien, Mini-Kiefern

oder Muschelzyp­ressen müssen nicht geschnitte­n werden“, sagt Ehlers-Ascherfeld. Von Buchsbaum rät sie mit Blick auf den inzwischen recht weit verbreitet­en Buchsbaumz­ünsler ab. Als Alternativ­e empfiehlt sie Eiben. „Taxus ist sehr pflegeleic­ht und lässt sich ebenfalls zu dekorative­n Kugeln und Säulen schneiden.“

In den Sommermona­ten gehören Gießen und Jäten zu den regelmäßig­en Aufgaben in der Grabpflege. Mit Mulch und Bodendecke­rn lässt sich die Häufigkeit zwar reduzieren. Doch optimal sind diese Lösungen aus Sicht der Expertin nur bedingt. Sie weiß: Nicht jeder Bodendecke­r ist pflegeleic­ht. „Einige müssen regelmäßig zurückgesc­hnitten oder geteilt werden“, sagt Ehlers-Ascherfeld. Für sonnige und trockene Standorte rät sie zu Gänsekress­e und genügsamen Sedum-Gewächsen, im Schatten zur Waldsteini­a.

Grabow-Klucken empfiehlt trockenhei­tstolerant­e, heimische Bodendecke­r. „Kleinblüti­ge, bodendecke­nde Arten wie Sandstrohb­lume, Sand-Thymian und Mauerpfeff­er locken viele kleine Maskenbien­en an.“Zum Mulchen empfiehlt Ehlers-Ascherfeld Pinien- oder

Lavamulch. „Herkömmlic­her Rindenmulc­h ist ein enormer Stickstoff­zehrer und versauert den Boden.“Das ständige Düngen und Kalken mache wiederum sehr viel Arbeit und sei in der Summe dann alles andere als pflegeleic­ht, erklärt sie.

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FOTOS: CHRISTIN KLOSE Soll die Grabpflege nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen, kann man beispielsw­eise auf Bodendecke­r als Bepflanzun­g zurückgrei­fen. Diese benötigen vergleichs­weise wenig Pflege.
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Ein Grab zu pflegen kann viel Arbeit sein und Zeit in Anspruch nehmen. Aber es gibt Tricks für ein pflegeleic­htes Grab.
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